Es wird hochtrabend als Slow Blogging bezeichnet. Und sobald irgendwas ein hochwichtiges Siegel bekommt, übt die Maschinerie im Hintergrund ihre Macht aus. Über dieses Zauberwort habe ich vor Jahren schon mal geschrieben. Und es kommt derzeit mal wieder vor, dass das Alles breit getreten wird. Deshalb muss ich meinen jetzigen Standpunkt dazu vertreten.
Was ist denn Slow Blogging überhaupt?
Es gab mal Zeiten hier im Blog, in denen hatte ich zum Teil 3, 4, sogar 5 Artikel am Tag. Und da ich einen täglichen Newsletter hatte, der automatisiert die Liste der erschienenen Artikel zu meinen Lesern transportiert hatte, war ich zudem der Meinung, ich müsste vielseitig und themenreich schreiben. Irgendwann hatte ich das reduziert und auf einen wöchentlichen Newsletter gesetzt.
Ich schreibe seither entspannter. Und mir machte auch eine Aussage Sorgen, nämlich dass man schnell als Spammer gelten könnte, wenn man zu viel publiziert. Und irgendwie sage ich mir seitdem: Wenn du mal an einem Tag nichts von dir gibst, wird auch nicht gleich die Welt untergehen. Ich will ja schließlich etwas aussagen und nicht einfach nur lieblos Worte aneinander reihen.
Aber Slow Blogging bedeutet noch mehr. Es ist nicht einfach nur so, die „Schlagzahl“ zu reduzieren. Ich glaube, man darf nichts mehr hinterher rennen. Um mehr „Traffic“ zu erhalten, muss man keinen Blogartikel schreiben. Es hilft schon, wenn ein Artikel über ein wenig Qualität verfügt. Und wenn man den Lesern und Besuchern einen Mehrwert bieten kann.
Ja, das ist alles nicht neu. Eigentlich ist das Thema auch schon durch diskutiert. Was haben vor Jahren die Blogger sich die Blogs voll gemalt, um über Slow Blogging zu erzählen. Aber ich habe eben festgestellt, dass das nun wieder von neuem anfängt. Aber was soll denn neues dabei heraus kommen? Können Sie mir dabei helfen, die Frage zu beantworten?
Ist es Trend oder Mache?
Ist es nun Trend oder Mache, nicht mehr jeden Tag einen Blogartikel zu veröffentlichen? Ich halte es eher für letzteres. Ich glaube, dass verschiedentlich die Blogger einfach nichts mehr zu sagen haben. Dabei blicke ich auch auf mich. Ich habe zwar meine Gedanken und fange sie auch ein. Aber oftmals dreht man sich einfach im Kreis. Also verkündet man, dass man nun einen auf Slow Blogging macht.
Dabei habe ich schon bei dem Artikel, den ich ganz am Anfang verlinkt habe, geschrieben:
Auf jeden Fall halte ich es für falsch, wenn man nun die Slow-Blogging-Welle reitet. Dass man keine hochwertigen Artikel schreiben kann, wenn man häufig welche veröffentlicht, ist doch gar nicht bewiesen. Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht.
Dass es alle paar Jahre Blogger gibt, die behaupten, im Slow Blogging ihr Seelenheil gefunden zu haben, ist erschreckend. Was haben die denn davor gemacht? All das (hohe Schlagzahl, geringe Schlagzahl) wird doch eigentlich nur gemacht, weil man sonst keine Ausrede mehr hat. Glauben sie nicht?
Mir sind Blogger bekannt, die ernsthaft dachten, je mehr Artikel die zusammen stanzen, desto mehr Besucher kommen vorbei. Die gleichen Blogger behaupteten später, dass sie nun zum Wohle der Qualität kürzer treten würden. Meine Meinung: Ersteres hat nicht geklappt, jetzt machen wir letzteres. Das ist das völlig falsche Denken in Bezug aufs Bloggen.
Bloggen heißt doch: „Alles kann, nichts muss“
Die meisten Blogartikel zum Thema Slow Blogging fanden 2015 – 2017 statt. Und jetzt fängt das wieder an. Da ist dann die Rede davon, dass man unbedingt langsamer und weniger schreiben soll, weil der Blog die „Visitenkarte im Netz“ sei und man sich damit bei möglichen Kooperationspartnern bewirbt. Ist das so? Führt man einen Blog nur wegen der Kohle?
Man schreibt doch hauptsächlich aus Spaß an der Freude, oder? Und Spaß macht das Bloggen nicht mehr, wenn es sich wie Arbeit anfühlt. Und wenn ich wegen Kooperationen bloggen würde, wäre es Arbeit. Dafür hat man dann ggf. auch Termine und derartiges. Aber das spielt doch bei Bloggern, die das Ganze in der Freizeit machen, eher keine Rolle.
Alles kann, nichts muss. So hieß das doch früher in irgendwelchen halbseidenen Heftchen in den Kontaktanzeigen. Die prophezeiten doch irgendwie ungezwungenen Spaß. Und genau das sollte das Bloggen auch sein. Man sollte sein eigenes Ding machen. Für die Leser und für sich selbst. Nicht für die Suchmaschinen, sozialen Netzwerke, Statistiken.
Aber wie bewerkstelligt man das Slow Blogging?
Nein, jetzt folgt keine Anleitung darüber, wie man nun mit dem Slow Blogging anfängt. Ich, der fast jeden Tag einen Artikel veröffentlicht, muss da gar nicht die Backen aufblasen. Aber es gibt so ein paar Anhaltspunkte, die wir alle berücksichtigen können, wenn wir den Druck aus dem Kessel lassen wollen.
Wir sollten uns von dem Stress freimachen, bestimmte Termine einzuhalten. Stattdessen sollten wir lieber unsere Artikel sorgfältig aufschreiben und dann in den sozialen Netzwerken ankündigen. Das klappt am besten, wenn man sich nicht mit aktuellen Themen herum schlägt. Ich habe selbst erlebt, dass allein die nicht vorhandene Aktualität ein unschlagbares Hilfsmittel ist.
Und dann können wir immer wieder schauen, dass wir den Artikel neu in den sozialen Netzwerken, Diskussionsgruppen, Kommentarbereichen unterbringen. Warum alles mehrfach schreiben? Ach ja, und wir können uns ausgiebiger den Kommentaren zum Artikel widmen. Dann passiert dort vielleicht auch wieder mehr und wir regen uns darüber auch weniger auf.
Jedenfalls ist es eminent wichtig zu wissen, wann so ein Artikel auf einem Slow Blog erschienen ist. Ein zeitlicher Bezug ist für mich unerlässlich. Ich will mir nicht das Datum aus dem Quelltext oder aus den Kommentaren zusammen klauben. Dann würde das auch eine runde Sache werden. So lang man nur davon redet, bleibt es aber Mache. Alle paar Jahre wieder.