Sie werden sich nun fragen: Was soll das? Aber es ist wirklich so, dass sich Menschen den Kopf darüber zerbrechen, wann man eine Überschrift schreiben soll. Was ich da alles schon gesehen habe, ist schon unfassbar. Da gibt es lustige Info-Grafiken und Programmablaufpläne und all das. Und woher kommt das Alles? Irgendwer muss doch mal damit angefangen haben, sich dazu einen Kopf zu machen. Ich denke, es sind SEO-Leute gewesen, sich vielleicht auch ein wenig zu wichtig genommen haben. Dennoch muss man vielleicht einmal grundsätzlich darüber reden.
Das Problem mit der Überschrift
Kann denn die Überschrift wirklich zu einem Problem mutieren? Ja, natürlich. Man will ja keine unfaire Effekthascherei betreiben, wenn man ehrlich bloggt. Und dennoch will man mit der Artikel-Überschrift irgendwie markig mitteilen, wohin der Artikel führen könnte. Dazu will man es vermeiden, einen Roman als Überschrift zu fabrizieren. Und was das Wichtigste dabei ist: Sie soll um Himmels Willen zum Inhalt des Artikels passen. Glauben Sie es ruhig, es ist jedem schon passiert, im Artikel zu irgendwas anderem zu kommen, als das, was die Überschrift suggeriert.
Und da quasi die Überschrift die Eingangstür zu einem Artikel ist, ist es immens wichtig, dass hinter der Tür auch das angeboten wird, was am Eingang auf dem Schild steht. Sie gehen ja auch nicht gern in ein griechisches Restaurant, wenn draußen indische Spezialitäten angepriesen werden. Wenn Sie an der Bürotür eines Steuerberaters klingeln, erwarten Sie dahin auch nicht unbedingt einen Zahnarzt. So ist das auch mit Überschriften zu aller Art von Inhalten im Internet. Man unterschätzt das. Deshalb schreibe ich ja auch diesen Artikel.
Wann schreibt man denn nun die Überschrift?
Ist das so ein ergiebiges Thema für einen Blogartikel? Sie wissen, dass ich in letzter Zeit längere Artikel schreibe. Das Thema muss erschöpfend genug sein. Ganz ehrlich: Das ist es. Man denkt vielleicht: Da klatsche ich halt die Überschrift am Anfang hin, das wird schon gut gehen. Dachte ich auch. Und genau in dem Moment geht das Ganze schief. Denn man verheddert sich und schreibt dann so, dass es die Überschrift weg scrollt. Von daher muss man schon genau wissen, wie das mit der Überschrift zu machen ist. Für mich gibt es genau zwei Zeitpunkte für eine Überschrift:
- Das allererste Element eines Blogartikels: Wenn ich genau weiß, was ich schreiben will, und der Artikel nicht während des Schreibens reift, dann weiß ich schon eine fertige Überschrift. Aber meistens ist es so, dass da schon Elemente des Artikels vorgefertigt sind. Man hat also eine gewisse Vorbereitung und muss nur noch den Artikel „runter schreiben“. Da fängt man oben an, und das ist halt die Überschrift.
- Das allerletzte Element eines Blogartikels: Nun stellen wir uns vor, dass wir uns einem Thema nähern, indem wir darüber schreiben. Am Anfang haben wir einen wilden Gedanken, den wir nach und nach ergründen. Irgendwie weiß man noch nicht so richtig, wohin der Artikel eigentlich führt. In dem Fall kann man doch erst eine Überschrift hinzufügen, wenn man am Ende des Artikels ist, oder?
Nach meinem Verständnis gibt es keinen anderen Zeitpunkt. Andere sehen das anders. Aber wenn ich weiß, was ich aussagen will, dann kenne ich das Ziel und kann das Motto – also die Überschrift – festlegen. Alles andere steht unter dem Gedanken „Der Weg ist das Ziel“. Es ist für mich halt so. Und irgendwie ist das auch ziemlich einfach, finden Sie nicht? Wenn jemand andere Ideen hat, ist das aber auch in Ordnung.
Wie komme ich darauf?
Ich will nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Das wäre ja nicht in Ordnung. Deshalb gibt es auch keinen Link zu Artikeln, bei denen zwischen Überschrift und Inhalt eine unüberbrückbare Lücke klafft. Aber ich bin tatsächlich schon öfter mal über Artikel gestolpert, bei denen der Inhalt nichts mit der Überschrift zu tun hatte. Als Leser ist man dann einigermaßen überrascht. Und es betrifft eigentlich alle Arten von Veröffentlichungen – also klassische Medien, Online News, Blogs, Foren. Und mir selbst ist es – wie gesagt – auch schon so gegangen.
Man sollte sich immer genau überlegen, wann man was rund um einen Artikel tut. Und die Überschrift sollte nie einfach so als Platzhalter angesehen werden, der durch eine beliebige Anzahl von Worten ersetzt werden muss. Freilich, es gibt nach wie vor Blogs, die nach einem Baukasten-Prinzip Überschriften basteln. Das Gros der Blogs macht schon neugierig auf ihre Inhalte. Es wäre zu schade, wenn man hinter der jeweiligen Eingangstür einen nicht erwarteten Laden vorfindet.
Ich schreibe die Überschrift gewöhnlich immer erst, wenn der Artikel fertig ist. Viel Mühe gebe ich mir dabei aber nicht. Die vielen Tipps und Tricks zu Überschriften kann ich immer nur staunend zur Kenntnis nehmen. Ich halte sie für „normale“ Blogger für ausgemachten Mist. Aber ich fühle mich auch privilegiert, weil ich mit dem Blog kein Geld verdienen will. Wer das möchte, muss sich vielleicht auch über sowas Gedanken machen.
Hallo Horst,
ja, wenn man nicht unbedingt irgendwie in Richtung Anleitung unterwegs ist, kann die Überschrift ja meistens gar nicht feststehen. Mich überrascht es auch immer wieder, wie die Tipps zu Überschriften ihre Runde machen.
Ich bin ja überhaupt drauf gekommen, weil es mir bei verschiedenen Artikeln so vorkam, als hätten die Autoren nicht mehr gewusst, wie die Überschrift lautete, als sie mit ihrem Text durch waren. Und deshalb habe ich mal meine Meinung dazu geschrieben. Als „Tipp“ würde ich das nicht bezeichnen.
So wahnsinnig viel Mühe gebe ich mir auch nicht bei der Überschrift. Da ist manchmal wirklich noch sehr viel Luft nach oben, wenn man so manchem Überschriften-Klimmzüge-Macher so zusieht oder zuhört.