Gestern fand die Apple Keynote statt. Meine Fresse, sind sie da alle wieder durchgedreht. Sowohl im Positiven, wie auch im Negativen. Geht’s euch noch gut? Man muss da ja mal fragen. Ich meine, Apple stellt allerlei Gerätschaften her und verklingelt das Ganze für einen ganzen Haufen Geld. Aber sonst so? Ich glaube, darüber müssen wir mal kurz reden.
Was ist das mit der Apple Keynote?
Also zunächst einmal ist eine Keynote ein herausragend präsentierter Vortrag eines prominenten Redners. Also ist das irgendwie eine spezielle Rede. Mehr nicht. Und was soll das dann mit der Apple Keynote? Und wieso drehen da immer alle frei? Im Prinzip stellt sich da der Firmenchef hin und hält eine Rede. Nicht so beim Obsthändler aus Cupertino. Bei denen ist alles irgendwie ein wenig anders.
Da werden Gerätschaften vorgestellt, die nun nicht viel mehr bieten als die von der Konkurrenz. Aber Apple tut immer so, als hätten sie den Stein der Weisen gefunden. Das hat der Konzern irgendwie immer schon gemacht. Und es funktioniert nach wie vor. So wurden neue iPhones vorgestellt, die eigentlich nicht viel mehr können als mein Huawei Mate 10 Pro. Sie kosten aber gleich mal das Doppelte.
Apple versteht es Jahr für Jahr auf der Apple Keynote, eine riesige Sause zu veranstalten und so zu tun, als hätten sie gerade einen neuartigen Raketenantrieb erfunden. In meinen Augen ist das Unternehmen nicht wie in der Wikipedia beschrieben ein Technologie-Unternehmen, sondern ein Lifestyle-Konzern. Also so etwas wie Gucci mit Internetanschluss. Und ein iPhone ist kein Telefon, sondern der Hermelinpelz der Smartphones.
Was wurde denn da vorgestellt?
Ich habe es nicht richtig verfolgt. Aber ich verfolge nun einmal Twitter. Und das ist gestern wegen der Bombe des Hashtags #AppleKeynote explodiert. Und dann wurden die Dinger genannt, die da kommen. Jetzt passen Sie mal auf:
Es ist eine Uhr: Apple Watch Series 4
Nachdem sich die Apple-Menschen gegenseitig auf die Schulter geklopft hatten, wie geil sie alle sind, wurde die Apple Watch 4 vorgestellt. Ja, die kann viel. So soll sie Leben retten können. Na gut, das ist etwas übertrieben. Aber es soll eine Art EKG-Funktion geben. Aber eben nicht in Europa, sondern nur in den USA. Dafür wird man gleich mal 400, 500 Tacken los.
Damit wird dann also ein Langzeit-EKG zum Lifestyle-Objekt. Großartige Idee, Apple. Ich sehe das irgendwie ein bisschen kritisch. Vor allem, wenn bei der Uhr – und es ist erstmal „nur“ eine Uhr – darauf hingewiesen wird, wie schön sie ist. Und das ist ja das Problem bei Apple: Schönheit und Lifestyle kommen generell vor der Funktionalität. Und Lifestyle muss etwas kosten. Punkt.
Handys, mit denen man Geld verschwendet
Gleich drei neue Smartphones wurden vorgestellt. Da gibt es einerseits die Geschwister iPhone Xs und iPhone Xs Max. Ja, letzteres ist „noch“ – also „noch geiler, noch größer, noch besser“. Und eben noch teurer. Das „normale“ Xs kommt – je nach Speichergröße – für 1149 bis 1549 Euro auf den Markt. Das „Xs Max“ (was für ein bescheuerter Name) ist jeweils nochmal einen Hunderter teurer. Handys zum Preis eines Kleinwagens oder 1,5 mal Saarland, tolle Idee!
Aber es wurde auch noch das iPhone Xr vorgestellt, von dem Apple glattweg behauptet, es würde die Einsteigerklasse neu definieren. Klar, bei einem Einstiegspreis von knapp 900 Euro. Technisch ist das Xr nicht viel mehr als das iPhone 6s, das ich dienstlich nutze. Aber es ist glücklicherweise teurer in der Einführung als das ältere Gerät jemals war. Irgendwas musste ja auch hier „noch“ sein.
Es war wieder Applekalypse
Wie jedes Jahr, so war auch dieses Jahr bei der Apple Keynote die Applekalypse. Bei Apple läuft das ungefähr so: Man macht sich über technologische Neuerungen der Konkurrenz lustig, und wenn man zur Apple Keynote genau so etwas auf den Markt wirft, soll es dann plötzlich hip sein. Und die Blogger sollen möglichst komplett wegen des Events durchdrehen. Denn sonst wird man ja künftig nicht mehr eingeladen.
Also gibt es Jahr für Jahr die Applekalypse. Und Jahr für Jahr explodieren die sozialen Kanäle wegen der Apple Keynote. Damit muss man wahrscheinlich leben. Es sei denn, man hört auf, den ganzen Technik-Bloggern zu folgen. Aber man müsste dann ja auch aufhören, Zeitung zu lesen, da die ja auch voll mit dem Event sind. Und ich frage mich immer wieder, wieso wegen dieses Termins regelmäßig alle irre werden.