Wenn in Apps Werbung auftaucht, ist das ärgerlich, aber unvermeidbar, sollen viele Apps kostenlos sein. Aber da haben Provider was dagegen. In der Lieblings-App, die man kostenlos aus einem App Store hat, wird immer mehr Werbung ausgespielt. Im heimischen WLAN ist es nur ein wegklickbares oder zu ignorierendes Übel, im Mobilfunknetz kostet das richtig Datenvolumen. Da ist es verständlich, dass man sich ärgert. Und da horcht man schon auf, wenn da die Mobilfunkanbieter etwas dagegen tun wollen.
Stellt euch mal vor, ihr bekommt bald keine Werbung mehr auf euren Smartphone angezeigt, nicht weil ihr einen Adblocker installiert habt, sondern weil euer Netzanbieter meint, dass Google oder weitere Content-Ersteller zu viel damit verdienen und bei ihnen selbst nichts mehr hängen bleibt? Dann willkommen im Neuland 2015 und Willkommen in der Realität.
Das schreibt Dennis Vitt zu den Berichten bei Mobilegeeks und dem SPIEGEL. Hintergrund soll sein, dass es vom Netzbetreiber her zu einer Blockade kommen soll, damit keine Werbung mehr durchgelassen wird. Zusammengearbeitet wird wohl mit der israelischen Firma Shine. Man will so einen Riegel vorschieben, dass Google, Yahoo, AOL und Co. weiter im Mobilfunknetz Unmassen von Werbegeldern generieren, wie die für dieses Jahr prognostizierten 69 Milliarden US-Dollar.
Das Ganze sieht aber nicht so aus, als würden die Provider nun unbedingt etwas für die liebe Kundschaft machen wollen. Nein, es wirkt ein wenig so, als wollen sie einen Teil des Kuchens abhaben. Deshalb kann man durchaus auch von Erpressung reden. Und irgendwie sind wir dabei auch ganz schnell beim Thema Netzneutralität. Denn wenn die Mobilfunkanbieter beim Ausliefern von Inhalten aussortieren, greifen sie eben aktiv in den Inhalt ein. Und das ist dann schon noch ein rechtlich fragwürdiges Thema.
Und es geht ja auch weiter. Webseiten werden dann nicht mehr korrekt dargestellt, wenn es die Provider nicht wollen. Da sind wir dann bei werbefinanzierten Webseiten wie diesem Blog. Irgendwie gräbt man damit den Webseiten das Wasser ab. Was dann zur Folge hätte, dass entweder Webseiten-Betreiber einen Teil abgeben müssen oder das Angebot kostenpflichtig machen müssen, um die Seite weiter betreiben zu können.
Also haben wir die beiden Dinge Netzneutralität und freie Meinungsäußerung. Und ich hoffe mal nicht, dass sich die Mobilfunkbetreiber in eine rechtliche Debatte um ein freies Internet begeben wollen. Wenn doch, hätten wir dann ganz schnell eine völkerrechtliche Debatte. Und das nur wegen Werbung, die in Apps (ja, auch ein Browser auf einem Smartphone ist eine App) angezeigt wird. Das kann doch niemand wirklich wollen. Wer wird denn da am Ende die blutige Nase haben? Ich glaube, Google und Co. nicht.