Geschichten aus dem „Neuland“. Deutschland hat, wie wir wissen, ein peinliches Mobilfunknetz. Das hat auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erlebt. Mit dieser Ausbaustufe blamiert sich die führende Wirtschaftsnation Europas regelmäßig bis auf die nationalen Knochen. Und das wird immer mehr zum Standortnachteil. Das ist mein Thema im Abwasch der Woche.
Wieso peinliches Mobilfunknetz?
Mal ehrlich: Ist es wirklich so schlimm, wenn das Netz in Deutschland nicht bis hinter die letzte Milchkanne ausgebaut ist? Wozu braucht man denn im Wald oder auf dem Feld 4G-Netz? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Das mag sein. Aber wenn in vielen Regionen Deutschlands es nach wie vor nicht möglich ist, ein einfaches Mobilfunksignal zu haben, ist das schon unter „Peinliches Mobilfunknetz“ abzuheften. Finden Sie nicht auch?
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich nun wegen des Netzausbaus blamiert. Es ist ihm mittlerweile peinlich, mit ausländischen Ministerkollegen im Auto zu telefonieren. Er hat offenbar sein Büro angewiesen, keine Anrufe mehr ans Autotelefon durchzustellen. Denn ganz ehrlich, wir haben Funklöcher überall im Land. Und nicht mal nur hinter der letzten Milchkanne. Und das ist blamabel für ein Land wie Deutschland.
Es ist an vielen Orten in Deutschland nicht möglich, überhaupt Netz zu haben, geschweige denn 4G. Und nun redet man von dem 5G-Ausbau. Wie sehr will sich Deutschland denn noch lächerlich machen? Die Mobilfunk-Netzbetreiber dürfen eben einfach so Sturm gegen die Pläne laufen, dass auch im ländlichen Raum ausgebaut wird. In die Pflicht genommen werden müssen sie. Denn sonst bleibt so ein peinliches Mobilfunknetz.
Wie will Deutschland denn voran kommen?
Wir reden von „Smart“ und „Internet of Things“ und „Digital Transformation“ und all dem Zeug. Und dieses Land bekommt es nicht gebacken, ein vernünftiges Netz auf die Beine zu stellen. Hier müssen die Betreiber definitiv ihre Pflichten erfüllen. Und sie müssen daran gemessen werden. Wie kommen die denn auf die Idee, der Bundesregierung mit Klagen zu drohen?
Wie will denn Deutschland voran kommen? Wir haben schlaue Autos, die den Verkehr um sie herum an Zentralrechner schicken und Navigationssysteme damit neue Strecken berechnen, um Staus umfahren zu können. Wir wollen das Arztgespräch über Tablets, weil Ärzte im ländlichen Raum nicht mehr zugegen sind. Und dann haben wir kein Mobilfunknetz, das die Daten transportieren kann. Wie armselig ist das?
Nein, meiner Ansicht nach müssen Betreiber von Mobilfunknetzen zur Leistungserbringung verpflichtet werden. Können sich denn Stromkonzerne einfach aus der Verantwortung stehlen? „Wenn wir Strom nach Kleinkleckersdorf legen müssen, verklagen wir die Bundesregierung“ oder sowas? Unvorstellbar. Hier muss auf jeden Fall mehr Druck aufgebaut werden. Aber da ist sich die Bundesregierung ja selbst uneinig.
Lassen wir die ganze Smart-Diskussion in Deutschland sein
Es ist ja ganz nett, dass wir in Deutschland auch über Smart Cities diskutieren. Aber wir kommen ja doch nicht weiter. Selbst in Großstädten in Deutschland ist der Ausbau so blamabel, dass wir ein peinliches Mobilfunknetz haben. Wie oft hört man, dass das Netz von Betreiber XYZ in dieser und jener Stadt zusammengebrochen ist?
Wenn man elektronisch etwas beim Shopping bezahlt, kann es sein, dass der Zahlungsvorgang abbricht, weil das Netz überlastet ist. Das ist keine Raketentechnik, das ist einfach ein netzwerkfähiger Kartenleser. Damit sind die Netzwerke hierzulande überfordert. Damit können wir eigentlich die ganze Diskussion über Smart Cities, Smart Mobility, Digital Transformation und dergleichen sein lassen. Es bleiben Hirngespinste.
Es ist sicherlich woanders auf der Welt auch nicht alles Gold, was glänzt. Und sicherlich ist es einfacher, neue Mobilfunkstandards auszubauen, wo wie in Afrika nichts vorhanden ist. Aber man kann doch nicht so tun, als ob Deutschland ein Hightech-Standort werden kann, wenn man so ein peinliches Mobilfunknetz zulässt. Und da reden wir noch lange nicht davon, wie denn eine Gesellschaft der Zukunft aussehen kann.
Wie geht es denn nun weiter?
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich nun oftmals mit Telefonaten mit seinen Kollegen blamiert und besteht nun darauf, nicht mehr im Auto angerufen zu werden. Aber was wird sonst passieren? Wird es einen großflächigen Ausbau geben, um nun endlich diese peinliche Versorgung mit vernünftigem Mobilfunk loszuwerden? Ich habe meine Zweifel.
Am Ende riskiert man a) einen weiteren Standort-Nachteil für Deutschland und b) eine ausbleibende Einführung von Technologien, die die Nachhaltigkeit unterstützen und das Leben überall in Deutschland lebenswerter machen. Und wenn man die Mobilfunk-Konzerne weiterhin so pudert wie gehabt, riskiert man, dass man hierzulande peinliches Mobilfunknetz weiterhin zu absurd hohen Preisen bekommt. Kann das so gewollt sein?
Interessantes Thema. Internetnutzung im Zug? Meist nicht, weil die Gleise weiße Mobilfunkflecken sind, auf Autobahnen und auch im Wald ebenso. Dabei wäre im Wald und auf Heide und Feldern mitunter wichtig, ein Handy orten zu können zB bei Unfällen. Oder um Hilfe herbeizuholen.
Sagt ja keiner, dass der Traktorfahrer nebenbei beim Pflügen surfen soll. Aber wenns mal eng wird kann Hilfe schnell herbeigeholt werden.
Auch im Wald bei Forstarbeiten kann es durchaus sinnvoll sein, ein Netz zu haben.
Können sich eigentlich die Mobilfunkanbieter das leisten, viele Millionen Menschen im ländlichen Raum einfach nicht als Kunden zu haben?
Hallo Kathrin,
es gibt so viele Anwendungsbeispiele, wo auch ein sinnvoll ausgebautes mobiles Internet au dem Land praktischen Nutzen hat. Aber da ist nun einmal die Abnehmerdichte geringer, weshalb die Konzerne auf dem Land einfach mal nichts tun. Bisher können sich die Betreiber diese Untätigkeit leisten. Man hofft doch, dass das nicht ewig so weitergeht.
Netzausbau würde die satten Gewinne der Netzbetreiber schmälern.
Dank höchster Preise im int. Vergleich für geringste Leistung sprudeln die ohne Ende.
Zu einem Prepaidanbieter wechseln der oft mehr Leistung für weniger Geld bietet als ein Standard Vertrag der Riesen, dass kann man machen.
Nur wird man dort dann vom Netzbetreiber in der Warteschlange für Verbindung ans Ende der Schlange gestellt.
Deswegen wohl die vielen Klagen für schlechtes Netz.
Hallo Truckle,
deshalb halte ich das für eine valide Überlegung, Netzbetreiber wie Stromnetzbetreiber zu betrachten. Soweit ich weiß, müssen diese ausbauen. Dann wären wohl auch die Probleme geringer. Wer weiß das schon?