Segne das Kind. Das klingt irgendwie fantastisch. „Bless the Child“ aus dem Nightwish-Album „Century Child“ ist es auch irgendwie wie das gesamte Album. Es handelt sich hierbei um so etwas wie das Sinnbild für Symphonic Metal, den Nightwish seit nun mehr über 20 Jahren zelebrieren. Und vor 15 Jahren eben kamen sie mit einem Fantasy-Epos rund um das Kind des Jahrhunderts daher und stellten alles in den Schatten. „Bless the Child“ nimmt Bezug auf Fantasy, Tod, Wiedergeburt und all diesen Dingen dazwischen.
Segne das Kind!
„Ich wurde inmitten der purpurnen Wasserfälle geboren. Ich war schwach, aber auch nicht ungesegnet. Tot für die Welt, nur für die Reise am Leben. Eines Nachts träumte ich von einer welkenden weißen Rose, von einem Neugeborenen, das in seiner lebenslangen Einsamkeit ertrinkt. Ich träumte meine ganze Zukunft, erlebte meine Vergangenheit und wohnte der Schönheit der Bestie bei.“
Wo sind all die Gefühle hin? Warum ist all das Lachen verstummt? Wie kann ich jemals wieder fühlen? Hätte ich die Chance zurückzukehren, würde ich es tun? Ich habe mich noch nie so allein gefühlt, als ich aus einem Kelch trank, der meine Zeit herunter gezählt hatte. Ein Tropfen Gift ist in diesem Kelch. Ihn zu trinken, bedeutet, dem linken Pfad zu folgen.
Warum werde ich erst geliebt, wenn ich gegangen bin? Ich bin in der Zeit zurück gegangen, um das Kind zu segnen. Ich habe lange genug über mich nachgedacht, um mir eine Erinnerung zu bilden. Komm und segne das Kind noch einmal.
„Wo sind all die Gefühle hin? Warum ist es die tödlichste Sünde, so zu lieben, wie ich dich liebte? Nun bin ich ungesegnet, ich bekam Heimweh. Bald werde ich von Sorge und menschlichen Schmerzen befreit sein. Meine Geschichte ist die bitterste Wahrheit. Die Zeit bezahlt uns mit Erde und Staub und einem dunklen, stillen Grab. Erinnere dich, mein Kind: Ohne Unschuld ist das Kreuz nur Eisen. Hoffnung ist nur eine Illusion. Und die Seelen des Ozeans sind nichts außer ein Name. Das Kind segnet dich und behütet dich für immer.“
Stakkato und Düsternis
Um das Phänomen Nightwish zu erklären, eignet sich eigentlich „Bless the Child“ sehr gut. Es wird eine fantastische Geschichte erzählt, in der es um das trostlose Leben geht, das der Mensch auf Erden führt. Nightwish spielen eigentlich immer wieder mit dem Thema Tod. Aber immer auf eine Art der Fantasy. Tarja Turunen schwebt bei allem über jeglicher düsterer Polterei. Sie bildet hier ein schillerndes Gegenstück zum erzählenden Sam Hardwick, der das Lied einrahmt mit der Geschichte eines Menschen, der anders ist als andere.
Das Lied baut sich mit engelsgleichen Chorgesängen auf, in die die donnernden Stakkati von Keyboards und Gitarren einbrechen. Begleitet wird das Alles durch das brachiale Schlagzeugspiel von Neuling Jukka Nevalainen. Ich bin eigentlich nicht so der Metal-Freund. Aber „Bless the Child“ begeistert mich eben wegen dieser martialischen Instrumentierung, die zu keiner Zeit einfach nur Krach ist, von der ersten Sekunde an. „Bless the Child“ ist die ganz hohe Schule, Metal mit Oper und Melancholie zu verknüpfen. Und das macht das Lied auch nach 15 Jahren immernoch so besonders.