Wir müssen immer beide Seiten einer Geschichte anhören. Das ist die Erkenntnis, die einem um die Ohren gehauen wird, wenn man „Both Sides“ von Phil Collins hört. Heute vor 20 Jahren stand das Album auf Platz 1 der deutschen Album-Charts, und ich möchte gern kurz daran erinnern.
Es handelt sich bei „Both Sides“ um das persönlichste Werk von Phil Collins. Er hat es nicht nur vollständig allein geschrieben, er hat auch alle Lieder im Alleingang eingespielt. Lediglich beim Abmischen und Produzieren hatte er Unterstützung.
Das Album ist nicht für jeden bisherigen Genesis- oder Phil-Collins-Fan gleich greifbar. Es ist so ziemlich das düsterste Werk des kleinen, trällernden Schlagzeugers. Es ist introspektiv gehalten. Es werden persönliche Geschichten erzählt, politische Themen behandelt, Gefühle verarbeitet.
Man kann aus den 11 Stücken – oder den 62 Minuten – eigentlich kein Lied gesondert hervorheben. Das Album ist kompakt und in sich geschlossen. Aber ich zähle mal die Highlights auf:
- Both Sides of the Story
- Everyday
- Can’t find my way
Kracher wie „Dance into the light“ sucht man auf „Both Sides“ vergebens. Mir scheint, als wäre das Album direkt als Kontrapunkt zu lauteren Alben gedacht gewesen. Sehr nachdenklich wirkt es. Aber das macht es auch aus.
Bei „Both Sides“ handelt es sich um das am meisten unterschätzte Album von Phil Collins. Es wurde komplett bei Phil Collins im Haus aufgenommen. Die Lieder wurden nicht weiter bearbeitet. Das Album ist ein ungeschliffener Diamant. Und durch die kantige Aufnahme wirkt es reeller als jede Hochglanz-Produktion. Und die Melodien wirken noch viel echter.
Das Album wurde mit Preisen überschüttet, aber von Kritikern in der Luft zerrissen. Alles in allem ein sehr gutes Album, um am Sonntag Nachmittag einfach mal die Seele baumeln zu lassen.