Irgendwann hat wohl jede Band mal ein verspieltes Album. So haben es auch Andy Bell und Vince Clarke mal gemacht. „I say I say I say“ ist wohl das bunteste der Erasure-Alben. 10 Stücke, die allesamt hochwertig daherkommen. Eine perfekte Produktion mit wenigen Längen.
Eingeläutet wird das blaue Album mit „Take me back„, einer melancholischen Erzählung über eine romantische Erinnerung. In satten 5 Minuten tobt Andy Bell durch die Oktaven. Das Lied ist getragen und eher nur mittelmäßig schnell. Es besticht durch die einfache Instrumentierung.
Es folgt eine der Singles dieses Albums. „I love Saturday“ ist eine Nummer, die für Diskotheken tauglich ist. Es geht um das Weggehen, um über die Sicherheit, dass jemand daheim wartet. Es kommt unterschwellig der Charme der 70er Jahre Disco Ära zu Gehör.
Mit „Man in the Moon“ wird es verträumt. Ja, es geht um den Mann im Mond. Es geht hier um einsame Nächte, in denen der Geist zu fliegen beginnt. Die karibisch angehauchte Nummer ist für mich einer der absoluten Höhepunkte der Scheibe.
„So the Story goes“ wird sehr orchestral. Im 6/8-Rhythmus entführen uns die beiden Herren, begleitet von großem Chor und viel Brimborium in die Freiheit, weil so eben die Geschichte geht. Fühl, wie deine Seele abhebt! Ein Hinhörer ist es auf jeden Fall.
„Run to the Sun“ ist der große Party-Knaller des Albums, ein zentrales Element des Albums und der zweitgrößte Hit der Platte. Mit House-Elementen begleitet, singt Andy Bell davon, einfach abzuhauen. Sehenswert ist auch das verlinkte Video.
Der große Hit des Albums ist aber die sphärische und verspielte Nummer „Always„, die bis heute in den Radios der Welt zu hören ist. Das Liebeslied ist wohl eins der bekanntesten Lieder der beiden Briten überhaupt. Mir ist es leider etwas zu glibberig.
Ein absolutes Highlight des Album ist die Gospel-Nummer „All through the Years„. Es wird über die Heimeligkeit der Familie erzählt. Dazu eine fesselnde Melodie, eine sehr spannende Gesangsbegleitung. Das Lied zählt für mich zu den absoluten Höhepunkten im Schaffen der Band.
„Blues away“ bringt die Melancholie nach dem Ende einer romantischen Bekanntschaft näher. Man hat sich schlichtweg aus den Augen verloren. Andy Bell singt dieses Lied fast durchweg im Falsett, was dem Lied eine besondere Note verleiht.
„Miracle“ kommt mit großem Knabenchor daher. Das fast göttliche Lied erzählt über das Gefühl, das man als „angekommen“ bezeichnet. Die ewige Suche nach dem Zuhause hat ein Ende. Man ist dort, wo man sein will, mit dem Menschen, mit dem es sich lohnt.
Abgeschlossen wird das ziemlich gute Album mit „Because you’re so sweet„. Eine weitere Offenbarung über Liebe. Spärlich instrumentiert, handelt es sich bei dem leisen Lied um eine klassische Ballade, wie sie nur Größen wie Vince Clarke fabrizieren können.
„I say I say I say“ ist mit Sicherheit kein Album für die Weltmusikgeschichte. Aber es ist angenehmer Pop mit einer Spur Verspieltheit, mit großen Momenten, mit feinen Arrangements und einer über alles thronenden Stimme von Andy Bell. Bei dem Album haben sich Erasure mit The Human League produktionstechnisch zusammengetan. Aus diesem Grund klingt es auch teils so sphärisch. In Deutschland schaffte es das Album in die Top 10. Und es dürfte das letzte Album der beiden mit weltweitem Erfolg gewesen sein. Bei Amazon kann man es aber dennoch weiterhin kaufen.