Jeder kennt das Lied, das Rocker Bruce Springsteen zu dem weltberühmten HIV-Film „Philadelphia“ mit Tom Hanks, Denzel Washington und Antonio Banderas beisteuerte. Jeder kann das so typische „Na na na na nana“ mitsingen. Beim Ertönen des Schlagzeug-Computers mit dem treibenden Rhythmus weiß jeder, welches Lied gerade beginnt.
Was Bruce Springsteen mit „Streets of Philadelphia“ geschaffen hat, ist phänomenal. Und dabei ist es bei weitem nicht sein bestes Werk. Nach dem kolossalen Erfolg des Films wurde vor ziemlich exakt 20 Jahren der Soundtrack veröffentlicht, und mit ihm die nachfolgende Single von Bruce Springsteen.
Als der Film „Philadelphia“ 1993 entstand, wurde Springsteen vom Produzenten Jonathan Demme darum gebeten, ein Lied für den Film beizusteuern, der bereits im Entstehen war. Das war zum Ende der so genannten „Other-Band-Periode“, als er ohne E-Street-Band die Alben „Human Touch“ und „Lucky Town“ am Wickel hatte.
Das Lied handelt von einem einsamen Mann, der ziellos durch die Straßen Philadelphias streift. Der Protagonist ist krank, seine Kleidung ist ihm zu groß. Und er spricht zu einem Gleichgesinnten, der ihn bitte aufnehmen möchte, damit er nicht mehr allein durch die Welt gehen muss.
Das ist grob die Handlung des Liedes. Ohne nachzulesen wäre es mir nicht möglich gewesen, den Inhalt nachzuerzählen. Denn Springsteen ist in diesem Lied ganz besonders undeutlich. Dass er damit den Protagonisten noch deutlicher machen wollte, ist zumindest vorstellbar. Und dieser ist ja krank. Wie wir aus dem Film wissen, heißt die Krankheit HIV.
„Streets of Philadelphia“ war ein grandioser Erfolg weltweit. Nur eben nicht so sehr in den USA. Dort hat man ihm vermutlich nicht abgekauft, dass er ein ausgemergelter, vom Virus gezeichneter Homosexueller ist, der nach Halt sucht. Und im Musikvideo sieht er zwar etwas ein wenig heruntergekommen, aber trotzdem gut im Futter aus.
Trotz dieser mutmaßlichen Mogelpackung hat Springsteen damit eins erreicht: Die Welt hat ein Anti-AIDS-Lied mitgesungen und damit die Diskussion zur Prävention in die Plattenschränke gebracht. Noch heute ist das Lied eins der meistgespielten im deutschen Radio von ihm. Das hat sicher auch viel mit dem markanten „Na na na na nana“, aber auch mit dem Film zu tun.
„Streets of Philadelphia“ ist ein passendes Lied für den Winter. Denn da hat man Zeit zum Nachdenken. Und vielleicht kommt ja jemand auf den Gedanken, dass der Virus tatsächlich jeden treffen kann und sich nicht nur in bestimmten Cliches bewegt. Dann wäre der Auftrag von Springsteen in meinen Augen erfüllt.