Nachdem ich erst über das phänomenale Live-Album „101“ geschrieben habe, ist heute „Violator“ – der Eindringling – an der Reihe. Dieser Tage feiert das Album 24-jähriges Jubiläum. Da schreibe ich doch glatt mal ein paar Worte zum erfolgreichsten Album der Band.
Ich schrieb ja die Tage, dass sich die Band nach „101“ neu erfunden hat. Das zumindest ist meine Auffassung. Und so kam ein etwas anderes Album heraus. Gitarren standen im Vordergrund, religiöse Thematiken wurden besprochen, die Welt wurde endgültig eingenommen. In 47 Minuten kommen 9 Lieder zu Gehör, die eine neue Seite der Band zeigte.
„World in my Eyes“ ist das Eröffnungsstück des Albums. Ein schnelles Lied in minimaler Begleitung und sphärischer Stimmung lädt zum Liebesabenteuer ein. So zumindest sahen es viele bei der Zeile „Let me put you on a trip“. Mit „Sweetest Perfection“ wird es dann blueslastig, das von Verlangen erzählt.
Die bisher eindrucksvollste Single von Depeche Mode, die jemals erschien, folgt als Lied Nummer 3. „Personal Jesus“ gilt bis heute als der wichtigste Meilenstein in der Entwicklung als Band. Country-Elemente, Blues-Rhythmus, „echte“ Gitarren verleihen den 5 Minuten etwas äußerst kurzweiliges. Das Lied ist eins der am meisten gecoverten Stücke von Depeche Mode.
Es wird dann sehr mystisch mit dem für mich besten Stück des Albums, „Halo“. Egal, wie dunkel die Welt wird, etwas wird dich immer wieder auf den rechten Weg führen. Die düstere Stimmung des Liedes verlieh dem Album etwas mystisches. In meinem Bekanntenkreis feierten wir „Halo“ damals im Schwarzlicht, was eine perfekte Stimmung für das Lied setzte.
„Waiting for the Night“ ist das Verlangen nach Ruhe, nach Rettung. Irgendwo in der Stille wird es die Erlösung geben. Hier packen Depeche Mode alles aus, was man in Richtung Trance so braucht.
Ich glaube, es gibt niemanden, der das nachfolgende Stück „Enjoy the Silence“ nicht kennt. Es ist die wohl bekannteste Single der Band in über 30 Jahren Bestehen. Das Göttliche in der Liebe wird hier beschrieben. Eigentlich ist das Lied mehr etwas sehr einfaches, aber die perfekte Verbindung von Stimmung, Komposition und Text macht es zu etwas ganz besonderen, was den Erfolg wohl auch erklärt.
Die für mich beste Single ist allerdings das nachfolgende „Policy of Truth“, in dem es um einen Partner geht, der den anderen hintergeht. Ich denke, die zentrale Aussage ist, dass jeder das bekommt, was er verdient. Die kraftvolle Instrumentierung tut hier ein übriges.
Nach „Sweetest Perfection“ singt Martin Gore auch „Blue Dress“ auf dem Album. Das macht er wieder wie bei „101“ bis in atemberaubende Höhen. Trotzdem schafft es das Lied nicht, sich in die sonst starken Lieder einzufügen und ist somit das schwächste des Albums.
Mächtig düster wird „Violator“ mit dem Knaller „Clean“ abgeschlossen. In fast 6 Minuten wüten sich Depeche Mode mit Schlagzeug, Bassgitarre, elektrischer Gitarre und kräftigen Keyboards durch die seelische Reinigung von Pein und Schmerz. Dave Gahan hat sich mit diesem Lied reingewaschen, und die Band verkündet das in einem düsteren Blues.
Violator stellt ein zentrales Album für die Briten dar. Es gab danach jede Menge „Violator-Fans“, die bei jedem Depeche-Mode-Lied, was aus der Ära stammt, an die Gürtelschnalle griffen. Mit „Violator“ erklommen Depeche Mode den Olymp. es ist ein sehr stimmiges Album, wenngleich ich aber andere Alben der Band als besser empfinde.
Das Album wurde im Jahr 2006 wiederveröffentlicht und enthielt neben einer 5.1-Ausgabe noch die Bonus-Stücke der 4 Singles (in Reihenfolge) „Personal Jesus“, „Enjoy the Silence“, „Policy of Truth“. Ich kann jedem empfehlen, der sich mit der Band beschäftigen will, neben diesem Album noch andere anzuhören. „Violator“ ist keineswegs schlecht, aber es kann problemlos übertroffen werden.
Es ist doch interessant wie sehr wir uns in den Empfindungen und mit dem was wir mit depeche mode erlebt haben ähneln.
Ich habe die Violator rauf und runter gehört, kann mit deiner Einschätzung der einzelnen Tracks absolut mitgehen.
Bin aber der Meinung, dass Violator neben 101 das Beste von DM ist, was sie rausgebracht haben.