Kennt ihr „Anywhere Is“ von Enya? Eine großartige Nummer, die so unscheinbar wie nur irgend möglich um die Ecke kommt und eine bestimmte Botschaft im Gepäck hat. Das Lied stammt vom Album „The Memory of the Trees“ von 1995 und wurde Ende des gleichen Jahres als Single veröffentlicht. Dabei hätte es genau so gut nie auf irgendeinem Tonträger laden können, wenn man sich so die wechselvolle Geschichte des Liedes anschaut. Aber jetzt gucken wir trotzdem mal durch den nicht so großen Hit der Irin.
The Maze of Moments…
Ich gehe durch das Labyrinth der Momente. Aber überall, wo ich mich hinwende, beginnt ein neuer Anfang und findet doch niemals zu einem Ende. Ich gehe bis zum Horizont und finde dort einen anderen. Es scheint alles so überraschend zu sein. Und dann finde ich, was ich kenne.
Der Mond über dem Ozean wird bewegend hin und her gerissen. Aber ohne es jemals zu wissen, ist das der Grund für sein Zerfließen. In Bewegung auf dem Ozean, bewegt sich der Mond immer weiter. Die Wellen wogen weiter. Und ich gehe immernoch weiter.
Ich frage mich, ob die Sterne das Leben zeichnen, das meins ist. Und würden sie ihr Licht genug scheinen lassen, damit es für mich zum Folgen reicht? Ich sehe hoch zum Himmel, aber die Nacht ist voller Wolken. Kein Funke eines Sternbildes, kein Vela, kein Orion.
Die Muscheln auf dem warmen Sand haben aus ihrem eigenen Land den Widerhall ihrer Geschichte mitgebracht. Aber alles, was ich höre, sind leise Töne. Wenn die Kissen Worte weben und die Arme der Weiden verschwinden, sollte ich immernoch daran glauben, dass ich nur träume?
Wenn du dort hingehst, bist du für immer gegangen. Gehe ich dorthin, werde ich meinen Pfad verlieren. Bleiben wir hier, sind wir nicht zusammen. Irgendwo ist es…
Den Faden der Zeit zu verlassen und ihn eine dunkle Linie zeichnen zu lassen. In der Hoffnung, dass ich immernoch den Weg zurück zu dem Moment finde. Ich kehre um und entscheide mich, einen neuen Anfang zu wagen. Ich suche immernoch nach der Antwort und kann kein Ende finden.
Es ist entweder dieser oder jener Weg, es ist ein Weg oder halt ein anderer. Es sollte eine Richtung sein, es könnte ein Spiegelbild sein. Die Wende, die ich gerade ausmachte, die ich nahm: Ich mag am Anfang stehen, aber vielleicht auch nah am Ende.
Die wechselvolle Geschichte von „Anywhere Is“
Was will uns denn Enya mit dem überaus kryptischen „Anywhere Is“ erzählen? Wir müssen dazu wissen, dass Eithne Pádraigín Ní Bhraonáin neben ihrer Schwester Maire Brennan ursprünglich die Band Clannad gegründet hatte, die ihre Wurzeln in irischer Mythologie und Weltmusik hatte. Unvergessen ist Enyas „Sail away, sail away, sail away“ im Welthit „Orinoco Flow“. 7 Jahre später dann eben „Anywhere Is“. Kein Welthit, aber kolossal beeindruckend.
Es hatte sich gelohnt, dass sich Enya so lange mit dem Lied beschäftigt hatte. Das Lied hat ein wunderbares Flair aus Stakkato und Schweben. Aber Enya und ihr Produzent Nicky Ryan waren nicht so richtig zufrieden mit „Anywhere Is“. Und so wollten sie das Lied erst überhaupt nicht veröffentlichen oder für irgendwann aufheben. Allerdings wurde Enya dann überredet, „Anywhere Is“ nochmal zu überarbeiten. Und das hat sich gelohnt.
„Anywhere Is“ bringt eine Macht mit sich, der man sich schwerlich entziehen kann. Es gibt so die Rede davon, dass das die Suche nach einem Zuhause ist. Die ewige Reise der ruhelosen Menschen. Gerade am Ende eines Jahres denkt man an die, die immer unzufrieden sind. Auch sie brauchen etwas, das man landläufig als Zuhause bezeichnet. Der einzigartige Stil von Enya jedenfalls mit den Gesangs-Overdubs und den breiten Keyboard-Teppichen bietet für „Anywhere Is“ das perfekte Tabernakel, die fast heilige Hütte.
Das Lied
Der New-Age Marsch über die Suche nach einem Zuhause kommt so unscheinbar wie nur irgend möglich daher. Und genau das macht den Zauber aus. „Anywhere Is“ bringt so einen besonderen Flair, den ich selten gehört habe, auch bei anderen Enya-Liedern. Auch das zeigt, dass ein Zuhause etwas besonderes ist.