Geh deinen eigenen Weg, triff deine Entscheidungen: Das ist, was Erasure mit „Breath of Life“ aussagen wollten. Das ist jetzt auch schon 25 Jahre her. Udo Lindenberg hatte mal „Ich mach mein Ding“ gesungen, und irgendwie geht „Breath of Life“ in die gleiche Richtung. Das war damals die letzte Single des völlig unterschätzten Album „Chorus“. Und es wird Zeit, sich mal mit dem Lied zu beschäftigen.
Ich hatte nie einen eigenen Standpunkt, denn in meinen Gedanken waren immer die Gedanken von anderen. Ich musste nie Lügen erzählen, denn ich überließ die Entscheidungen anderen. Ich weiß nicht warum, aber ich tat es. Ich musste nie den Ton angeben, denn ich trieb immer mit den Gezeiten des Mondes dahin. Ich würde jede Nacht ausgehen, um jemanden zu finden, der mich richtig behandelt. Keine Chance, keine Hoffnung in dieser Welt. Ich will das Leben, das Leben will mich, um seine Liebe einzuatmen. Nimm mich, ich bin dein. Jetzt komme ich hoch an die Luft. Ich werde meine Zeit für den Rest meines Lebens leben. Dann komme ich zurück für mehr.
Das Leben soll ihn mitnehmen. Und nachdem er zu lang in der Flut abgetaucht war, kommt er wieder an die Luft, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Er erkundet die Welt auf eigene Faust. Und damit ist das Lied überaus optimistisch. Es befindet sich auf „Chorus“ zwischen zwei eher ruhigen Nummern, die diesen emotionalen Luftsprung irgendwie richtig in Szene setzen. Denn ohne dem wäre „Breath of Life“ nicht das, was er übersetzt bedeutet: der Lebensatem, der Lebenshauch.
„Breath of Life“ war in Deutschland eher nur so mittel erfolgreich. Woran das liegt, ist mir nicht so richtig klar. Weil ja das dazugehörige Album durchaus seine Erfolge hatte, wie eben Platin in Großbritannien. Und es kann auch nicht so gewesen sein, dass der Ersaure-Hype da schon vorbei war. Denn sie waren danach wieder deutlich erfolgreicher als mit dieser Single. Sei es, wie es sei, das Lied halte ich trotzdem für eine Perle der Synthpop-Musik. Eigentlich ist es ja New Wave, aber wem erzähle ich das?