Es war 1993, als a-ha mit „Memorial Beach“ ein äußerst ungewöhnliches Album hatten. Das hört man schon an der Haupt-Single „Dark is the Night for all“. Die Zeit von „Take on me“, „The Sun always shines on T.V.“ oder „Stay on these Roads“ war vorbei. Sie versuchten auf „Memorial Beach“ nicht mal mehr, ihren Hang zum Alternative Rock zu verstecken. Und das gelang äußerst gut.
Dark is the Night for all
Es ist Zeit, dass wir Abschied genommen haben. Es ist jetzt die Zeit, sich zu entscheiden. Fühlst du dich nicht so klein? Dunkel ist die Nacht für alle. Es ist Zeit, dass wir nach Westen ausgewandert sind. Dieses Mal wird es die beste Zeit sein. Und wenn die Abende kommen, ist die Nacht für uns alle dunkel.
Es ist Zeit, endlich auszubrechen. Es ist für uns die Zeit, davon zu fahren. Wir müssen das Geheimnis feiern. Es ist Zeit, dass wir Abschied genommen haben. Es ist Zeit für dich und mich. Fühlst du dich nicht so klein? Dunkel ist die Nacht für alle.
Rein ins Auto, Musik ganz laut und einfach abhauen!
A-ha waren zu der Zeit irgendwie am Ende. Vorbei war die Zeit der großen Welthits. Der letzte war „Crying in the Rain“, die Cover-Version auf „East of the Sun, west of the Moon“. Man schleppte sich nur noch. Am liebsten würde man alles hinschmeißen wollen und abhauen. Und genau das wollen sie meiner Meinung nach in „Dark is the Night for all“ ausdrücken. Und wer es immernoch nicht begriffen hatte, bekommt es hier mit dem Vorschlaghammer: A-ha waren niemals Pop.
Die Nummer ist sehr dicht gestrickt, kraftvoll instrumentiert und explodiert in der Mitte der knapp vier Minuten. Dieses Lied ist sehr erhaben und zeugt vom Abschied. „Dark is the Night for all“ kommt allerdings optimistisch daher, denn es erzählt davon, dass alles besser wird, wenn man aus den Fesseln ausgebrochen ist und abhaut. So optimistisch geht dann allerdings „Memory Beach“ nicht weiter.
Mit dieser Single und eben dem gesamten Album führten a-ha konsequent fort, was 8 Jahre vorher mit „Take on me“ begann: Auch das Album „Hunting high and low“ war nicht wirklich ein Pop-Album. Aber im Laufe der Zeit wurde die Musik der Band immer rockiger, erwachsener, erhabener. „Dark is the Night for all“ ist die perfekte Nummer, um sich einfach ins Auto zu setzen und mit offenen Fenstern und lauter Musik in die Nacht zu verschwinden.
Memorial Beach
Das Album „Memorial Beach“ ist ein zutiefst unterschätztes Album. Das zeigt sich auch an „Dark is the Night for all“, das es mal eben nur in die Vierziger in den Charts geschafft hatte. Das Album spielt mit einem wahren Wechselbad der Gefühle und ist ein Meilenstein im Schaffen der drei Norweger. Sie ließen sich eben auch nichts mehr vorschreiben. Denn sie wollten laut und deutlich sagen, dass es nun genug ist.
Nach dem Album gab die Band bekannt, eine Pause von unbestimmter Dauer einlegen zu wollen. Wie bei „Dark is the Night for all“ eindrucksvoll geschildert wurde: „It’s time… yeah, to break free“. Und es dauerte danach schlappe sieben Jahre, bis sich die Band neu erfunden hatte und mit dem beeindruckenden „Minor Earth, Major Sky“ und der Alternative-Nummer „Summer moved on“ zurück kam.
A-ha blieben sich immer treu. Sie werden sich fragen, wieso ich das so sehe, wenn wir hier „Take on me“ und „Dark is the Night for all“ vergleichen. Aber es ist ja mehr. Schauen Sie einfach mal durch die Diskografie der Band, und Sie werden feststellen: Es war eine kontinuierliche Entwicklung, die zu dem Höhepunkt auf „Memorial Beach“ führte. Deshalb vertrete ich die Meinung. Und ich würde mich freuen, wenn nach vielen beeindruckenden Shows wieder neues Material käme.
Das Lied
Es gibt mehrere offizielle Videos zu dem Lied. Hier habe ich die entschärfte Version ohne verstörende Szenen, in denen sich zum Beispiel das Gesicht von Morten Harket durch seinen Unterleib bricht. Es wurde mit erweitertem Datenschutzmodus eingebaut.