Heute vor 25 Jahren hatte sich die Welt wieder eingekriegt nach dem wahnwitzigen Erfolg rund um die „Music for the Masses“ Tour, die im Konzert in Pasadena, Kalifornien gipfelte und als „101“ veröffentlicht wurde. Die 80er waren quasi abgeschlossen, Zeit für etwas neues. Und das hieß für Depeche Mode „Personal Jesus“ aus dem später folgenden Album „Violator“. Das Lied wird heute 25 Jahre alt. Wir sind alles alte Säcke, die wir den Hype damals mitbekommen habe. Und ich schreibe einfach mal darüber.
Streck deine Hände aus und greife nach dem Glauben!
So einfach ist das manchmal. Oder? Hören Sie einfach mal in sich hinein. Wie oft kommt es vor, dass Sie jemanden als den eigenen Jesus bezeichnen würden? Nein, das soll hier nichts religiöses werden. So ist auch „Personal Jesus“ nicht gemeint. Aber denken Sie einfach mal über diese Frage nach. Haben Sie eine Ahnung, worauf Martin Gore beim Schreiben des Liedes hinaus wollte?
Es gab da dieses Buch „Elvis und ich“ von Priscilla Presley. Und Martin Gore war von dem Buch fasziniert. In „Personal Jesus“ geht es kurzerhand um jemanden, der dem Partner Hoffnung gibt und sich um ihn kümmert. Es geht darum, wie Elvis zu seiner Frau war: Als Mann, als Mentor, als Partner, als zweite Hälfte. Sagen Sie mal ernsthaft: Wie oft kann jemand so etwas heutzutage noch über seine(n) Partner(in) sagen? Heute redet doch jeder nur noch vom Lebensabschnittsgefährten.
Was passiert, wenn man sich irgendwie in sich verkriecht und sich eh unverstanden fühlt? Wer weiß, vielleicht wegen der besonderen Art, wie man ist, oder wegen Dingen, die man sagt oder tut. Jedenfalls kann es durchaus so kommen, dass man durch das fehlende Verständnis auch den Glauben an sich verliert. Dann wünscht man sich irgendwann jemanden, dem man sich mal anvertrauen kann und sein ganzes Leben mal erzählen kann. Dieser Jemand ist – wer weiß – ein guter Freund, ein neuer Partner, was auch immer. Jedenfalls ist das jemand, der die Last des Selbstzweifels von den Schultern nehmen kann.
So war Elvis zu Priscilla. Zumindest wird das so beschrieben. Und durch die Offenbarung untereinander wurde ein Band geschaffen, das niemand zerschneiden konnte. So heißt es. Und das ist ein „Personal Jesus“. Martin Gore wollte mit dem Lied ausdrücken, dass jeder einen solchen Menschen haben sollte. Und offensichtlich stimmten ihm unendlich viele Leute zu.
„Personal Jesus“ ist die Single von Depeche Mode, die am längsten in Charts platziert war. Sie ist ein wahrer Meilenstein. Selten waren die Synthie-Rocker (oder wie man sie auch immer bezeichnen will) kraftvoller und optimistischer. Wenn man sich auszieht, bis die Seele blank liegt und man dann jemanden hat, der diese Seele neu bedeckt, kann das ja nur optimistisch sein. Und das war damals dieses Lied: