Hymnen der Märtyrer – wie das klingt! Aber das Projekt „Jesus Loves You“ war eben der Meinung, das einzige Album so zu benennen. Nun gut. Als ich das erste Mal von dem Projekt hörte, war ich schwer begeistert. Es handelte sich damals um die zweite Single. Und mich beeindruckte die Stimme. Wie ich dann feststellte, war das niemand geringeres als Boy George, der da trällerte. Dann – rund ein Jahr später – kam dieses Album, und ich muss das einfach mal besprechen.
Bei „Martyr Mantras“ handelt es sich zum Teil um eine lose Ansammlung von Singles, zum Teil um eine Sammlung von Bürgerrechtsliedern. Ziemlich durchmischt, bietet das Album Soul, House, Hip Hop und sogar Banghra Pop oder so. Man nennt das wohl auch Ethno House, gepaart mit Soul. Wie auch immer – das Album kann man durchaus mal hören.
Begonnen wird das Album mit „Generations of love„. Das ist ein Lied über all die Dinge, die man mit Liebe überwinden könnte, wenn man denn wollen würde. Apartheid könnte man besiegen. Und es ist dabei egal, welche sexuelle Orientierung man hat. Paul Oakenfold hatte das Lied für das Album gemixt. Die Deep House Nummer ist aktueller denn je.
Es folgt die soulige Nummer „One on one„. Es geht um die unerfüllten Versprechungen, um die Enttäuschung, wenn Zuneigung einfach mal hingenommen wird und der- oder diejenige dann einfach abhaut. Das war damals nach „Generations of Love“ die letzte Single des Albums. Die dritte Nummer „Love’s Gonna Let U Down“ kann ich leider nicht anspielen. Aber stellen Sie sich einfach mal vor, Boy George hätte zu viel geraucht und würde einen auf „M. People“ machen. So klingt das Lied.
Eins der bekanntesten Lieder des Albums ist die zweite Single „After the Love„. Die Mischung aus Gospel, Soul und Acid trieb damals die Discos an. Jesus Loves You trieben damit die Meute an. Und es geht um Glauben, dass alles besser wird, auch wenn durch Kriege und Elend die Liebe weg ist. Mit anderen Worten: Man kann alles überwinden. Für mich ein Sinnbild der Endachtziger.
Die nächste Nummer, das soulige „I Specialise in Loneliness“ kann ich Ihnen wieder nicht vorspielen. Hier geht es um die Einsamkeit, in der man sich einfindet. Man wäscht sich mit ihr rein und wird zu einem neuen Menschen. Es folgt dann auf dem Fuß „No Clause 28„, das ich im Original vom Meister persönlich gefunden habe. Das Stück beschreibt Margret Thatchers Ansicht gegenüber Homosexualität. Und leider kann ich nicht mit „Love hurts“ dienen, der GEMA sei dank.
Und so geht das eben weiter mit „Siempre te amare“, der Erklärung ewiger Liebe, und „Too much love“, einer Nummer, die erzählt, dass zu viele Liebe tödlich ist. Und mit dem wohl bekanntesten Lied des Albums wird eben jenes abgeschlossen. Die Hymne über die indischen Gläubigen, die sich herunterbeugen sollen oder eine heilige Kuh essen sollen, ging wohl in die Geschichte ein:
Das gesamte Album ist recht spirituell gehalten. Gleichheit aller Menschen ist der Oberbegriff, unter dem sich alle Lieder zusammenfassen können. „Bow down Mister“ ging bis auf 6 in Deutschland, das gesamte Album schaffte es bis auf Platz 44. Das ist jetzt nicht so der riesige Erfolg, aber beachtlich für ein so spezielles Album.
Boy George hat nach eigenen Angaben im Hare Krishna eine Hilfe gefunden, seine Heroin-Sucht zu überwinden. Das erklärt wohl auch den Märtyrer, um den es geht. Im Zuge von „Jesus Loves You“ schrieb er unter dem Pseudonym Angela Dust die Lieder. „The Martyr Mantras“ war fast der letzte nennenswerte Erfolg des Briten, der irgendwie vergeblich versucht, an diese Zeiten anzuknüpfen.
Schade, dass ich so wenig anspielen konnte. Aber Sie kennen das ja, wenn Sie aus Deutschland Videos aufrufen, nicht wahr?