Abhauen, davon segeln, die Strömung des Orinoco nutzen. Das Lied Orinoco Flow von Enya erzählt in einmaliger Art und Weise vom Fernweh. Die New Age Hymne war der Herbst-Knaller schlechthin im Jahr 1988. Wer kennt dieses Lied nicht, das aus all dem Lalala im Radio immer herausstechen wird? Enya Brennan – oder irisch Eithne Ní Bhraonáin – wurde damit praktisch über Nacht zum Weltstar. Und wir segeln jetzt einfach mal auf den Fluten dahin.
„Lass mich segeln, lass den Orinoco fließen“ – Der Orinoco ist einer der imposantesten Flüsse Südamerikas. Freilich nicht ganz so bekannt wie der Amazonas, aber nicht weniger beeindruckend. Der Gigant mit seinen riesigen Wassermengen aus etwa 1 Million km² Einzugsgebiet kommt aus dem Bergland Guyanas, fließt durch Venezuela und Kolumbien und mündet dann in den Atlantischen Ozean. Er stellt die Lebensader für den gesamten Norden Südamerikas dar und wird in zahllosen Gesängen der Naturvölker gehuldigt.
Enya thematisiert in dem Lied die gigantische Weite des Flusses. Sie begibt sich auf die Reise nach Libyen, ins Gelbe Meer, über Bissau vor der Küste Westafrikas in den Pazifik nach Palau, von den Fidschi-Inseln nach Tiree an der Westküste Schottlands und nach Ebony in Südostengland. Man hört Babylon von Peru bis Cebu. Und so weiter und so fort.
Der Orinoco lässt sie treiben und die gigantische Kraft spüren. Und mit dem Fluss unter dem Kiel schafft man es am Ende bis ans Ross Schelf der Antarktis. Mit anderen Worten: Mit der richtigen Kraft schafft man alles. Man kann es bis zum Mond und zu den Wolken schaffen, so lang einen die Wellen tragen. So lang die Kraft nicht nachlässt, kann man alles erreichen. Man kann sich als Musiker sogar einem der einflussreichsten britischen Musikindustriellen, Rob Dickins, widersetzen, wie sie es im Lied erzählt.
Das Lied hatte sie im Alleingang aufgenommen. Alle Instrumente wurden von ihr gespielt und sie sang auch x-mal die Gesangsspuren ein, um einen Chor zu erzeugen. Aufgenommen wurde es passenderweise in den „Orinoco Studios“ London. Und es war die Hauptsingle ihres zweiten Albums „Watermark“. Und bis heute ist diese Art Musik das Markenzeichen der irischen Musikerin. Und wer kennt es nun noch nicht?