Damals, als wir jung waren. Wir waren damals bei uns im Bekanntenkreis irgendwie alle um die 18 Jahre alt, und die Weihnachtszeit 1991 verschüttete auch die letzte Sommerromanze. In unserer Clique hockte man dann in Großraumdiscos und ergoss sich im Trennungsschmerz. Denn damals spielten sie noch Balladen. Wie „Stay“. Meine Fresse, haben die Mädels bei uns dieses Lied geliebt. Und irgendwie konnte man sich als 18-jähriger Halbstarker nicht dem Bann dieser Nummer entziehen. Es war bitterkalter Winter, und dieses Lied machte alles nur noch schlimmer.
Better hope and pray
Wenn dir die Welt sinnlos erscheint und du daran denkst abzuhauen, werde ich überall hin mit dir gehen. Leg mich doch einfach in Ketten. Aber wenn du versuchst, allein zu gehen, denke nicht, dass ich es verstehen werde! Bleib bei mir… In der Stille deines Zimmers, in der Dunkelheit deiner Träume musst du einfach an mich denken. Da kann es nichts dazwischen geben. Wenn dein Stolz am Boden liegt, werde ich dich dazu bringen, nach mehr zu betteln. Bleib bei mir…
Du solltest lieber hoffen und beten, dass du es heil zurück in deine Welt schaffst. Du solltest auch lieber hoffen und beten, dass du eines Tages in deiner eigenen Welt erwachst. Denn wenn du in der Nacht schläfst, werden sie deine Schreie in deiner eigenen Welt nicht hören. Nur die Zeit wird es zeigen, ob du den Bann brechen kannst, wenn du in deiner eigenen Welt bist… Bleib bei mir.
Die fast-Gothic-Nummer
Was war das für ein großartiger Schmachtfetzen! Die Irin Siobhan Fahey und die Amerikanerin Marcella Detroit brachten im Januar 1992 „Stay“ auf den Markt. Geschrieben wurde es von den beiden Sängerinnen, die sich „Shakespears Sister“ nannten, und Dave Stewart von den Eurythmics, der zu der Zeit mit Fahey verheiratet war. Fahey kam von Bananarama. Detroit war vorher schon Komponistin, unter anderem für Bob Seger oder Eric Clapton. All diese musikalischen Einflüsse wurden eingesammelt. Aber dass eine Nummer dabei heraus kam, die fast Gothic-Charakter hatte, war schon sensationell.
Die beiden spielen im Lied und im dazugehörigen Video die liebe, zerbrechliche Hinterbliebene im Diesseits (Detroit) und den bösen Dämon im Jenseits (Fahey). Sie kämpfen um den im Koma liegenden Freund. Und irgendwie kauft man den beiden Sängerinnen jedes Wort ab. Gerade, als der Dämon dann am Ende zu gewinnen droht, gewinnt das Leben, und Detroit kommt mit ihrem legendären“hohen F“ aus dem Pfeifregister, dem höchsten Bereich der menschlichen Stimme.
Ich glaube, viel mehr hätte nie und nimmer sein können, um eine Herz-Schmerz-Ballade zum Welthit zu machen. Nur noch ein einziger Tropfen mehr in diesem Glas hätte das Ganze unglaubwürdig gemacht und die Nummer floppen lassen. So haben wir auch nach 26 Jahren die ideale musikalische Begleitung für jegliche Trennung von Menschen. Und wie das Lied nach all der Zeit immernoch wirkt, können Sie selbst ausprobieren.
OMG. Kann mich noch ganz gut daran erinnern …