13 Mal Platin in Großbritannien, 1 Mal Diamant in Japan, vierfaches Platin Deutschland, achtfaches Platin in den USA – „Bad“ ist eines der erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte. Es hat Michael Jackson unsterblich gemacht. Der kleine Tanzflummi mit der quäkenden Stimme wurde endgültig zum Rhythm-and-Blues-Gott. Und deshalb muss man einfach über eins der bedeutendsten Alben dieses Genres reden, egal was man von Michael Jackson sonst hielt.
Eine reichliche dreiviertel Stunde erwartet den Hörer, der gern die Hüften zucken lässt. Ich weiß, dass ich das Album Ende der Achtziger auch gehört habe. Und von diesem Album stammt auch das Lied, das ich von Michael Jackson neben dem phänomenalen „Earthsong“ am besten fand. Dazu im Verlauf des Artikels mehr. Zwischen Ende Juli 1987 und Mitte Oktober 1989 erschienen die Singles der Scheibe, es wurden quasi alle Lieder ausgekoppelt. Und das waren sie:
Los geht es auf jeden Fall schon einmal mit dem zackigen „Bad„, dem Titelstück. Es geht um ihn selbst und seinen extraordinären Status als Megastar. Das Lied ist auch eine Karikatur der Funk-Götter. Das Lied wird von Kritikern gern als Metapher zum Schaffen von James Brown hergenommen. Das Lied ist pure Rhetorik und blanke Satire.
Dann schnippt er mit den Fingern, nachdem er einer Frau das weltberühmte „Hey!“ hinterhergebrüllt hat. Jeder weiß, welches Lied gemeint ist. Otto Waalkes hat es durch den Kakao gezogen: „The way you make me feel“ ist eine der groovigsten Nummern von Michael Jackson überhaupt. Natürlich geht es um die Anziehungskraft zwischen Mann und Frau. Die Soul-Nummer mischte damals die Charts aber mal so richtig auf.
„Speed Demon“ ist etwas unbekannter in unseren Breiten. Das war damals die letzte Single des Albums. Das verlinkte Video ist das offizielle, geschlagene 10 Minuten lang als Minifilm mit Trick-Elementen. Es geht um jemanden, der gern schnell fährt. Das Lied kam nicht so gut an wie andere Lieder der Platte, und dem schließe ich mich sofort an.
Ein wahres Sahnestück folgt dann mit „Liberian Girl„, was sicher auch noch jeder kennt. Die ruhige Soul-Nummer beginnt mit Swahili „Naku Penda pia“. Das Lied ist immernoch eine gute Nummer, obwohl es jetzt auch nicht der kolossale Verkaufserfolg war. Mir gefällt es nach wie vor recht gut.
Es folgt dann das funkige „Just good friends“, einem Duett zwischen ihm und Stevie Wonder. Manchmal reicht es auch, einfach nur gute Freunde zu sein. Das Lied dürfte in Europa nur äußerst selten gespielt worden sein. Es wurde auch live nicht oft von Michael Jackson dargeboten. Aber eigentlich wird es völlig unterbewertet, so schlecht ist es nicht.
„Another part of me“ erzählt von dem anderen Teil von ihm. Die große Geschichte in dem Lied ist die Völkerverständigung. Wir übernehmen die Kontrolle und zeigen mit dem Finger auf andere. Wir reihen die Planeten auf, als ob sie an einer Kette hängen. Und egal, wo wir sind, wir senden Liebe in die Welt und hoffen darauf, dass sie verstanden wird. Jeder ist ein Teil von jemand anderen. Denn ehrlich, die Mitmenschen beeinflussen doch jeden Menschen. So in etwa würde man den Sinn zusammenfassen können.
Und dann das für mich beste Lied des Albums: „Man in the Mirror„. Michael Jackson hatte immer schon das große Wort gepachtet. Der Hunger in der Welt, der Kampf ums Überleben, die sterbenden Kinder, die Ausgestoßenen – sie alle sind Teil dieser großen Soul-Nummer. Wenn du aus der Welt eine bessere machen willst, dann – herrgottnochmal – guck dich an, krieg den Arsch hoch und beginne bei dir mit der Veränderung. Das ist die unmissverständliche Botschaft des Liedes, das für mich einer der Meilensteine von Jackson ist.
„I just can’t stop loving you“ ist einer der größten Hits dieses Albums. Die softe Liebesschnulze, die er im Duett mit Siedah Garrett (Co-Autorin des Albums) singt, erzählt genau über das, was es ist: Die ganz große Liebe – oder zumindest das Gefühl danach. Und so kraftvoll der Refrain ist, so kraftvoll schlug die Single weltweit in den Charts ein. Sie erinnern sich sicher.
Und der derbste Kontrast kommt dann ja erst noch. Erst schnulzige Schwoferei, jetzt die große rockige Schrammelei. „Dirty Diana“, zusammen mit Steve Stevens von Billy Idol, ist der wohl härteste Song auf dem Album. Es geht um die männermordende Nymphe, die ihn einfach in Ruhe lassen soll. Völlig übertrieben wird hier nach einer Enttäuschung die böse, böse Ex durch den Kakao gezogen. Viele nahmen an, dass zwischen Michael Jackson und Entdeckerin Diana Ross etwas schlimmes vorgefallen sein muss, was aber immer ins Land der Sage verwiesen wurde. Auch Prinzessin Diana wurde angeführt, was natürlich Blödsinn ist. Aber klasse ist das Geschrammel nach wie vor.
Zum Ende kommt das Album mit „Smooth Criminal“, einem Lied über eine Frau namens Annie. Sie wird in ihrer Wohnung überfallen. Er kam durchs Fenster und hinterließ Blutspuren. Sie wurde niedergeschlagen. Und sie versteckte sich. Das zentrale Element des Liedes ist die Frage nach dem Zustand von Annie: „Annie, are you OK?“ – Immer noch eine gern genommene Nummer für 80er-Jahre-Partys.
„Bad“ wurde so oft verkauft, es war so erfolgreich, dass es einem fast zum Halse heraus hing. Wo man ging und stand, überall brüllte irgendwas aus dem Album. Die große Perle für mich „Man in the Mirror“ sticht für mich aber irgendwie heraus. Das Lied läutete in meinen Augen den Weg zum Messias für Michael Jackson ein. Er brachte danach immer wieder die große Granate mit der weltverbessernden Aussage unter die Leute. Ich glaube, hier hatte es angefangen.
Das Album war nie so hoch angesehen wie „Thriller“. Ich finde es aber irgendwie besser. Ein Fan des gestorbenen Genies werde ich deswegen trotzdem nicht mehr. Aber es sei darauf aufmerksam gemacht, dass das Album am 31. August 27 Jahre alt wird.
In München lief im Mai das Musical Thriller mit allen Songs von Michael Jackson. Gerade die Interpretation von „Bad“ und auch „The way you make me feel“ waren der Hammer“ und „Thriller“ selbst stank mächtig dagegen ab. Ich bin ganz deiner Meinung, dass das Album Bad das bessere ist!