Das Jahr 1989 brachte für die deutsche Band Alphaville die Zeit des Albums „The Breathtaking Blue“. Das atemberaubende Blau, die blaue Stunde hatte ich schon mal hier im Blog thematisiert. Heute geht es um die Hauptsingle „Romeos“. Wenn alle Welt bei Alphaville an „Forever Young“ denkt, ist das viel zu kurz gegriffen. „Romeos“ halte ich zum Beispiel für wesentlich gelungener. Überhaupt ist das gesamte Album maßlos unterschätzt. Deshalb schreibe ich mal über die Single.
A Lonesome Street-Side Romeo
Dort ist ein Junge mit einem kleinen schwarzen Hund. Und er schaut für eine Weile auf seine Uhr. Und die vorbei ziehenden Jahre waschen sein Make-Up ab genau wie der Regen auf dem schmelzenden Schnee.
All die Jungs und Mädchen sind in eine Festung eingesperrt, nur weil es ein Verbrechen ist, könnte es sein. Fleisch und Blut in Eisen und Stahl, nur weil es ein Verbrechen ist, könnte es sein.
Er ist ein einsamer Straßen-Romeo. Du kannst ihn von deinem Fenster aus heute Nacht sehen. Diese Welt ist ein zersplitterter Ort, wie du weißt. Er erwartet dich. Wir sind alle einsame Straßen-Romeos. Du kannst uns heute Nacht von deinem Fenster aus sehen. Wir alle ändern unsere Standpunkte manchmal. Wir erwarten dich.
Wer sind denn diese Romeos?
Ich halte „Romeos“ für eins der besten Alphaville-Stücke. Einerseits die kreischende Gitarre, die fast blues-rockige Rhythmus-Begleitung und überhaupt die gesamte Instrumentierung, andererseits der kryptische Inhalt und die faszinierende Stimme von Marian Gold (oder halt bürgerlich Hartwig Schierbaum). Das hatte schon was. Schon beim ersten Hören damals im Radio war ich sofort begeistert von dieser Nummer nach „Forever Young“, „Big in Japan“, „Jetset“ oder „Dance with me“.
Alphaville hatten sich neu erfunden. Nicht das letzte Mal für die Band. Und sie waren zerstritten. In dem Lied erzählt Marian Gold von jungen Menschen, die niemand wahrnimmt. Sie kämpfen vielleicht mit sich und haben Probleme, sich mit anderen Menschen anzufreunden. Und so lungern sie lieber irgendwo auf der Straße rum. Es ist ein Lied darüber, wie schwierig es ist, soziale Kontakte zu knüpfen. Das war ewige Jahre vor Facebook und Co. Und das Lied ist immernoch wahr.
„Romeos“ war für Alphaville für den Zeitraum von ca. 20 Jahren der letzte große Hit, bis 2010 „Catching Rays on Giant“ kam, worüber ich hier im Blog schrieb. Dazwischen waren sie aber auch nicht untätig. Aber sie waren eben nicht mehr gefragt. So wie die Romeos im Lied. Deshalb ist das Lied auch so etwas wie ein Vermächtnis.
Das Lied
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