T’Pau ist untrennbar mit zwei Dingen verbunden: Mit Sängerin Carol Decker und mit dem unfassbaren Hit „China in your hands“ aus dem Herbst im Jahr 1987. Es gab noch mehr Lieder der britischen Band. So fand ich zum Beispiel „Heart and Soul“ wesentlich besser. Aber es ist nun einmal, wie es ist. Und „China in your hands“ ist ja trotzdem etwas ganz besonderes. Es gab wenige Lieder, die genau in diesem Stil fabriziert wurden und so unglaublich viele Bands beeinflusst haben. Und jeder in den Vierzigern erinnert sich an die Pizzicato-Streicher und das sagenhafte Saxofon-Solo von Gary Barnacle. Und das ist das Lied:
Treib es nicht zu weit!
Es war ein Motiv, das sie hatte, auf einem Plan, den er hatte. Das wurde in einem fremden Land erzählt. Sie nahm das Leben auf Erden für die zweite Geburt. Und der Mann hatte das Kommando.Es war ein Flug auf Flügeln aus Träumen eines jungen Mädchens, das zu weit flog. Und wir könnten das Monster wieder zum Leben erwecken. Die Hände bewegen sich, und das Herz schlägt weiter. Jetzt wird das Leben in diesem elektrischen Sturm zurückkehren. Eine Prophezeiung für eine Fantasie, das Unheil eines lebendigen Geistes.
Aus Gier gekommen, nie aus dem Samen geboren, es nahm ein Leben aus dem fruchtbarem Land. Die Augen weit offen wie ein Kind in der Gestalt eines Menschen. Eine Geschichte ist erzählt von einem eigenen Kopf, ein Omen für unsere Zeit.
Treib es nicht zu weit! Deine Träume sind Porzellan in deiner Hand. Wünsch dir nicht zu viel, weil das Alles wahr werden könnte und du dem Ganzen nicht helfen könntest. Du weißt nicht, wessen du dich selbst ausgesetzt hast. Das ist Porzellan in deiner Hand. Du fliegst auf den Flügeln der Fantasie, dann treibst du es zu weit. Du machst diese Träume wahr. Aber sie sind eben nur Träume.
Frankenstein lässt grüßen
Die Power-Ballade (ja, so nannte man das) war von nichts geringerem als der Frankenstein-Geschichte von Mary Shelley inspiriert. „China“ ist dabei in China hergestellte Keramik und Porzellan. Und zwar aus Zeiten vor jeglicher Dynastie. Carol Decker hatte mal erklärt, dass es sich bei „China in your hand“ um den Effekt handelt, der entsteht, wenn man eine chinesische Teetasse gegen das Licht hält und meint, die eigene Hand durchscheinen zu sehen. „China in your hand“ ist also etwas transparentes.
Mit so kostbarem Porzellan muss man sehr verantwortungsvoll umgehen. Und hier sind wir beim jungen Schweizer Viktor Frankenstein, der einen künstlichen Menschen erschuf. Mit dieser Fähigkeit muss man auch sehr verantwortungsvoll umgehen, womit hier die Parallelen gezogen sind. Ja, es ist alles relativ kryptisch. Die genaue Bedeutung des Liedes konnte auch Mitautor Ron Rogers nicht genau ermitteln. Und das ist meiner Meinung nach der ganze Zauber, der das Lied ausmacht.
Kontroverse
„China in your hand“ ist der größte Hit der britischen Band, das ist ja keine Frage. Aber das Lied ist nach Meinung vieler nicht das beste Stück der Band. Das soll nämlich „Heart and Soul“ sein, wie ich eben auch finde (Vielleicht bespreche ich das Lied demnächst mal). Außerdem soll es für Carol Decker nahezu unmöglich gewesen sein, „China in your hand“ live zu singen, da sie immer wieder die hohen, lauten Töne verhauen haben soll.
Nichtsdestotrotz gilt „China in your hand“ als eine der beliebtesten Nummer-eins-Lieder Großbritanniens. Das sorgte dafür, dass man die etwas beschleunigte und verkürzte Radio-Version bis zum Erbrechen im Radio dudeln ließ. Die viel bessere Album-Version hingegen macht nun in den letzten Jahren in Nostalgie-Sendungen eher die Runde. Und mal ehrlich: Die ist ja auch besser. Und das Lied ist nach wie vor eine ganz edle Nummer, die sich in der folgenden Version eigentlich auch nicht abnutzt.