Es gibt so Bands, die vergisst man nicht. So geht es mir mit den Thompson Twins, die ja gar keine Zwillinge sind und von denen auch niemand Thompson heißt. Die Thompson Twins brachten im Februar 1984 ein Album auf den Markt, dessen Singles mich bis heute begleiten. Es sind eben so Lieder, die ihren völlig eigenen Charme haben. Hier ist es das kalte Experiment mit kristallenen Tönen. „Into the Gap“ wurde 30 Jahre alt.
Ich denke, es gibt nicht viele Leute oberhalb der 30, die „Doctor Doctor“ nicht kennen. Die Romanze, um die es hier geht, wird mit kalten und elektrisierenden Tönen unterlegt. „Doctor Doctor / can’t you see I’m burning, burning“ ist eins der Sinnbilder für Schnulzen der 80er Jahre. Die Melancholie schwingt die ganze Zeit mit und antiromantische Keyboard-Partituren wechseln sich mit verträumtem Gesang und eingängigem Instrumentenspiel ab. Dieses Meisterwerk britischer New Wave Kunst eröffnet dieses Album.
„You take me up“ bringt uns dann an die Kampflinie mit Blues und Südstaaten-Flair. Ein optimistischer Popsong mit gehörigem Gospel-Einfluss bildet hier einen Gegenpol zum eben verklungenen Gassenhauer. Es folgt dann das eher schwächere „Day after Day„, das mehr als Vorlage für Duran Duran Pate stehen konnte.
Ein kaltes Stück über eine ernüchterte Frau folgt in Form von „Sister of Mercy“. Das Lied beginnt als Piano-Ballade und mutiert dann zu einer kalten Soul-Nummer. Ein Protestlied haben die drei Briten dann auch im Boot in Form von „No Peace for the Wicked„. So hörte sich Kajagoogoo auch an.
Es folgt das Titelstück „The Gap„, also die Lücke. Man kommt hier mit asiatischen Klängen daher, die wunderbar zum New Wave passen. Geschildert werden hier alltägliche Aspekte des täglichen Wahnsinns. Man erhält ein musikalisches Abenteuer, was in den Achtzigern nur durch Bands wie den Thompson Twins geschaffen werden konnte.
Lied Nummer 7 ist ihr größter Hit, „Hold me now“. Die melancholische Nummer mit heruntergedrehter Geschwindigkeit und sparsamster Instrumentierung wurde zur Ikone für Balladen in den Achtzigern. Das Lied war überall auf der Welt ein satter Top 10 Hit, den viele immernoch kennen sollten.
Etwas experimenteller geht es dann in den Endspurt dieses Albums mit „Storm on the Sea„, das auch wieder von Melancholie strotzt. Hier dominiert Blues und das Wagnis, diesen mit kalten Synthie-Elementen zu kreuzen. Das letzte Lied „Who can stop the Rain“ kann ich Ihnen leider nicht verlinken, da es nirgendwo korrekt hinterlegt ist. Es handelt sich aber um eine Art ernüchtertem zweiten Teil von „Hold me now“.
„Into the Gap“ war ein Nummer 1 Erfolg für die Thompson Twins in Großbritannien und Top 10 überall auf der Welt. Der zeitlos schöne Klassiker der Synthie Pop- und New Wave-Welt hat nichts von seinem Charme verloren und ist immernoch erhältlich. Es gehört für mich zur Créme de la Créme der Achtziger. Ein Muss für jeden Musikfan.