Dramatisch, wütend, laut, religiös: „It’s a Sin“ hatte 1987 genau das, was es benötigt, um mit einem lauten Knall einen der größten Hits zu kreieren. Die Pet Shop Boys, die sonst durch ihre gefällige Popmusik auffielen, kamen hier anders daher. Es klang düster. Und weil es so anders war, wurde es auch zu dem riesigen Knaller. Und das weltweit. Die ganzen fünf Minuten waren ein einziges Drama, es war fast Oper, was da Neil Tennant und Chris Lowe fabriziert hatten. Und im Sommer wird es 30 Jahre alt.
Everything I’ve ever done, it’s a sin
Wenn ich zurück auf mein Leben schaue, geschieht das immer mit einer gewissen Scham. Ich bin immer der Schuldige gewesen. Für alles, was ich tun wollte, egal wann, wo oder gegen wen, es gab immer einen gemeinsamen Nenner: Es ist eine Sünde.
In der Schule lehrten sie mich, wie ich sein sollte: So rein in Gedanken, Worten und Taten. Sie haben nicht ganz gewonnen. Für alles, was ich tun wollte, egal wann, wo oder gegen wen, es gab immer einen gemeinsamen Nenner: Es ist eine Sünde.
Vater, vergib mir. Ich versuchte, es nicht zu tun. Ich schlug eine neue Seite auf, dann zerriss ich sie. Was immer du mich gelehrt hast, habe ich nicht geglaubt. Vater, du hast gegen mich gekämpft. Weil ich nicht acht gab und noch immer nicht verstehe.
Also schaue ich zurück auf mein Leben, für immer mit einem Gefühl der Scham. Ich war immer derjenige, der Schuld hatte. Für alles, was ich tun wollte, egal wann, wo oder gegen wen, es gab immer einen gemeinsamen Nenner: Es ist eine Sünde.
Alles, was ich je tat; alles, was ich je tun werde; jeder Ort, an dem ich je gewesen bin; jeder Ort, an den ich gehen werde: Es ist eine Sünde.
Schuldbekenntnis
Neil Tennant hatte das Lied angeblich in 15 Minuten geschrieben. Er wollte seine momentanen Gefühle aus Frustration und Ärger festhalten. Musikalisch fackelten Lowe und Tennant mit Julian Mendelsohn und Stephen Hague ein Bombast-Feuerwerk ab, dass dem Hörer schwindlig werden konnte. Und sie bedienten sich während des Liedes auch an der Kirche. So heißt es am Ende des Liedes psalmenartig aus dem Schuldbekenntnis 159.3:
Ich bekenne beim allmächtigen Gott und bei euch, meine Brüder, dass ich über alle Maßen gesündigt habe in Gedanken, Wort und durch Unterlassung, durch meine Schuld, durch meine schmerzlichste Schuld.
„It’s a Sin“ wurde mit Silber, Gold und Platin überschüttet und die Pet Shop Boys mit Preisen beworfen. Und bis heute ist das Werk ständiger Begleiter auf ihren Touren um die ganze Welt. Bis heute ist das extrem theatralische Werk ein feste Größe bei Konzerten. Ob es daran liegt, dass Tennant hier über seine katholische Erziehung an der St. Cubbert’s High School in Newcastle on Tyne herzieht, ist nicht klar. Klar ist, dass Tennant dabei verarbeitet, dass an dieser Schule alles, was im Leben als erfreulich empfunden wird, an dieser Schule als Sünde gilt. Es ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Kirche, und das ist vielleicht der Grundstein des Erfolgs.