Es war der Sommer 1988, als a-ha mit dem Album „Stay on these Roads“ um die Ecke kamen. Zentral auf diesem Album befindet sich das Titelstück, das gleichzeitig eine der elementaren Nummern der Band ist. „Stay on these Roads“ kommt als kraftvolle Ballade daher. Und weil die Nummer so großartig ist, reden wir mal darüber. Es kann ja nichts schaden, da viele Menschen in meinem Alter immer wieder mit a-ha zu tun hatten.
Stay on these Roads – Halte durch!
Die Kälte hat eine Stimme. Sie spricht zu mir, der freiwillig tot geboren wurde. Sie strahlt kein Bedürfnis aus, sie zu halten. Der alte Mann fühlt die Kälte. Tu nichts, denn mir wurde gesagt: Bleib auf diesem Weg…
Wo Freude regieren sollte, halten sich diese Himmel zurück. Sie überschatten deine Liebe. Die Stimme verhallt wieder. Der alte Mann fühlt die Kälte. Tu nichts, denn mir wurde gesagt:
Bleib auf diesen Wegen! Wir sollten uns dann treffen. Ich weiß es. Halte durch! Du fühlst dich schwach. Sei stark! Der Winter ist weg, und jetzt bin ich ganz allein. Bleib auf diesen Wegen!
Mach weiter, egal, was kommt
„Stay on these Roads“ ist so eine Glitzer-Ballade, wenn man den Text nicht kennt. Die Nummer gehört zum größten, was die Band jemals gemacht hat. Sie kann eigentlich zu allem hergenommen werden, was mit „Weitermachen“ zu tun hat. So spendete die Hymne Trost nach den Terroranschlägen von Oslo im Jahr 2011, die Anders Behring Breivik verübt hatte. Im Grunde geht es darum, auf Kurs zu bleiben, selbst wenn die See rau ist. Wir sollen alle weitermachen, auch wenn lieb gewonnene Menschen sterben.
Mit Achtziger-Jahre-16tel-Untermalung auf fetten Beats mit fast orchestraler Instrumentierung schwebt Morten Harket dahin und singt mit fast brechender, engelsgleicher Stimme davon, dass der alte Mann die Kälte spürt. Eigentlich kann man hier das Thema eigentlich abhaken und die Nummer als groben Unfug abtun. Aber das Lied packt einen durch die mächtige Überlebensforderung „Stay on these Roads“. Ob man das immer damit übersetzen muss, dass man auf den Wegen bleiben soll, sei mal dahingestellt. Am Ende geht es darum, weiterzumachen, egal, was kommt.
Das Lied ist keine Romanze. Ich weiß, damit haue ich sämtliche Kuschelrock-Ahnengalerien kaputt. Es ist irgendwie ein Abschiedslied und eine Sammlung von Durchhalte-Parolen. Man kann es schwer beschreiben, was genau an dem Lied fesselt. Aber ich denke, es hat etwas mit der Art des Gesangs von Morten Harket zu tun. Denn wenn die Nummer jemand anderes gesungen hätte, wäre sie wegen der fehlenden brechenden Stimme komplett in die Binsen gegangen. „Stay on these Roads“ konnte nur mit a-ha funktionieren. Aber deshalb wurde sie auch zeitlos.
Und ich habe bis heute nicht verstanden, was er da am Ende singt vor dem letzten Refrain. Es gibt widersprüchliche Quellen. „Winter’s calling on my home“? „Winter’s gone and now my heart“ (DVD-Untertitel auf Headlines and Deadlines)? Nach Deiner Übersetzung wäre es „Winter’s gone, I’m on my own“ – die Variante kannte ich noch gar nicht.
Ja, wie man es nimmt. Es ist wohl vom Hören her verschiedenes möglich. Aber das hatte ich mehrmals gelesen.
Servus! Ich glaube wir müssen zu den Quellen gehen? Ich schlage vor dass wir versuchen, mit Morten selbst in Kontakt zu treten? Wie schwer kann das sein? :-)
Übrigens – dieses Jahr sind es 20 Jahre „Summer Moved On“ – die Urversion von der Friedensnobelpreisverleihung.
Im Norden, wo es lange Zeit dunkel ist, ist die Wahrnehmung von Tod und Trennung unmittelbarer als in Kalifornien. Das mal vorab. Daher kann auch ein junger Mensch die Todesahnung ( Winter bricht über mich herein ) vernehmen. Denkt nur an „Smillas Gespür für Schnee“ oder die Oper Peer Gynt. Die Hoffnung hat eine Transzendenz, die uns seltsam berührt.. DAS ist es, was jeder im Leben erfährt. Es ist echt, es gibt Abschied, aber auch die Kraft der Liebe, die die Kälte überlebt. Daran ist durchaus nichts kitschig.
Die fragliche Liedzeile lautet:
„Winter’s calling on my hope“
Bei Akustik Versionen ist dies deutlich zu hören.
Also übersetzt:
„Der Winter verlangt nach meiner Hoffnung“