Es gibt Bands, die hat man irgendwie nicht auf dem Schirm, wie bei mir The Church. Allerdings Lieder wie „Under the Milky Way“ sind halt Lieder für die Ewigkeit. Ich mag das gesamte Ambiente dieses tiefenentspannten Liedes. Die Single ist bis heute der größte Erfolg der australischen Band. Sie stammt vom Album „Starfish“ von 1988. Den Sinn von „Under the Milky Way“ zu erfassen, kann allerdings ein ziemliches Abenteuer sein. Denn die Band hatte lange abgelehnt, die Texte abzudrucken. Und so mussten sie mühsam „erhört“ werden, was nicht fehlerfrei sein kann. Aber schauen wir uns die Nummer mal an.
Under the Milky Way tonight
Manchmal, wenn dieser Ort leer wird, verschwindet der Klang, wenn sie atmen, mit dem Licht. Dann denke ich über die lieblose Faszination nach, heute Nacht unter der Milchstraße. Lass die Gardinen herunter unten in Memphis. Lass den Vorhang fallen. Ich habe keine Zeit für eine private Beratung, heute Nacht unter der Milchstraße.
Und es gibt etwas ganz eigenartiges, etwas, das schimmernd und weiß ist. Es führt dich trotz deines Ziels hierher, heute Nacht unter der Milchstraße. Ich wünschte, ich hätte gewusst, wonach du suchst. Ich hätte vielleicht gewusst, was du finden würdest. Unter der Milchstraße heute Nacht.
The Church? Wer oder was?
Die Band The Church gibt es nun seit 40 Jahren. Sie machen bis heute Musik irgendwo in der Mitte zwischen New Wave, Psychodelic Rock und Post Punk. Gegründet wurde The Church von Steve Kilbey und Peter Koppes, die schon Jahre vorher miteinander in Bands gespielt hatten. Der Bandname ist eher zufällig gewählt worden, weil er eben auch ungewöhnlich ist und sich keine andere Band getraut hatte, sich so zu nennen.
„Under the Milky Way“ klingt ein wenig wie der legendäre Lovesong von The Cure vom Album „Disintegration“ von 1989. Aber wenn, dann hat sich Robert Smith am Material von Steve Kilbey und seiner damaligen Lebensgefährtin Karin Jansson orientiert, denn „Under the Milky Way“ war nun mal eher da. Aus der entspannten Fünf-Minuten-Nummer sticht vor allem der brillante Gesang von Steve Kilbey heraus. Und mich würde es nicht wundern, wenn das Lied genau deshalb so ein großer Hit wurde.
Nein, nicht in Deutschland, hier waren The Church nicht sonderlich bekannt. Aber hier hört man das Lied eben auch bis heute. Ich finde es gut, wenn Lieder von so einer Güte sind, dass man machen kann, was man will, sie nutzen sich einfach nicht ab. Und dazu gehört eben auch „Under the Milky Way“. Bis heute ist die Nummer das zugänglichste Lied der Band. Denn entgegen anderer Texte von Steve Kilbey ist der Inhalt hier nicht so kryptisch. Das tut dem Ganzen gut.
Die Idee zum Lied kam Kilbey und Jansson, nachdem Kilbey häufig in einem Amsterdamer Kulturzentrum namens „Melkweg“ zu Gange war. Der Rest war eher eine spontane Sache. Es war nicht geplant, einen Hit zu fabrizieren. Ich bin davon überzeugt, dass ausgerechnet dann die richtig großen Nummern entstehen. Und genau das haben The Church mit diesem wunderbaren Lied eindrucksvoll demonstriert, wie ich finde. Aber naja, da kann ich mich auch täuschen.
Das Lied
Lieder wie „Under the Milky Way“ nennen Musikexperten auch gern mal „timeless classic“, also einen zeitlosen Klassiker. Mittlerweile gibt es, soweit ich gesehen habe, etliche junge Leute, die dieses Lied für sich entdecken und gut finden. Ich denke, damit haben dann The Church alles erreicht, auch unabhängig von Charts-Platzierungen.
Das Lied vermittelt tatsächlich so ein Gefühl, das man als Teenager hat, wenn man in einer warmen Sommernacht unter freiem Himmel steht. Kunststück, das Lied erschien im Februar 1988, als zu einer Zeit, wenn in Australien Hochsommer ist. Und ehrlich, das hört man dem Lied an. Und irgendwie bekommt man die Nummer nur ganz schwer wieder aus dem Kopf. Oder was meint ihr?