Eine der meistverkauften Singles aller Zeiten ist „Do they know it’s Christmas“ der Band Aid. Ja, ich habe es sonst nicht mit solchen Liedern. Mit dem schon. Denn abseits der ganzen Charity-Geschichte ist das Lied ein ganz großartiges. Vielleicht liegt es auch an den Autoren Bob Geldof und Midge Ure? Hier mal die Erinnerung an den Soundtrack der größten Hunger-Katastrophe der Neuzeit.
Do they know it’s Christmas time at all?
Es ist die Weihnachtszeit. Und es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Zur Weihnachtszeit lassen wir das Licht herein und verbannen den Schatten. In unserer Welt des Überflusses können wir ein freudiges Lächeln verbreiten. Umarme die Welt, denn es ist Weihnachtszeit.
Aber sprich ein Gebet, um für die anderen zu beten. Es ist schwer zu Weihnachten, wenn du keinen Spaß hast. Es ist eine Welt direkt vor deiner Tür. Und es ist eine Welt des Grauens und der Angst, wo das einzig fließende Wasser der schmerzerfüllte Strom bitterer Tränen ist. Und die Weihnachtsglocken, die dort klingen, sind die klirrenden Glockenschläge des Verderbens. Also danke Gott heute Nacht dafür, dass sie es sind und nicht du.
Und es wird auch dieses Weihnachten keinen Schnee in Afrika geben. Das größte Geschenk, dass sie bekommen werden dieses Jahr, ist das Leben. Wo nichts jemals wächst, kein Regen oder Fluss fließt. Wissen sie denn überhaupt, dass Weihnachten ist?
Auf euer Wohl! Erhebt das Glas für alle. Auf ihr Wohl! Unter dieser brennenden Sonne. Wissen sie denn überhaupt, dass Weihnachten ist? Gebt der Welt zu essen! Lasst sie wissen, dass Weihnachten ist.
Benefiz bis zum Abwinken
Ich habe so meine Probleme mit Benefiz-Spektakeln. Denn wie ist das denn im Normalfall? Rund um Weihnachten gibt es die große Betroffenheit, aber außerhalb dieser Zeit passiert da nicht viel. So ist das auch bei „Do they know it’s Christmas“. Denn Bob Geldof war beeindruckt von einer Reportage über die Hunger-Katastrophe in Äthiopien. Nur deshalb ist das Lied entstanden.
Keine Frage, es ist ein großartiges Lied. Und es verliert nie an Aktualität. Gerade jetzt, wenn wieder alle möglichen Sender zu Spendenaktionen aufrufen und jeder betroffen guckt, spielt dieses Lied wieder eine Rolle. Denn: Wissen die Menschen in Afrika überhaupt, dass Weihnachten ist? Ja, durch die Hilfslieferungen kurz nach dem Spendenmarathon.
Afrika wurde jahrhundertelang ausgebeutet. Auch damit ist ein Teil des Leids zu erklären. Die reichen Bodenschätze können nicht von afrikanischen Unternehmen geborgen werden, sondern von den Riesen aus Europa oder aus den USA, neuerdings ja auch aus China. Afrika hat nichts davon. So war das auch zur Kolonialzeit. „Die Wilden“ konnten sich nicht so entwickeln.
Stattdessen schickt Europa den Müll, den man loswerden will, nach Afrika. Damit wird der Kontinent weiter geschädigt. Und die Klimaveränderung trifft auch wieder den liebevoll bezeichneten „Schwarzen Kontinent“. Wenn die Menschen dann aber abhauen und sich ihre Lebensgrundlage in Europa suchen, will man sie auch nicht haben. Aber „Do they know it’s Christmas“ singen. Nicht wahr?
Migrationspakt am Allerwertesten
Die Fluchtursachen sollen mit dem Migrationspakt bekämpft werden. Der ausgebeutete Kontinent soll endlich mal eine Chance bekommen. Ist die da, gibt es dort keine Fluchtursachen. Aber nicht mal diesen Migrationspakt will man in Europa haben. Singen sie dann in Brüssel wenigstens „Do they know it’s Christmas“, wenn die nächste Katastrophe droht?
Denn das ist ja das Einzige, was sie offenbar machen können. Es fehlte nur noch, dass die Kritiker des Paktes auch noch daherkommen und behaupten, dass Afrika im Grunde genommen selbst schuld ist. So wird das nie etwas werden. Aber wir haben ja in einer Woche den Heiligen Abend. Was für eine Freude wird da wieder in unsere Häuser einziehen! Afrika ist weit weg. Und der Migrationspakt geht uns am Allerwertesten vorbei.
Mit vereinten Kräften auf den Hunger aufmerksam machen
1984 herrschte eine riesige Hungersnot in Äthiopien. Die wurde durch Dürre und eine korrupte Politik verursacht. Bob Geldof und Midge Ure beschlossen, ein Lied darüber zu schreiben und Hilfsgelder zu sammeln. Das sollte in den „Band Aid Trust“ fließen und direkt zur Anwendung kommen. Und beim Projekt „Band Aid“ waren unheimlich viele Künstler dabei:
Kool von Kool & The Gang, Bono von U2, Phil Collins, die Boomtown Rats, Bananarama, Boy George, Heaven 17, Spandau Ballet, Duran Duran, George Michael, Status Quo, Paul Young und viele andere. Seit der Erstveröffentlichung Ende 1984 kann sich das Lied regelmäßig in den Charts platzieren. Und jedes Mal fließt Geld nach Afrika.
Wenn Europa, Amerika und Asien einen richtigen Arsch in der Hose hätten, würden sie die Ausbeutung Afrikas durch die großen Weltkonzerne verbieten und den afrikanischen Staaten ihre Bodenschätze lassen. Wie kann es denn sein, dass Nestlé in Afrika das dort geförderte Wasser verkauft? Erst wenn das geregelt ist, kommt Afrika zur Ruhe. Und erst dann ist die Botschaft von „Do they know it’s Christmas“ erhört. Aber erleben wir das noch?
Das Lied
Die New-Wave-Nummer ist das bekannteste Stück dieses Genres. Es wird niemanden geben, der „Do they know it’s Christmas“ nicht kennt. Aber trotzdem muss man es immer wieder spielen. So auch hier.
Wegen der Hunger-Katastrophe in Äthiopien ist doch nicht nur das angesprochene Lied entstanden, sondern auch das Live Aid-Konzert, welches ebenfalls Bob Geldorf zuzuschreiben ist, oder? Hat ja immerhin 102 Millionen Euro eingespielt. Damit sollte man ja schon ein bisschen was anstellen können. Aber klar, ich verstehe, was Du meinst. Kurz bedrückt kucken, was Spenden, besser fühlen, weitermachen als ob nichts wäre..
Nein, das ist schon klar, dass Live Aid damit zusammenhängt. Aber dieses betroffene Gucken war der Anlass zu dem Artikel.
Hallo,
I love that song. We are living in this world where the rich are getting richer and poor are getting poorer. so sad to just imagine people in third world countries,especially children have to suffer from this sytem.
Keep up the nice blog entries.
Aus echtem Mitgefühl handeln die Menschen bereitwillig im Namen der Armen. Leider ist diese menschliche Eigenschaft kalt geworden. Nicht viele haben sich die Mühe gemacht, diesen Charakterzug zu kultivieren. Ich danke Ihnen für diesen Artikel. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr Ihrer Artikel lesen werde.
Guten Tag
Sehr gute Musik, die Sie da vorstellen! Sehr gut gesagt zu jedem Detail des Textes! Herzlichen Dank für dieses Video!
Mit freundlichen Grüßen,
Simon Brocher Köln