„I want my MTV“ – Die legendäre Zeile aus dem legendären Lied „Money For Nothing“ ist wahrscheinlich so ziemlich jedem ein Begriff. Die Dire Straits waren das. Und niemand sonst. Die Nummer stammt aus dem Knaller-Album „Brothers In Arms“ von 1985. Das Titelstück hatte ich ja schon mal am Wickel. Ja, und auch das Album an sich auch schon. Jetzt also DAS MTV-Stück schlechthin. Oder war es doch ganz anders gemeint? Was denkt ihr? Schauen wir uns mal die Geschichte an.
Money For Nothing and the Chicks for free
„Jetzt guck dir mal die ganzen Affen an! So musst du es machen. Klimpere einfach ein bisschen bei MTV auf der Gitarre herum. Das ist doch keine Arbeit! Aber so musst du es machen. Du kriegst Geld für’s Nichtstun und die Miezen umsonst. Also, so kann das doch nicht funktionieren. Lass mich dir sagen, diese Typen sind nicht doof. Vielleicht bekommst du eine Blase an deinem kleinen Finger oder eine Blase an deinem Daumen.“
„Jetzt sieh dir mal die kleine Tunte mit dem Ohrring und der ganzen Schminke an! Die Tunte hat sein eigenes Privatflugzeug und ist Millionär! Ich hätte lernen sollen, Gitarre und Schlagzeug zu spielen. Sieh dir mal die Tussi da an. Die kriecht fast in die Kamera rein. Die würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen. Was ist das denn für ein Gejaule, dieser Hula-Hula-Krach? Der Typ haut auf den Bongos herum wie ein Schimpanse. Die packen doch nix. Genau so musst du es machen. Du kriegst Geld für’s Nichtstun und die Miezen umsonst.“
„Und wir dürfen stattdessen Mikrowellenherde anschließen und Einbauküchen anliefern. Wir schleppen uns mit Kühlschränken und Farbfernsehern ab.“
Mark Knopfler im Elektromarkt
Da ist also Mark Knopfler im Elektromarkt und beobachtet zwei Typen, wie sie in Arbeitsklamotten vor einem Regal mit Fernsehern stehen. Auf allen Geräten lief MTV. Die beiden Monteure begannen, über die Musikvideos zu lästern. Mark Knopfler hatte mitbekommen, dass sich die beiden über „die Schwuchteln mit den Ohrringen und der Schminke“ aufregten. Und sie sollen auch noch gesagt haben, dass die „für den Scheiß, den die da machen“ auch noch Geld bekamen.
Das führte dazu, dass Mark Knopfler zu „Money For Nothing“ kam. Er soll sich in eine Ecke des Elektromarktes verzogen haben und gleich mal bruchstückhaft den oben grob übersetzten Text zu „Money For Nothing“ zusammen geschrieben haben. Dazu hatte er sich von der Kasse Papier und Bleistift geben lassen. Ich meine, klar: Solche Situationen sind einmalig. Die musst du festhalten, wenn sie passieren.
Das Lied ist eine bitterböse Auseinandersetzung mit der Musik- und Medienlandschaft. Der einfache Arbeiter, der sich wie im Text mit Kühlschränken und Fernsehern den Rücken krumm schindert, flucht über das große Geschäft, das die Musikkonzerne mit den „yo-yo’s“ (Pfeifen, Penner, Affen) machen. Die Verachtung ist groß. Und damit ein gefundenes Fressen für Gesellschaftskritiker wie Mark Knopfler, der mit „Money For Nothing“ eine legendäre Nummer geschaffen hatte.
Sting und das legendäre Musikvideo
In den Achtzigern wurde den Musikkonzernen immer bewusster, dass Visualisierung alles ist. So hatte man ein legendäres Video geschaffen, im dem Möbelpacker zu sehen sind, die bei ihrer Arbeit ungewollt beschallt werden. Zwischendurch sieht man quietschbunte Überlagerungen von Videomitschnitten der Band. Überlagerung ist überhaupt das Stichwort. Denn das „I want my MTV“ ist ja auch noch ungeklärt.
Die Dire Straits nahmen „Brothers In Arms“ in den AIR Studios auf Montserrat auf. Ihr erinnert euch an diesen Artikel? Just zu dieser Zeit urlaubte Sting in der Nähe des Studios und wurde spontan eingeladen. Er singt mit Kopfstimme, dass er sein MTV will. Im Abspann überlagern sich Sting und Knopfler gegenseitig. Besonders in der vollständigen Album-Version – siehe unten – wird das sehr deutlich. Und fertig war dieses monumentale Monstrum an Medienkritik.
Das Lied
Es gibt gravierende Unterschiede zwischen Album-Version und Single-Version. Erstere hat zwar nicht das legendäre Video huckepack, dafür aber die als homophob geltenden Aussagen zur „Tunte“. Letzterer fehlt das Intro und eben jene Aussagen. Wir müssen uns deshalb beide Versionen von „Money For Nothing“ gönnen, oder?