Im Mai veröffentlichte Mike Oldfield sein bahnbrechendes Album „Crises“. Neben dem abendfüllenden Titelstück und dem Heuler „Shadow on the Wall“ mit Roger Chapman befindet sich auch der größte Hit des Multi-Instrumentalisten auf der Platte. „Moonlight Shadow“ mit Maggie Reilly ist eine wunderbare Nummer über Abschied. Ich will einfach mal über eins der bekanntesten Lieder der Achtziger philosophieren. Machen Sie einfach mal mit.
Carried away by a Moonlight Shadow
Es war das letzte Mal, dass sie ihn sah. Er wurde davon getragen vom Schatten des Mondlichts. Er starb voller Sorgen und warnend. Er wurde davon getragen vom Schatten des Mondlichts. Er war an diesem Samstagabend verloren in einem Rätsel. Weit weg auf der anderen Seite. Er war gefangen inmitten eines verzweifelten Kampfes. Und sie wusste nicht, wie sie zu ihm durchdringen sollte.
Die Bäume, die am Abend flüstern, wurden davon getragen vom Schatten des Mondlichts. Sie singen ein Lied von Leid und Trauer. Es wurde davon getragen vom Schatten des Mondlichts. Alles, was sie sah, war der Umriss einer Pistole, weit weg auf der anderen Seite. Ein Mann auf der Flucht schoss sechs mal auf ihn. Und sie wusste nicht, wie sie zu ihm durchdringen sollte.
4 Uhr morgens wurde er davon getragen vom Schatten des Mondlichts. „Ich sah zu, wie sich dein Traumbild formte“. Es wurde davon getragen vom Schatten des Mondlichts. Die Sterne funkeln langsam in der silbrigen Nacht, weit weg auf der anderen Seite. „Wirst du heute Nacht kommen und mit mir reden?“ – Aber sie wusste nicht, wie sie zu ihm durchdringen sollte.
„Ich bleibe, ich bete. Ich sehe dich im Himmel weit weg. Ich bleibe, ich bete. Ich sehe dich im Himmel eines Tages. Weit weg auf der anderen Seite.“
Gefangen inmitten von 105 Menschen. Die Nacht war schwer, und die Luft war lebendig. Aber sie wusste nicht, wie sie zu ihm durchdringen sollte.
Was ist denn der Sinn des Liedes?
Was haben sich die Experten über das Lied gestritten! Angeblich soll es um John Lennon gegangen sein, der ja auch von einem auf der Flucht befindlichen Mann getötet wurde. Und an dem Tag war wohl Neumond. Und damit hat es sich schon: John Lennon wurde viermal beschossen, der Mann im Lied sechsmal. Am Tag des Mordes war Neumond, also völlige Dunkelheit, und es war Montag. Es konnte also kein Mondlicht am Samstag zu sehen sein.
Am meisten Kopfzerbrechen bereitete allerdings aller Welt die Passage mit den 105 Menschen. Wortwörtlich heißt es: „Caught in the middle of a hundred and five“. Wofür steht die 105? Mike Oldfield erzählte darüber: Nun ja, es sollte eine große Menge sein. Also über 100. Und da in der nächsten Zeile „alive“ steht, bot sich die „five“ an. So unspektakulär geht es manchmal zu. Die 105 kam also ins Spiel, weil es sich gut reimte.
Das Gesamtwerk
Bis heute löst „Moonlight Shadow“ eine Art Hach-Moment aus. Dabei geht es ja um einen Mord. Ursprünglich sollte das Lied Hazel O’Connor singen. Aber bis auf ein frühes Demo ist da nichts passiert, wie wir wissen. Maggie Reilly war zu der Zeit mit einem Roadie der Band liiert und beobachtete, wie Mike Oldfield „Moonlight Shadow“ mit einem Reim-Wörterbuch zusammenbaute. Das stellt man sich irgendwie seltsam vor, oder?
Es handelt sich um eine Rocknummer. Sie besteht aus einer Gitarren-Keyboard-Rhythmus-Untermalung und dem glockenglaren Gesang der Schottin, die oft mit Mike Oldfield zusammen gearbeitet hatte. Maggie Reilly sticht hervor mit fast klagender Stimme. Und sie wirkt auch etwas verloren. Und am Ende macht genau diese Mischung aus einer Allerweltsnummer einen Welthit. Wir können uns eigentlich die Achtziger ohne „Moonlight Shadow“ gar nicht vorstellen, oder?
Das Lied
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