39 Jahre ist es nun her, dass Bruce Springsteen mit seinem 3. Studio-Album weltweit den Durchbruch schaffte. In einer Mischung aus Blues, Folk, Rock’n’Roll und seiner unbändigen Kraft kam der damals noch junge Rocker um die Ecke und schreckte die Welt auf. „Born to run“ ist ein Meilenstein im Schaffen von Bruce Springsteen. Im August 1975 kamen die knapp 40 Minuten auf den Markt.
Begonnen wird das fantastische Album mit „Thunder Road„, einem Werk, das bis heute noch zu Konzerten stattfindet. Es hätte auch gut und gern ein Lied von Meat Loaf werden können, wäre da nicht die rauchige Stimme des Mannes aus New Jersey gewesen. Breite Piano-Akkorde, Saxofon, Akkustik- und Elektro-Gitarren und eine der vielen Themen über die einfachen Leute. Mary und ihr Freund wollen die letzte Chance nutzen, ihre Liebe wahr werden zu lassen.
Es folgt dann „Tenth Avenue Freeze-Out„. Es handelt sich um die Geschichte der Entstehung der legendären E-Street Band. Der Titel an sich ist aber nach wie vor völlig unklar. Auch Springsteen selbst kann dies nicht klar beantworten. Die Blues-Nummer an sich ist aber eine Legende und auf dem Album das kürzeste Lied.
Mit „Night“ wird es dann rockig, wie die hier verlinkte Live-Version von 2009 zeigt. Es handelt sich um einen der Favoriten unter allen Springsteen-Liedern. Der einfache Mann arbeitet den lieben, langen Tag. Und am Abend sucht er nach der Liebe zu einer Frau. Die größte Freiheit, die er kennt, liegt aber auf der Straße, wenn er mit hoher Geschwindigkeit in die Nacht fährt.
„Backstreets“ ist dann auch wieder so ein zentrales Springsteen-Stück mit dem Wiedererkennungswert einer typischen Rockballade des Amerikaners. Das Lied spielt mit dem Missverständnis. Terry, Hauptcharakter in dem Lied, ist in den USA sowohl ein männlicher als auch weiblicher Vorname. Und so konnte man in das Lied Homosexualität hinein interpretieren. Zumal diese ja im Verborgenen stattfinden musste. Und im Refrain heißt es dann „Sie verstecken sich auf Hinterhöfen“. Es geht aber letztlich um eine Jugendliebe, die aufgrund der unterschiedlichen Verhältnisse zwischen ihr und ihm nicht akzeptiert wurde.
Das Titelstück „Born to run“ kommt wieder mit dem typischen Flair der Motorrad-Gangs wie „Night“ daher. Es ist ein Liebesbrief von ihm an seine Freundin Wendy. Er hat keine Geduld, er bevorzugt dann lieber die Leidenschaft. Und er will mit ihr weg aus dem gottverlassenen Nest am Highway 9. Bis heute ist das ein Lieblingslied der Springsteen-Fans.
„She’s the One“ beschreibt eine attraktive, aber kaltherzige Frau. Sie stürzt ihre Liebhaber in emotionale „Tumulte“. Trotz allem ist sie aber für den Protagonisten die richtige. Der Sommer-Knaller entstand einige Zeit vor den Arbeiten an „Born to run“. Die Nummer wird bis heute auf Konzerten gespielt. Wie im verlinkten Video von 2008. Es ist nach wie vor ein Party-Kracher und versprüht unbändige Energie.
Es folgt dann „Meeting across the River„. Es wird die Brücke zwischen „She’s the One“ und „Jungleland“ geschlagen. Es geht um Kleinkriminelle, die noch eine kleine Chance auf Erfolg wittern, wenn sie den Mann auf der anderen Seite des Flusses treffen. Eine recht dunkle und ruhige Nummer, die es später offenbar nicht mehr häufig in die Konzerte geschafft hatte.
Und dann folgt das epische Finale „Jungleland„. In fast 10 Minuten geht es um Bandenkriminalität und die Verfolgung durch die Behörden. Man flüchtet über die Grenzen New Jerseys und trifft sich mit Gleichgesinnten an einer Tankstelle. Eine Nebengeschichte ist die romantische Beziehung zwischen der Hauptperson, die „Ratte“ genannt wird, und einem barfüßigen Mädchen. Am Ende stirbt allerdings „Ratte“ eher tragisch, und der Rest verschwindet im „Dschungelland“, also – wie man hierzulande sagt – im Großstadtdschungel. Zentrales Element des Werkes ist das sagenhafte Saxofon-Solo von Clarence Clemons.
Das Bemerkenswerte an dem Album ist, dass alle Charaktere versuchen, irgendwie abzuhauen. „Born to run“ ist damit ein Konzeptalbum unter dem Gesamtbegriff „Flucht“. Das Album besticht durch die enorme Dichte der Lieder. Es wurden die verschiedensten Instrumente hergenommen, um diese „Wall of Sound“ zu erzeugen. Und mit dem Album wollte Springsteen die Stimmung eines langen Sommerabends vermitteln, wenn man sich Geschichten erzählt, wie man einfach mal davon rennt. Und ich glaube, das ist ihm gelungen. „Born to run“ war sein Durchbruch. Mit dem Manifest des Albums wurde er wahrgenommen. Es hieß „Die Zukunft des Rock’n’Roll“, was Springsteen da ablieferte. Und in diesem Monat jährt sich die Veröffentlichung zum 39. Mal.