„Steppin‘ Out“ ist so ziemlich das großartigste, was man sich in Sachen Optimismus vorstellen kann. Es wird mir immer warm ums Herz, wenn ich dieses Lied höre. Es geht um New York mit all seiner Magie, seinem Funkeln und eben dem ganzen Zauber, dem man erliegt, wenn man die Stadt erlebt. Im Jahr 1982 kam Joe Jackson mit dem Konzeptalbum „Night and Day“ um die Ecke und schilderte damit 24 Stunden in der riesigen Stadt. Mitten drin dieses fantastische Lied, über das wir uns mal unterhalten müssen.
Me, Babe, steppin‘ out
Jetzt verbirgt der Nebel vor dem Fenster die Häuserzeilen. Aber nichts verbirgt die Farbe der Lichter, die leuchten. Elektrizität ist so schön. Schau hin und trockne deine Augen. Wir sind so müde von all der Dunkelheit in unseren Leben. Mit keinen wütenden Worten mehr zu sagen, können wir lebendig werden. Komm, steig ins Auto und fahre auf die andere Seite.
Wir sind jung, aber wir werden lange vor unserer Zeit alt. Wir werden den Fernseher und das Radio hinter uns lassen. Fragst du dich nicht, was wir heute Abend finden werden, wenn wir rausgehen? Du kannst dich in pink und blau kleiden wie ein Kind und dich in einem gelben Taxi zu mir drehen und lächeln. Wir werden in Kürze da sein, wenn du mit mir kommst.
Ich, Schatz, ich gehe raus in die Nacht, ins Licht. Ich, Schatz, ich gehe raus in die Nacht, ins Licht…
Vorfreude und Aufregung
„Steppin‘ Out“ ist so ein besonderes Lied. Ja, es handelt davon, hinaus in die Nacht zu gehen und die Stadt New York in sich aufzusaugen. Ja, man kann es Sean Paul und Sia in „Cheap Thrills“ machen. Man kann es aber auch wie Joe Jackson machen. Der Brite war vorher in die USA übergesiedelt und war fasziniert von der Stadt und all ihrem Glamour, all der Magie und all dem, was man so in den Achtzigern über New York, die Stadt, die niemals schläft, gehört hat.
„Steppin‘ Out“ besticht durch die komplette Durchgeknalltheit. Die Drums klingen wie von Plastic Bertrand geklaut, ein treibendes Bass-Riff haut dich fast um. Und dann kommt eine breite Collage aus String-Teppichen, Glockenspiel und Piano, auf der Joe Jackson völlig aus der Zeit gefallene Melodien singt. Meine Fresse, was hat der Mann für eine Stimme! Und er will sagen: Wir haben so viel Dreck in unserem Leben erlebt, diese Nacht mitten in New York gehört nur uns!
Als Kind kriegst du solche Nummern eigentlich nicht mit. Deshalb kommt das Lied auch nicht im Soundtrack meines Lebens vor. Darüber hinaus war „Steppin‘ Out“ jetzt auch nichts, was den westdeutschen Singles-Käufer hinter dem Ofen vorgeholt hätte. Überhaupt nahm man in Deutschland wenig Notiz vom Briten. Aber so hat das Ganze auch etwas gutes: Die Vorfreude und Aufregung, New York bei Nacht zu erleben mit all dem Glitzer, bleibt bei „Steppin‘ Out“ erhalten und ist konserviert in einem Lied für die Ewigkeit.
Das Album „Night and Day“ ist – vermutlich hauptsächlich wegen dieser sensationellen Nummer – bis heute sein größter Erfolg. Und „Steppin‘ Out“ selbst, bei dem er offenbar alle Instrumente bis auf die Snare Drum selbst gespielt hatte, ist seine größte Single. Dennoch gibt es hierzulande Leute, die das Lied einfach nicht kennen. Grund ist das Ungewöhnliche, was nicht ins Formatradio passt.
Das Lied
So ein wundervolles Stück Musik. In diesen beschissenen Zeiten, in denen wir mit Corona, Putin, Klimawandel und all den anderen Katastrophen leben, brauchen wir Optimismus. Geht einfach raus, seht euch das Funkeln an, seid freundlich zueinander! Deshalb und weil ich das Lied großartig finde, gibt es einfach mal das offizielle Video zu der Nummer. Genießt es!
Henning, ich höre mir das Lied morgen mal an. :-)
Lorenzo