Mit 50 denkt man offenbar darüber nach, es nochmal wissen zu wollen. Das ist bei Rick Astley der Fall. Der Sunnyboy der 80er war irgendwie verschollen. Schließlich hatte er sich komplett aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Und nun ist er wieder da. 30 Jahre nach seinem legendären Erfolg „Never gonna give you up“ schoss er mit „50“ wieder an die Spitze der britischen Charts. Wenn das kein Erfolg ist, weiß ich auch nicht.
Der ehemalige Teeküchen-Gehilfe von Stock-Aitken-Waterman wurde von ihnen entdeckt, als er bei der Schülerband „FBI“ sang. Und dann kam eben Pete Waterman um die Ecke und hörte die eigenwillige Gurgelstimme. All das nahm dann seinen Lauf, und im Sommer 1987 eroberte der damals smarte Sonnenschein mit dem Welthit „Never gonna give you up“ die Charts und die Herzen der Mädchen.
Es folgten weitere Hits wie „Whenever you need somebody“, „My arms keep missing you“, „Together forever“, „Take me to your heart“ und „Hold me in your arms“. Und der Erfolg ließ nach. Rick Astley hatte irgendwie auch keine Lust mehr auf Stock-Aitken-Waterman und deren immer gleichen Fließband-Hits. Die letzte Single mit ihm aus der Hitfabrik war das erfolglose „Ain’t too proud to beg“ aus dem August 1989. Dann war Schluss.
Er musste sich frei schwimmen. Und so dauerte es 18 Monate bis zur nächsten Single. Und die war so ganz anders. Ja, er hatte sich frei geschwommen. Er tat sich mit Simon Climie und Rob Fisher (Climie Fisher), Elton John, Anne Dudley (The Art of Noise) und jeder Menge anderer Leute zusammen und fabrizierte ein sagenhaftes Album namens „Free“. Weg vom Pop, hin zum Soul. Unvergessen seine Gospel-Ballade „Cry for help“. Das war 1991.
Zwei Jahre später folge das Album „Body & Soul“, was von niemandem groß registriert wurde, obwohl da Lisa Stansfield und auch wieder Climie Fisher mitwirkten. Aber Astleys Prioritäten waren zu der Zeit andere. Er war Vater einer Tochter geworden und wollte dem Tourstress entgehen. Acht Jahre später folgte „Keep it turned on“ und wiederum vier Jahre später „Portrait“. Beides Alben, von denen kaum jemand Notiz nahm. Und Rick Astley zog sich komplett aus dem Musikgeschäft zurück. Das war dann 2005.
Aber nun mit 50, seine Tochter inzwischen erwachsen und nach Dänemark ausgewandert, will er es noch einmal wissen. Das Album „50“ geht ab wie eine Rakete und schlug gleich auf Platz 1 der britischen Charts ein. Im Rest Europas wurde es eben erst unter die Leute gebracht und ist so lala platziert. Auf „50“ spielt er alles selbst. Lang hatte er sich für das Album Zeit gelassen. Die Rede ist von 3 Jahren. Und der Erfolg gibt ihm Recht: Es ist das zweiterfolgreichste Album von ihm, nach „Whenever you need somebody“ mit eben jenem „Never gonna give you up“.
Reifer klingt er. Er gurgelt immer noch. Und er ist dem Soul treu geblieben. Und er erzählt davon, dass es völlig egal ist, wie das Leben verläuft, man muss immer weiter singen. „Keep singing“ ist so ziemlich die persönlichste Single des netten Herrn aus dem Norden Englands. Vom alten „Rickrolling“ ist nichts geblieben. Er muss niemandem mehr etwas vormachen. Vor einer Woche hat er für „50“ eine Silberne Schallplatte bekommen. Einen knappen Monat nach Veröffentlichung. Damit hat er es allen gezeigt. Mich freut es, denn er hätte wesentlich größeren Erfolg verdient gehabt.