Eric Clapton, Ginger Baker und Jack Bruce waren Cream. Ihr bedeutendstes Lied war 1968 „White Room“. Wer ist da jetzt nicht beim Film „Joker“ aus dem Jahr 2019? Joaquin Phoenix hatte als depressiver Antiheld Joker die Unruhen in der Großstadt entfacht und dann auch noch gefragt: „Ist das nicht schön?“ – Wie passt das denn jetzt zu dem so beeindruckenden Lied aus der Psychodelic Rock Ära? Ganz großartig, wie ihr vielleicht gleich mitbekommen werdet. Schauen wir uns das also mal an.
In the white room with black curtains…
In dem weißen Zimmer mit schwarzen Vorhängen in der Nähe des Bahnhofs. Das Land der schwarzen Dächer, keine goldenen Bürgersteige, müde Stare. Silberne Pferde rannten die Mondstrahlen in deinen dunklen Augen hinab. Das Morgenlicht lächelt, wenn du abhaust, meine Zufriedenheit. Ich werde an diesem Ort warten, wo die Sonne niemals scheint. An diesem Ort warten, wo die Schatten vor sich selbst wegrennen.
Du sagtest, dass dich keine Stricke am Bahnhof sichern könnten. Bahnsteigkarte, rastlose Dieselloks, Abschied durch das Fenster. Ich ging am Bahnhof in so eine traurige Zeit. Als ich hinausging, spürte ich, dass meine eigene Not eben erst beginnt. Ich warte in der Schlange, wenn die Züge zurückkommen. Ich liege bei dir, wo die Schatten vor sich selbst wegrennen.
Auf der Party war sie die Freundlichkeit in der harten Menschenmenge. Und Trost für die alte Wunde, die nun vergessen ist. Gelbe Tiger hockten im Dschungel in ihren dunklen Augen. Sie zieht sich gerade an, verabschiedet sich am Fenster, müde Stare. Ich werde an diesem Ort mit der einsamen Menschenmenge schlafen. Ich liege im Dunkeln, wo die Schatten vor sich selbst wegrennen.
Die schlechten Angewohnheiten
„Wirf alles von dir, was dich hemmt“ – Wir kennen alle dieses Sprichwort. Oder etwa nicht? „White Room“ geht auf ein achtseitiges Gedicht von Pete Brown zurück. Das hatte dieser angeblich dann geschrieben, als er sich von schlechten Angewohnheiten erholte. Was auch immer das heißen mag. Pete Brown muss so um die 26 gewesen sein, als er das ursprüngliche Gedicht schrieb. Wer weiß, vielleicht waren es in den Sechzigern die ersten Drogenerfahrungen oder so etwas.
„White Room“ bleibt hier eine Antwort schuldig. Was aber deutlich wird, ist die Trübsinnigkeit. Meine Güte, ist das Alles schräg. Was bitte ist denn ein Ort, an dem selbst die Schatten vor sich selbst abhauen? Das klingt schon ein wenig sehr ausweglos, oder? Nichtsdestotrotz ist die Nummer aber wirklich beeindruckend, oder? Ich meine, wenn das Lied über 50 Jahre lang sein Unwesen treibt, muss das schon etwas besonderes sein, findet ihr nicht? Und jeder kann über schlechte Angewohnheiten was erzählen.
Brennendes Gotham: „White Room“ beim „Joker“
Viele kennen die Batman-Filme. Es gab zahlreiche Spinoffs. So eben auch „Joker“ mit einem unfassbar großartigen Joaquin Phoenix. Der Joker, Arthur Fleck, haust mit seiner Mutter in einem ranzigen Apartment und leidet an Parathymie. So lacht er in den unpassendsten Momenten, was ihn zum Pausenclown befähigt. Aufgrund seiner Krankheit wird er immer verspottet und gehänselt und all das. Die Situation schaukelt sich immer weiter auf. Fleck wird zum Joker.
Er sorgt für gewaltsame Aufstände in Gotham. Unruhen mit Menschen mit Clownsmasken sind die Folge. Brennende Autos, Chaos, Gewalt. Der Joker erfuhr davon, dass er als Kind missbraucht wurde. Als er letztlich aus dem Chaos im Polizeiauto abtransportiert wird, hören wir „White Room“. Der Polizist meint, dass er sich doch mal anschauen soll, was für ein Chaos er angerichtet hat. Der Joker meint dazu: „Ja, ich weiß. Ist es nicht schön?“
Er hat sich vom Missbrauch reingewaschen. Und deshalb hören wir „White Room“. Für dieses „Urban Nightmare“, wie der Film bezeichnet wird, ist das großartige Lied der ideale Soundtrack. Dazu passend das hysterische Lachen des Jokers. Das war ein Film, der mich echt lange Zeit gepackt hatte. Und Eric Clapton, der als einziger von Cream noch lebt, war sicherlich begeistert davon, an welcher Stelle das Lied eingesetzt wurde, denkt ihr nicht?
Das Lied
Leute, „White Room“ stammt von 1968. Es gab kein MTV. Demnach gibt es auch kein Video. Später wurde es unzählige Male gecovert, unter anderem von Sheryl Crow oder von der deutschen Heavy Metal Band Halloween. Aber hey, original bleibt halt original.
Wow, was für ein schöner Blogpost – dazu hab ich gleich mal das Original gehört, immer noch überragend!
Hab grade auch „was über Medien“ verbloggt, wenn du magst:
Tschüss Corona-Blues: Vier sehenswerte Wissenschaftskanäle und ihre Wirkung
https://www.claudia-klinger.de/digidiary/2021/04/22/tschuess-corona-blues-vier-sehenswerte-wissenschaftskanaele-und-ihre-wirkung/