Wenn man in der heutigen Zeit an ein Lied namens „Euphoria“ denkt, denkt man an das ESC-Siegerlied von Loreen vor ein paar Jahren. Aber es geht auch anders. Vor 25 Jahren kamen Alphaville mit dem bahnbrechenden und wegweisenden Album „Prostitute“ daher. Und diese düstere Scheibe förderte auch ein „Euphoria“ zu Tage. Es ist der vertonte Weltuntergang. Passen Sie mal auf.
Cavemen’s Paintings drowning
Eine Art von Donner aus meinem Herzen überflutet meine Augen. Eine Art von Armeen marschiert durch meinen Kopf. Düstere Soldaten von nirgendwo. Irgendwie bewegt sich jemand aus mir heraus. Hab keine Angst! Irgendwie bewegt sich jemand aus mir heraus und geht dann irgendwo hin.
Das Schiff legt pünktlich ab. Ein leerer Hafen, wir winken zum Abschied. Die Evakuierung der Insel. Die Höhlenmalereien ertrinken. Die berühmten letzten Worte liegen in der Luft. Ich bleibe hier, und du bist da, während unsere Stadt sanft versinkt. Die Höhlenmalereien ertrinken.
Was ist denn mit „Euphoria“ gemeint?
Ich kann nicht genau sagen, worum es in „Euphoria“ geht. Es könnte die Atlantis-Sage sein, da ja eine Stadt untergeht. Denn das Album „Prostitute“ ist eine Anklage an die verschwenderische Zivilisation. Voller Euphorie tanzt man auf den Trümmern der Gesellschaft, während alles herum brennt. Und all das kulminiert in der Ekstase von „Euphoria“.
Die Nummer muss man sich hart erarbeiten. Zu Beginn ist es alles andere als vertonte Euphorie. Und die verzerrte Strophe wirkt schon etwas lahm. Wenn dann aber die Welt untergeht und man beim Ertrinken weiter tanzt, dann explodiert die „Euphoria“. Dann wird der Sinn erfüllt. Das Lied konnte nicht kürzer als die vorliegenden sieben Minuten und fünf Sekunden sein.
Über „Euphoria“ habe ich bisweilen gelesen, dass es sich um das beste Pink-Floyd-Lied, was die Band nicht selbst geschrieben hatte, handeln würde. Und irgendwie stimmt das auch. „Euphoria“ ist hohe Kunst, musikalische Perfektion und ein Monstrum für alle Fans von „Forever Young“ oder „Big in Japan“. Am Ende ist das Lied aber all das, was das Album „Prostitute“ und die Band Alphaville jemals ausgemacht hatte.
„Prostitute“ bedeutet unter anderem auch „Verschleudern“. Also all das, was im mystischen Atlantis laut Platon stattfand. Platon diskutiert das Oberthema Gerechtigkeit. Diesem widmen sich auch Alphaville auf dem Album von 1994. Und deshalb halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass „Euphoria“ eine Marian-Gold-Version des Atlantis-Mythos ist.
Das Lied
Nehmen Sie sich einen Kaffee und vor allem die Zeit, das Lied sich zu erarbeiten. Es lohnt sich. Es ist für mich eins der besten Lieder der elektronischen Musik. Der Clip ist mit erweitertem Datenschutzmodus eingebaut.
Wow! Jetzt bin ich echt gespannt. Ich gestehe, das Album ist an mir aber sowas von komplett vorbeigegangen. Aber Deine Beschreibung liest sich so, dass ich das jetzt hören muss! Danke für den Tipp!
Hallo Markus,
Gern geschehen. Das Album hatte ich auch schon im Blog besprochen. Der Link ist am Anfang des Artikels versteckt. Es ist halt kein „Big in Japan“. Und Alphaville waren niemals Pop.
Was mir wiederum so überhaupt nicht klar war. Ist vielleicht ähnlich wie bei Talk Talk, die nach dem Ende ihrer öffentlichen Popstar-Karriere wirklich unglaubliche Alben veröffentlicht haben.
Ja, das trifft es ziemlich gut. Derlei Beispiele gibt es genug.