Ich bin als Kind der DDR natürlich mit Karat aufgewachsen. Die Band hatte jede Menge legendäre Musik. Und so manche Perle. Wie das Lied, um das es gehen soll. Es gibt so lyrische Kostbarkeiten, die man musikalisch richtig gut umsetzen kann. So kann man sich auch dem Thema Fernweh widmen. Wie es auch die Autoren Thomas Kurzhals und Norbert Kaiser bei diesem eher schlichten Lied gemacht haben. „Hab den Mond mit der Hand berührt“ ist so ein besonderes Lied. Und darüber möchte ich kurz schreiben.
Das Album „Fünfte Jahreszeit“ hat nichts mit dem Karneval zu tun. Nein, es geht um die Vorwende-Zeit. Das merkt man jedem Lied der knappen Dreiviertel Stunde an. So wurde auch der Wunsch, woanders zu sein, thematisiert. Aber anders als beim „Pfefferminzhimmel“ der Band City, das im DDR-Radio nicht gespielt wurde, entwickelte sich „Hab den Mond mit der Hand berührt“ zu einem Dauerläufer. Das liegt an der hohen lyrischen Qualität des Textes.
Wer den Mond mit der Hand berührt, kostet für einen Augenblick die Verlockung der Ferne. Gerade jetzt, da die Urlaubszeit allmählich in Deutschland zuschlägt, kommt man gern mal mit Fernweh daher. Als ich aufwuchs, beschränkte sich das Fernweh der Bürger der DDR auf die Ostsee, den Balaton oder das Schwarze Meer. Sylt schien unendlich weit weg. Aber für eine Sekunde hat man mit dem Gedanken gespielt, genau dort hin zu wollen.
„Hab den Mond mit der Hand berührt“ ist aber auch auf andere Art und Weise zu verstehen. Die Versuchung lockte. Für einen Moment wäre man fast schwach geworden und hätte etwas verbotenes getan oder sonst irgendwas. Irgendwie gibt es immer wieder Begebenheiten, bei denen man schwach werden kann. „Ich will auch mal“ heißt dann der Gedanke. Dann berührt man auch den Mond. Das liegt aber auch ein bisschen daran, dass der Mond als Himmelskörper geheimnisvoll wirkt.
Unterm Strich muss man aber können dürfen. Das Lied hat in Bezug auf das Fernweh an Bedeutung verloren, da es ja für jeden prinzipiell möglich ist, den Hunger nach Ferne zu stillen. Und sonst sollte man sich immer die Versuchung gönnen, sonst wird alles langweilig. Träume soll der Mensch haben. Und Träume sind auch dazu da, wahr zu werden. Deshalb sollte man immer den Traum haben, irgendwann den Mond mit der Hand zu berühren.