Was passiert mit einem Lied der Synthie-Götter Depeche Mode, das nur in einem Land als Single veröffentlicht wird? Es gerät in Vergessenheit. Ungerechtfertigt. Das Lied „But not tonight“ aus dem Album „Black Celebration“, das ich auch schon mal besprochen hatte, ist das gefälligste Lied rund um das doch eher düster gehaltene Album. Es ist nicht mal auf dem Album selbst enthalten, aber es gehört dazu. Und ich erzähle etwas dazu.
Oh Gott, es regnet, aber ich beschwere mich nicht. Er erfüllt mich mit neuem Leben. Die Sterne am Himmel bringen mir Tränen in die Augen. Sie erleuchten heute Nacht meinen Weg. Und ich habe mich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt. Nur für einen Tag lang an einem Tag wie diesem werde ich von diesen ständigen Ausschweifungen Abstand nehmen. Der Wind in meinen Haaren macht mir bewusst, wie schön es ist, heute Nacht zu leben. Und ich habe mich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt.
Oh Gott, es regnet, aber ich halte meine Freude nicht zurück, so nass zu sein. Hier in meiner Einsamkeit, ganz allein. Wie gut fühlt es sich an, heute Nacht allein zu sein. Und ich habe mich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt. Der Mond scheint am Himmel. Er erinnert mich an so viele andere Nächte. Als meine Augen rot waren und ich für tot gehalten wurde. Aber nicht heute Nacht.
Ja, David Gahan singt in diesem netten Stückchen davon, wieder am Leben zu sein. Es gibt solche Momente. An denen fühlt man sich so lebendig. Und es gab Momente, die ganz ähnlich aussahen, aber an denen man zerbrochen war. Ich denke, jeder Mensch kennt diese Momente. Und wenn man aus dem Jammertal wieder heraus gekommen ist, ist es völlig egal, ob es in Strömen regnet. Man genießt den Moment und die vollständige Erfüllung. Der Auslöser kann eine neue Beziehung sein. Das wird aus dem Text freilich nicht klar. Jedenfalls sieht man sehr optimistisch in die Zukunft. Und man fühlt, dass man das Recht dazu hat.
Im Umfeld von „Black Celebration“ wirkt „But not tonight“ wie ein Fremdkörper. Aber es ist so wie ein grauer Novembertag, an dem man ein freundliches Grinsen erlebt. Das macht dann alles nicht mehr ganz so düster. Ich hatte ja über das Album geschrieben, dass ich es gar nicht so düster finde. Ja, es ist schon irgendwie Dark Wave. Aber es ist eher ein Album voller Melancholie. Und diese Melancholie wird abgerundet durch dieses nette Stück Musikgeschichte.