Ich kannte die Band „Echo & The Bunnymen“ eigentlich durch etwas völlig anderes, nämlich durch The KLF. Aber vor ein paar Jahren habe ich was gehört. Das stammte von der Band selbst und ist nun 32 Jahre alt. Im Mai 1984 erschien von den vier Herren aus Liverpool das Album „Ocean Rain“. Und aus diesem hat sich mir das Titelstück ins Gehirn gebrannt. Es war niemals Single und hätte wohl auch nicht ins Radio gepasst. Das Lied ist aber eine richtige Perle, die man zumindest mal gehört haben sollte.
Wieder auf See, und seine Hurrikane haben den Regen über den Ozean gebracht, um ihn wieder zu baden. Sein Schiff ist ein Segel. Kannst du den zarten Rahmen hören, wie er unter den Wellen schreit? Alle Mann an Deck in der Dämmerung! Sie segeln zu traurigeren Ufern. Ihr Hafen in seinen schwersten Stürmen beherbergt die schwärzesten Gedanken.
Das ist eigentlich alles, was Ian McCulloch in dieser herzzerreißenden Ballade singt. Der Text wird mehr oder weniger wortgleich wiederholt. Es ist eine traurige Zwei-Akkorde-Nummer, die sehr zerbrechlich beginnt und dann in einem lauten Getöse vom Sturm erfasst wird. Das Lied ist – obwohl als letztes auf der Platte – die zentrale Nummer, zeigt sie doch die depressive Zerrissenheit von McCulloch. Am ehesten erinnert die ganze Machart an die Achtzigerjahre von The Cure oder Nick Cave.
„Ocean Rain“ ist etwas für die Nacht, für Kopfhörer, für nichts, was den Hörer vom Lied ablenken könnte. Gerade damals, als Alphaville mit „Big in Japan“ oder Queen mit „Radio Ga-Ga“ um die Ecke kamen, hoben sich Bands wie Echo & The Bunnymen wohltuend ab. Und all das gipfelt in den 5 Minuten Trübsinnigkeit von „Ocean Rain“. Und am Ende stellt man fest, dass das Lied im Dunkeln seine volle Wirkung entfaltet.
Als ich „Ocean Rain“ das erste Mal gehört habe, war ich schon ein ganzes Stück ergriffen. Das ist so ein Lied, was den Hörer auf sphärischer Ebene fix und fertig macht. Und deshalb ist es so gut. Und irgendwie unvergessen für all die, die es kennen. Und das sind bei dem Erfolg des gesamten Albums ziemlich viele. „Ocean Rain“ gilt für Fans als das Meisterstück von Ian McCulloch. Und das ist in jedem Fall gerechtfertigt.