Kommen Sie mir nicht damit, dass Sinéad O’Connor nur ein Phänomen rund um „Nothing compares 2 U“ war. Sie ist und war wesentlich mehr als das. Das zeigt sich schon am aufwühlenden „Troy“, ihrer allerersten Single aus dem Jahr 1987. Die stammt aus dem Debüt-Album „The Lion and the Cobra“, was sich mit dem Psalm 91 beschäftigt.
There is no other Troy
Ich werde mich daran erinnern. Und an Dublin im Unwetter. Und daran, im Sommer im hohen Gras zu sitzen, das einen warm hält. Ich werde mich daran erinnern in jeder ruhelosen Nacht. Wir waren damals so jung. Wir dachten, dass alles, was wir vielleicht tun können, richtig wäre. Dann gingen wir, bestohlen direkt vor unseren Augen. Und ich fragte mich, wohin du gegangen bist. Sag mir, wann starb das Licht? Du wirst dich erheben, zurückkehren wie Phönix aus der Asche. Du wirst lernen, dich erheben, zurückkehren als das, was du bist. Es gibt kein weiteres Troja, das du verbrennen kannst.
Und ich wollte dich nie verletzen. Ich schwöre, dass ich die Dinge, die ich sagte, nicht so meinte. Ich wollte dir das nie antun. Nächstes Mal werde ich stattdessen meine Hände bei mir behalten. Liebt sie dich? Was willst du tun? Braucht sie dich wie ich? Ist sie gut für dich? Hält sie dich so wie ich?
Willst du mich? Soll ich gehen? Du sagst immer, dass du mich liebst. Nur frage ich mich manchmal, ob ich es glauben soll. Ich liebe dich, ich würde für dich einen Drachen töten. Ich werde sterben, aber auferstehen. Und ich werde wie Phönix aus der Asche wiederkommen. Ich habe gelernt, werde auferstehen. Und du wirst mich zurückkehren sehen als das, was ich bin. Es gibt kein weiteres Troja, das ich verbrennen könnte.
Du hättest das Licht anlassen sollen, dann hätte ich es nie versucht, und du hättest es nie gewusst. Ich hätte dich nicht näher an mich gezogen. Ich hätte nie geschrien: „Nein, ich kann dich nicht gehen lassen“. Die Tür war nicht verschlossen. Ich hätte dich nicht an mich gezogen, hätte nicht dein Gesicht geküsst. Du hättest mich nicht angefleht, dich zu halten, wenn wir gar nicht erst dort gewesen wären. Aber ich weiß, du wolltest, dass ich dort bin. Jeder Blick von dir sagte es mir. Aber du hättest das Licht anlassen sollen. Und die Flammen erloschen, doch du spuckst immernoch Feuer. Es spielt keine Rolle, was du sagst. Du bist doch ein Lügner, du bist doch ein Anwalt.
Was will uns Sinéad O’Connor damit sagen?
Sinéad O’Connor stammt aus dem irischen County Dún Laoghaire-Rathdown vor den Toren Dublins. Nach der Scheidung der Eltern war es nach irischem Recht nicht möglich, dass Väter das Sorgerecht bekamen. Also zog die damals 13-jährige selbst zu ihrem Vater. Später wurde sie der Schule verwiesen und musste in ein Internat der „Sisters of Our Lady Charity“.
Sie gab selbst an, dass sie dort von Geistlichen missbraucht wurde. Später studierte sie Gesang und Klavier. Und 1987 erschien dann mit „The Lion and the Cobra“ ihr erstes Album. Zu dem Zeitpunkt war die damals 20-jährige Sinéad O’Connor das erste Mal von „Ihrem Drummer“ schwanger. Und „Troy“ war die erste Single.
Ich bin mir nicht sicher, was sie mit dem Lied aussagen will. Einerseits ist es die bedingungslose Liebe, weil sie Drachen töten will. Andererseits ist er (oder wer auch immer) ein Lügner. Und sie hätten sich nie über den Weg laufen sollen. Mich würde es nicht wundern, wenn Sinéad O’Connor damit ihre Erlebnisse im Magdalenenorden verarbeitet.
Sie setzte mit dem Lied Maßstäbe: Über 6 Minuten Kraft, Wut, fast Flüstern, ein nahezu durchkomponiertes Meisterwerk. Die außergewöhnliche Musikerin, die mittlerweile mal Magda Davitt, mal Shuhada‘ Davitt heißen will und aufgrund psychischer Probleme Suizidversuche hinter sich hat, war nie einfach. Und das zeigt sie bereits mit dieser frühen Nummer.
Das Lied
Es ist nicht einfach, über sich zu erzählen. Sie macht das großartig. Eigentlich wäre das ein Lied für meinen Soundtrack meines Lebens. „Troy“ ist zu jeder Sekunde ein Statement. Und das darf man sich gern immer mal geben: