„Worlds Apart“: Ich halte dieses Lied für eins der wichtigsten, die Bruce Springsteen geschrieben hat. Es ist 15 Jahre alt und stammt aus „The Rising“. Das komplette Album entstand mehr oder weniger unter den Eindrücken der Anschläge am 11. September 2001. Es handelt sich bei „The Rising“ wie so oft um ein gesellschaftskritisches Album. Und ich nehme an, das „Worlds Apart“ darauf so zentral als siebtes von 15 Liedern Platz findet, weil der Rocker aus New Jersey hier eine elementare Aussage treffen will. Deshalb möchte ich an dieses besondere Lied erinnern.
We stand Worlds Apart
Ich halte dich in meinen Armen. Das ist es, wo es beginnt. Ich suche Vertrauen in deinem Kuss und Trost in deinem Herzen. Ich schmecke den Samen auf deinen Lippen, lege meine Zunge auf deine Narben. Aber wenn ich in deine Augen schaue, stehen wir Welten getrennt.
Wo die fernen Ozeane singen und zur Ebene aufsteigen, in diesem trockenen und geschundenen Land bleibt deine Schönheit. Von der Gebirgsstraße dort hinunter, wo die Autobahn in die Dunkelheit führt, unter Allahs gesegnetem Regen bleiben wir Welten getrennt.
Manchmal ist die Wahrheit nicht genug. Oder ist sie zu viel in Zeiten wie diesen? Lass uns die Wahrheit wegwerfen, wir werden sie in diesem Kuss finden. In deiner Haut über meiner Haut, im Schlagen unserer Herzen. Mag das Leben uns einlassen, bevor uns der Tod trennt.
Wir werden das Blut eine Brücke bauen lassen über die mit Sternen drapierten Berge. Ich werde dich auf der Schwelle zwischen diesen getrennten Welten treffen. Wir haben jetzt diesen Moment zum Leben, danach ist alles nur Staub und Dunkelheit. Lass uns die Liebe geben lassen, was sie gibt.
Ein vereinendes Lied
Getrennte Welten: Das Christentum und der Islam, nichts scheint weiter auseinander zu liegen. Bruce Springsteen warb immer schon für Völkerverständigung, so auch in diesem Lied. Über die Grenzen von Ländern, Glauben, Gesellschaftsordnungen hinweg bildet sich eine Beziehung, die abseits aller Repressalien gedeihen soll. Es wird gesagt, dass „Worlds Apart“ schon lang im Repertoire von Springsteen schlummerte, aber nirgendwo besser hinpassen konnte wie auf „The Rising“ und deshalb umgeschrieben wurde. Nach den vielen offenen Fragen nach den Anschlägen und der Feindseligkeit und Missgunst war das ein Zeichen der Versöhnung.
Das Lied ist bis heute eins der experimentellsten Lieder von Bruce Springsteen. Vordergründig ein Lied mit Einflüssen der Weltmusik mit Qawwali-Sängern im Hintergrund, was bei dem Thema auch keineswegs unüblich ist, bleibt es doch ein richtig starker Rocksong. Eigentlich in der typischen Art von Springsteen geschrieben, hat er Ethno-Einflüsse und weist auch ungewöhnliche Instrumente auf. Und gewohnt wie immer ist die bärenstarke Aussage, dass Liebe Grenzen einreißen und Kriege beenden kann. „Worlds Apart“ zählt für mich zum Besten, was Bruce Springsteen veröffentlicht hat.