Das letzte viertel Jahr 2021 waren für mich die Hölle. Ich habe sogar mit dem Musizieren aufgehört. Aber irgendwann habe ich dann halt einfach wieder angefangen. Die vier Monate brauchte ich aber irgendwie auch. Im letzten Artikel über meine eigene Musik habe ich davon erzählt, dass ihr doch einfach anfangen sollt mit der Musik, wenn ihr Interesse dafür habt. Deshalb hatte es mich dann auch wieder gepackt. Und davon erzähle ich euch mal eben.
Recap: Als ich in das Loch fiel
Im oben verlinkten Artikel habe ich das äußerst optimistische „The View From The Hill“ eingebaut. Das war das letzte Stück vor meinem Loch. Ich habe bei Soundcloud darüber philosophiert, was mich dazu gebracht hatte: In schweren Zeiten musst du auch mal auf einen Berg steigen, um zu sehen, dass die Welt um dich herum eigentlich schön ist, und es ist gut, optimistisch zu sein. So ungefähr. Das ist das Liedchen hier:
Was ich da nicht wusste: Neun Tage später starb meine Mutter, und ich fiel in ein tiefes Loch. Darüber hinaus wurde es mit der Arbeit immer mehr und immer mehr. Letzten Endes brauchte ich nach einer herausfordernden Bereitschaft im Job eine kleine Auszeit Anfang 2022. Allerdings stand mir der Sinn nach allem möglichen, aber eben nicht danach, mit dem Musizieren weiter zu machen.
Ich funktionierte. Das war aber auch alles. Ihr habt ja vielleicht das hier neulich gelesen. Ich wollte aber irgendwie noch mehr vom Leben, als nur vor mich hin zu arbeiten. Ich weiß ja, dass ich die Welt nicht allein retten kann. Also muss ich hauptsächlich erstmal an mich denken. Und so saß ich dann eines Tages gedankenverloren an meinem Keyboard. Huch, das war ja dann auch schon eingeschaltet. Und plötzlich fing ich wieder an zu musizieren.
Was das Musizieren so bringt…
Es gibt ja einen ganzen Haufen Leute, die einem immer wieder so die Frage stellen: Und was bringt dir das? Leute, ich mache den ganzen Kram nur zum Spaß. Ich will damit nicht reich und berühmt werden. Wer meinen Blog seit 12 Jahren und ein bisschen liest, weiß, dass das hier im Blog nicht anders ist. Aber die Musik ist dann doch noch was anderes. Musik spricht ja auch das aus, wofür es keine Worte gibt.
Und so hat mir das Musizieren dabei geholfen, aus meinem Loch wieder herauszufinden. Ja, sicher, meine Frau ist da auch von unschätzbarem Wert. Aber wenn ich die Musik nicht wiederentdeckt hätte, hätte es länger gedauert. Und das Alles gab mir den Impuls, auch sonst mehr auf meine Seelengesundheit – oder wie man das nennt – zu achten. Deshalb habe ich über Wertschätzung und Quality Time erzählt.
The Glitter and the Shimmer
Ich hatte lange Zeit zu kämpfen, wie ich meine Emotionen musikalisch am besten ausdrücken konnte. Wenn du mit einem D-Dur-Akkord anfängst, kommst du meistens bei irgendwas festlichem raus. Ich wollte aber irgendwie erinnern. Also konnte ich keinen G-Dur-Akkord folgen lassen. Ein Erklär-Video brachte mich dann auf die Idee, G-Moll zu verwenden. Hach, und plötzlich war ich da, wo ich sein wollte. Allerdings erinnert das Stück sehr an OMD. Ich wollte das nicht. Das Lied ist dennoch das Ende meiner Trauer.
Ich habe letztlich das Lied depubliziert. Ich will einfach vermeiden, dass mir irgendwer eine mutwillige Urheberrechtsverletzung unterstellt. Schade eigentlich, aber was nützt all das Musizieren, wenn dann doch rechtliche Konsequenzen auf dich einprasseln? Das ist der Grund, warum das Lied nirgendwo mehr zu hören ist.
New Horizon
Aber ich musste ja Gas geben. „New Horizon“ musste deshalb mal etwas abgehen. Ich war mitten beim Musizieren, klimperte auf meinem Keyboard herum. Und plötzlich war da diese Melodie, die ich im Lied als Bassspur verwendet habe. Keine Ahnung, ob es sowas schon gibt. Ich hatte viel Spaß bei dem Stück. Das war auch verteufelt schnell fertig, ich weiß auch nicht, wieso. Jedenfalls kann der Uhle auch sowas wie Party.
Minor Dark, Major Light
Weniger dunkel, im Wesentlichen Helligkeit – oder so. Ihr kennt so viele Acts aus dem Eurodance der Neunziger. Irgendwie war mir danach, einfach mal sowas in der Art zu machen. Das Ganze Stück hat jetzt keinen tieferen Sinn. Ich hatte hier auch wieder enorm viel Spaß, mit verschiedenen Melodie-Loops zu spielen. Das Stück soll einfach ein bisschen gute Laune verbreiten. Ich hoffe, mir ist das ein wenig gelungen.
Auch elektronische Musik hat Seele
Was habe ich immer so mitbekommen: Musizieren mit Seele würde eben nur handgemacht gehen. Schwachsinn. So kann ein Stück wie „The View from the Hill“ Optimismus versprühen, während „The Glitter and the Shimmer“ mit Melancholie daher kommt. Aber auch abseits der elektronischen Musik muss ich einfach mal den Puristen einen mitgeben: Es gibt KEIN Lied, das ohne Digital Audio Workstation zurecht kommt. Überall Computer, überall Technik. Take that!
Nein, elektronische Musik hat freilich Seele. Also so lang sie nicht auf Erfolg getrimmt ist. Ich erinnere mich gern an „Das Mädchen auf der Treppe“ von Tangerine Dream. Oder die wundervollen Werke von Vangelis oder Hans Zimmer. In heutiger Zeit wird alles durch Plugins aufgewertet. Auch auf Schlagzeugspuren und Gitarrenspuren werden die Quantizer gehetzt. So ist das nunmal. Da kann ich auch weiter versuchen, meine Gedanken und Gefühle elektronisch auszudrücken, oder?
In diese Kerbe haut auch der Marcel in diesem Beitrag. Am Ende muss man eben tatsächlich sagen: Das Musizieren setzt eben immer Emotionen frei. Und elektronische Musik kann das ebenso. Mir hat das Alles geholfen, wieder aus meinem Loch herauszufinden. Wer weiß, ob das durch irgendwas anderes gelungen wäre. Also geht raus und macht Musik. Egal, womit. Macht es einfach.