Mein neues Stück „Poison Arrows“ könnt ihr ein wenig wie einen musikalischen Kommentar zu all den Katastrophen sehen, die seit einiger Zeit auf der Welt passieren. Ich wollte irgendwie was mit mir selbst tun, ich musste ja auch irgendwie mit meinen Gedanken wohin. Denn ich werde mich nicht mit Worten zu den Geschehnissen in der Ukraine und in Israel äußern. Ich habe mir oft genug den Mund verbrannt. Und so wollte ich ein Stück Musik bauen, das ein bisschen widerspiegelt, was ich zu den Kriegen da so denke. Ich hoffe, mir ist das gelungen.
At the beginning of this conflict, there were poison arrows
Zu Beginn des Konflikts gab es vergiftete Pfeile. Das ist mein Kommentar zu den Kriegsschauplätzen. Und neben dem Nahen Osten und dem europäischen Osten können wir ja auch noch den Balkan dazu nehmen. Habe ich noch was vergessen? All diese Auseinandersetzungen kommen ja nicht von ungefähr. Das war doch vorher schon alles kaputt durch eben diese vergifteten Pfeile, die „Poison Arrows“, die man sich entgegen drohte.
Ich denke mir, nachdem die Wortgefechte dann irgendwann ausgelutscht waren, begannen die Waffen zu sprechen. Ich kann es mir nicht anders erklären. Und was auch immer ihr über all diese Kriegszustände denkt, lasst es bitte nicht hier im Blog ab. Ich will mich nicht noch damit beschäftigen müssen. Das Leben ist schon chaotisch genug. Wir können uns gern über das Stück unterhalten. Ich bitte sogar darum. Aber nicht über die Auseinandersetzungen.
Jedenfalls musste ich mir irgendwie Luft machen. Dabei war das erst gar nicht absehbar, als ich mit „Poison Arrows“ begonnen hatte. Ich hatte da diese Bass-Melodie und fummelte damit herum. Und ich habe mit einem lustigen Tool in Ableton namens Vocoder herumgespielt, um dann über die Noten der Akkorde der Rhythmus-Begleitung mehr Charakter zu verleihen. Und alles klang schon irgendwie düster. Und dann war da das Sample der mir unbekannten Frau, die „Dying soon“ (Bald sterben) singt. Und dann ging es los.
Klingt das irgendwie nach Röyksopp?
Ich war ja neulich auf einer philosophisch-musikalischen Reise. Und ähnlich war das bei „Poison Arrows“. Ich habe mit F-Moll herum gebastelt, was dann zu der eigentlichen Stimmung großartig gepasst hatte. Und irgendwie hat sich das Alles ziemlich düster angehört. Dazu bin ich auf Videos vom Supernova Sukkot Gathering gestoßen, das Festival in der Wüste, das bombardiert wurde. Und plötzlich musste die Wut raus. Das ging halt alles nicht anders.
Aber irgendwie klingt das Ganze ein bisschen nach Röyksopp. Also irgendwie entfernt. Die sind ja auch immer mal ziemlich düster unterwegs. Und der Bandname ist auch irgendwie dystopisch, geht das doch in Richtung „Atompilz“, wenn ich so glauben darf, was ich so lese. Aber ich werde nicht so weit gehen und behaupten, mit „Poison Arrows“ wollte ich irgendwas in diese Richtung machen. Ich hatte die Elemente, die ich oben genannt habe, und musste meinem Ärger Luft machen.
In dem Stück ist der Bass am dynamischsten. Der spielt zwar meistens ein und dieselbe Melodie-Figur. Aber durch Automatisierung habe ich den sonstwas veranstalten lassen. Ich hoffe, ich habe ein bisschen die Stimmung einfangen können, die man hat, wenn man die gruseligen Bilder aus den Kriegsgebieten sieht. Damit ist ja wohl klar: Niemand muss das Stück „schön“ finden. Das wäre irgendwie das falsche Adjektiv. Oder was meint ihr?
5 Minuten
Ich hätte noch viel mehr mit Samples und sonstwas herum turnen können. Aber mir ging es eher um die Stimmung und darum, meine Gedanken zu den Vorfällen zu sortieren. Ich wollte kein volles Brett an musikalischen Eindrücken raushauen. Das hätte vermutlich das gesamte „Poison Arrows“ kaputt gemacht. So lasse ich das Mädel etwas von „Dying soon“ singen und erzähle, dass am Anfang des Konflikts die vergifteten Pfeile standen.
Vielleicht bin ich das falsche Publikum. Das Stück ist für mich viel zu happy-go-lucky für das Thema und von mir aus, hätte es entweder ne halbe Stunde dauern können oder nach spätestens 30 Sekunden rum sein.
Musik hat die einzigartige Fähigkeit, Gefühle und Gedanken zu transportieren, oft mächtiger als Worte es könnten. „Poison Arrows“ stellt dies eindrucksvoll unter Beweis. In einer Zeit, in der die Welt von Konflikten geprägt ist, bietet das Stück eine Oase der Reflexion und des Verständnisses. Der kreative Prozess, der hinter dem Stück steckt, fängt die Komplexität und Tiefe der heutigen geopolitischen Landschaft ein. Es erinnert uns daran, dass Kunst oft dann am stärksten ist, wenn sie aus einer Notwendigkeit heraus entsteht, die Welt um uns herum zu verarbeiten. Ein wertvoller Beitrag in Zeiten, die oft mehr Fragen als Antworten bieten.
Sehr tolle musik!