Reingehört: OMD – „English Electric“

Jawoll, gestern wurde es veröffentlicht: Das lang erwartete Album „English Electric“ von Orchestral Manoeuvres In The Dark – oder eben OMD. Natürlich möchte ich über das Album berichten, so wie es sich für mich schickt.

Zunächst einmal zum Cover. Es soll sich um eine Stilisierung des legendären „Deltic“ handeln, einer Lokomotive des englischen Konzerns English Electric. Entweder mir ist etwas entfallen, oder man kann die Lok tatsächlich nicht erkennen. Es handelt sich jedenfalls um ein typisches OMD-Cover, gestaltet von Peter Saville, der so viele Alben der Band gestaltet hat. Nun aber zu den Liedern.

Das Album beginnt mit dem Opener „Please remain seated“, also „Bitte behalten Sie Platz“, einer Sound-Collage aus Stewardessen-Durchsagen in mehreren Sprachen. Das 45 Sekunden lange Stück lässt auf ein experimentelles Stück Musik schließen.

Es folgt die erste Single „Metroland“ in einer überlangen Album-Version. Verlinkt habe ich das sehr gute Lied in dieser Version in diesem Artikel. Die Single-Version samt offiziellem Video gibt es hier zu hören.

„Night Café“ ist eine schön poppige Nummer, die die Geschwindigkeit und Kraft von Metroland herausnimmt. Man kommt nicht umhin, an Lana Del Reys „Summertime Sadness“ zu denken. Ein frisches Liedchen, das im Ohr bleibt.

Verstörend wird es danach mit „The Future Will Be Silent“. Eine Mischung aus Sound-Collage und Techno. Hier erinnern die älteren Herren an das famose Album „Dazzle Ships“, das vor ziemlich genau 30 Jahren veröffentlicht wurde.

„Helen of Troy“ ist der Versuch, ein „Joan of Arc Teil 2“ zu fabrizieren. Das Lied ist zwar auch gut, aber es erinnert zu sehr an „Architecture and Morality“. So jedenfalls mein Eindruck.

„Our System“ dann ist eine Ballade im typischen Stil von OMD. Es fängt sehr ruhig an und endet dann mit vollem Schlagzeug und derbem Rhythmus. Eins der besten Lieder des Albums.

„Kissing the machine“ ist dann wieder ein eher softer Pop-Song. Gefällig geht die Karl-Bartos-Komposition (Kraftwerk) von der Hand und direkt ins Ohr.

„Decimal“ wiederum ist eine Sound-Collage aus Abzählen, Bandansagen und dergleichen. Ich habe das Video, das für das Lied gemacht wurde, in diesem Artikel mit verlinkt.

Bei „Stay with me“ singt nach endlos vielen Jahren wieder einmal Paul Humphreys. Es ist auch wieder ein gefälliger Pop-Song, der aber leider etwas schwächer ausfällt. Das liegt aber nicht am Sänger, sondern eher an der ganzen Komposition.

Was die Briten am besten können, nämlich Elektronik-Musik mit höherer Geschwindigkeit und einer starken Komposition, zeigen sie an der vermutlich zweiten Single des Albums, „Dresden“. Der Stil des Liedes ist eine Art Markenzeichen, der sich durch die gesamte OMD-Geschichte zieht.

Mit „Atomic Ranch“ kommt zum letzten Mal auf diesem Album eine Sound-Collage zum Tragen. Eine Aneinanderreihung von Wünschen, wie ein Haus oder ein Auto oder eine Roboter-Frau, bestimmen das kurze Stück.

Geschlossen wird das fulminante Album mit „Final song“. Die leichte Rumba mit federleichtem Gesang von Andy McCluskey rundet die eben erlebte dreiviertel Stunde sehr schön ab.

Hier im Artikel enthalten

Fazit

Es ist ein typisches OMD-Album. Aber etwas anders als der vielleicht erwartete Mainstream-Pop. Radiotauglich sind meiner Ansicht nach „Metroland“, „Dresden“ und „Night Café“. Ob es eins dieser Lieder ins deutsche Format-Radio schafft, kann ich noch nicht beurteilen. Im Leipziger Regional-Radio war es ja unmöglich, eine der Singles aus „History of Modern“ zu hören. Ich vermute ähnlich schreckliches mit Metroland und Co.

Andy McCluskey hat in einem Interview gesagt, dass das Album in sich geschlossener ist als andere Alben der Band. Und das stimmt auch. Das Album als ganzes macht einen sehr soliden Eindruck. Meiner Ansicht nach ist es eine Vermengung von neuen Ideen mit „Dazzle Ships“ und „The Pacific Age“.

Im Vorfeld der Veröffentlichung und am Tag dieser wurde die Band und das Album mit positiven Kritiken überhäuft. Zusammengefasst kann man sagen: Sie können es immernoch, sie klingen wie immer und trotzdem völlig neu.

Auch wird „English Electric“ mit „History of Modern“ verglichen. Wohingegen das 2010er Album mehr ein Streifzug durch rund 30 Jahre Bandgeschichte war, ist das neue Album mehr ein „Zurück zu den Wurzeln“.

Mir gefällt das Album sehr gut. Und ich kann jedem OMD-Fan empfehlen, das Album zu kaufen. So unter anderem eben auch bei Amazon.

4 Replies to “Reingehört: OMD – „English Electric“”

  1. Ich bin kein Kind der 80er Jahre, dennoch ist mir OMD als Band wohl bekannt.
    Sie waren damals in den 70ern und 80ern ihrer Zeit weit voraus und errinern mich irgendwie an die britischen KRAFTWERK

    Die Balance zwischen lupenreinen Pop-Songs und experimentellen und großartigen Songs ist ihnen damals in den 80ern und frühen 90ern geglückt

    doch ich finde, dass diese Reunion nicht hätte sein müssen.
    Die Band lebt von einer gewissen Nostalgie und von Erinnerungen, Die neuen Alben klingen sehr antiquiert und altmodisch. Immer gibt es deutliche Referenzen zu ihren Glanzzeiten.

    Die Bandmitglieder haben mal von sich behauptet, sie hätten erfolgreicher als Depeche Mode sein können, wenn sie sich 1988 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere nicht getrennt hätten.

    Das bezweifle ich doch stark. Depeche Mode waren deutlich innovativer und intelligenter. In den 90er Jahren haben sie sich von einer Synth-Pop- Band zu einer Alternative Rock- Band gewandelt.

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