Rüfüs Du Sol sind in ihrem Heimatland Australien so etwas wie Volkshelden. Und auch in der restlichen Welt sind sie ein wohltuender Begriff. Was allerdings Charts-Platzierungen betrifft, muss man sagen, dass sie außerhalb Australiens und Neuseelands keine Rolle spielen. Aber vielleicht ist es auch anders, und es spielt für sie keine Rolle, wer weiß. Jedenfalls hat mich der Stil der Band kolossal beeindruckt, sodass ich euch mal ein paar Takte zu ihnen aufschreiben muss.
Rüfüs Du Sol: Klappern als Handwerk
Bis Januar 2014 hießen sie nur „Rüfüs“, haben sich aber umbenannt, um Verwechslungen mit einer Funkband gleichen Namens zu vermeiden. Gegründet haben sie sich Ende 2010. Ja, sie machen grundsätzlich House Musik, aber dann eben doch ziemlich anders. Denn einerseits sind sie mit analogen Synthesizern unterwegs und modulieren alles mögliche wie bekloppt. Und andererseits spielt James Hunt echt Schlagzeug und Jon George malträtiert seinen Synthesizer auch gern mal mit Drumsticks.
Und Tyrone Lindqvist? Der Musiker mit den langen blonden Haaren spielt nicht nur auf seinem Keyboard herum. Nö, da kommt auch mal eine Gitarre zum Einsatz. Und er ist der Sänger der Band. Mit mehreren Gold- und Platin-Auszeichnungen kann man ihnen durchaus unterstellen, dass Rüfüs Du Sol zumindest in Australien einen Nerv getroffen haben. Und mit ihrem Live-Album „Live From Joshua Tree“ haben sie sich für die Australier zu unsterblichen Volkshelden gemacht.
Ja, man sagt, Klappern gehöre zum Handwerk. Bei den drei Musikern ist es aber eher so, dass das Klappern das eigentliche Handwerk ist. Es ist unheimlich warme, melodiöse, rhythmische Musik, die sehr authentisch um die Ecke kommt. Es ist eben nicht die typische Piz-za-kat-ze-Musik, wie man sie in Europa hört. Mit „Innerbloom“ lässt Tyrone die Hösen vor ihr runter, und mit „Solace“ haben wir auch mal eine richtige echte, kraftvolle, schaurig-schöne Ballade dabei.
Warum erzähle ich euch das?
Ich war jetzt wochenlang mehr oder weniger krank und nicht wirklich zu irgendwas sinnvollem in der Lage. Und wenn du weder am Arbeitsleben teilnehmen kannst, du aber auch nicht bloggen, noch Musik machen kannst, dann hörst du eben Musik. Ich denke, ich habe mit meiner Art Musik meinen Stil quasi gefunden. Dennoch beeindruckt es mich unfassbar, was man alles so unter House Musik finden kann. Ja, Rüfüs Du Sol verstehen sich als mehr als nur House. Aber das ist doch, was ich meine.
Du kannst dich natürlich vor deinen Computer setzen und mit rudimentären Kenntnissen irgendwelche Noten in die Pianoroll deiner DAW reinmalen. Ja, genau so, wie sich das liest, hört sich das dann auch an. Du kannst aber auch deine Ideen mit einem Keyboard einspielen und mit Reglern, Filtern und Saturatoren und dergleichen arbeiten. Das Einspielen hat auch bei Rhythmus-Elementen den Vorteil, dass es nicht so maschinell klingt. Und genau das machen Rüfüs Du Sol.
Wenn ich die drei Herren höre, weiß ich, wieso ein Album von ihnen zwei, drei Jahre reift und wieso es nicht pausenlos etwas neues von ihnen gibt. Ich denke, auch mit der elektronischen Musik – und sei es House – kann man sich durchaus wesentlich mehr Mühe geben und auch diese Musik stimmungsvoll und emotional klingen lassen. Wenn man sich die drei so anhört, dann weiß man, dass sie genau das so machen.
Live From Joshua Tree
Im März 2020 haben Rüfüs Du Sol ihr quasi-Live-Album „Live From Joshua Tree“ veröffentlicht. Das habe ich mir neulich gekauft. Die drei haben ihr Equipment im Joshua Tree Nationalpark östlich von San Bernardino in Kalifornien aufgebaut und drauflos geklappert. Das Areal wurde immer wieder durch Laser-Lampen beleuchtet. Und das haben sie filmen lassen. Ursprünglich wollten sie einen Livestream machen, aber aufgrund der Größe der Produktion wurde das dann ein Film und ein Album.
Im Juli 2023 wurde das Album dann als Schallplatte veröffentlicht. Mir fällt dazu nur ein Wort ein: Beeindruckend. Ja, es ist etwas gewöhnungsbedürftig, der etwas weinerlich klingenden Stimme von Tyrone Lindqvist zuzuhören. Aber auch das gehört zu dem unverwechselbaren Stil der Band dazu. Den Film könnt ihr bei YouTube sehen. Bedenkt aber, dass der Sound da komprimiert und damit verfälscht ist. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mir das Album gekauft hatte.
Mit den Einnahmen haben Rüfüs Du Sol das australische Rote Kreuz unterstützt, die bei den australischen Buschfeuern 2019 – 2020 schier übermenschliches geleistet haben. Und – meine Damen und Herren – das macht die australische Volksseele aus: Australische Retter retten die australischen Nationaltiere, die Koalas, und bekommen dann von australischen Musikern ordentlich Geld dafür. So, hört euch mal das Album an, ich muss mich erstmal wieder ausruhen, meine Krankheit ist doch noch nicht vorbei.