The Cure: Alone

Herr Schmidt aus dem nordwestenglischen Blackpool ist mit seinen Musikanten wieder da. The Cure haben „Alone“ als erste Single veröffentlicht. Die Combo selbst ist aus dem südenglischen West Sussex, genauer aus Crawley. Und im Jahr 2008 stand sie auf einmal ohne Label-Vertrag da. 16 beschissene, lange Jahre. Als sich OMD nach 14 Jahren wiedervereinigt hatten, dachte damals jeder, dass das nie klappen wird. Aber bei The Cure ist das nochmal eine ganz andere Hausnummer.

Songs of a Lost World

The Cure tourten um die Welt. Das taten sie irgendwie auch ohne Label-Vertrag. Natürlich war die heilige Trilogy immer mit von der Partie: Pornography, Disintegration, Bloodflowers. Die Labels konnten da doch machen, was sie wollten. Und im Jahr 2022 waren sie unter anderem auch in Leipzig. Da meine Frau die Band nicht so sonderlich toll fand, war ich überaus überrascht, als sie mit Karten für das Konzert um die Kurve kam. Und, Boy, hatte sich das gelohnt!

Als jemand, der musikalisch auch durch The Cure sozialisiert wurde, saugst du so ein Konzert auf, wenn du so lange nix von der Band gehört hattest. Und sie begannen ihr Konzert mit „Alone“. Meine Fresse! Wenn du so eine Nummer als Opener hast, bleibt dir als Fan eigentlich nichts anderes übrig als „Jawohl, Herr Schmidt, ich bitte untertänigst darum, meine Anwesenheit zu entschuldigen“ zu rufen. Haben die mich sofort eingefangen, meine Frau übrigens auch! Alter Falter, das kannst du dir nicht ausdenken!

The Cure haben noch drei weitere Stücke aus dem bevorstehenden „Songs of a Lost World“ gespielt. Aber „Alone“ war der Hammer. Du bist fix und fertig. Nicht umsonst wird das Ding mit dem „Plainsong“ aus „Disintegration“ verglichen, worüber ich hier einmal schrieb. Anhand der 4 neuen Stücke während „Songs of a Lost World“ in Leipzig frohlockte man in Erwartung des neuen Albums. Und im November soll es nun kommen.

Was ist das denn mit The Cure?

„Hau mir ab mit den scheiß Gruftis“, hieß es häufig mal, wenn es um The Cure ging. Eigentlich kann man die Band nicht so richtig beschreiben. Ja, jeder kennt das „Spinnenmann-Lied“ namens „Lullaby“. Jeder kennt die teils düstere Mischung aus weinenden Gitarren, fetten Synthesizern, die dünne Stimme von Robert Smith. Aber das ist ja bei weitem nicht alles. Was ist mit „Lovecats“, mit „Why can’t I be You“, mit „Just Like Heaven“ und so weiter? The Cure waren immer dann am besten, wenn man es am wenigsten gedacht hatte.

Ich wurde natürlich mit Songs wie „Boys Don’t Cry“ sozialisiert. Schlagzeug gespielt habe ich zu „In-between Days“. Irgendwer hatte „zu DDR-Zeiten“ die „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ aus dem Westen bekommen, die bei uns rumgereicht wurde. Und ich werde nicht müde zu betonen, dass „Disintegration“ eines der besten und einflussreichsten Alben der Rockgeschichte ist. Hat dich The Cure gepackt, hat dich The Cure gepackt. Du kannst es nicht erklären. Aber es ist gut so, wie es ist.

Alone

Die neue Single ist eben jenes „Alone“. Wie kann man nur ein Comeback starten mit den Worten „Das ist das Ende von allen Liedern, die wir singen“? Zur Erinnerung: Damit haben sie auch ihr Konzert angefangen. 3 Minuten lang Intro mit Geschrammel, Synthies, ein getragenes Schlagzeug. Und die ganze Zeit spazierte Robert Smith auf der Bühne herum und guckte etwas entgeistert zu den Fans. Jeder ahnte es, aber kaum jemand wusste, wie obergeil dieses Konzert wurde. Das Comeback ist geglückt.

Das ist das Ende eines jeden Liedes, das wir singen.
Das Feuer ist zu Asche verbrannt und die Sterne sind von Tränen verdunkelt.

Kalt und ängstlich die Geister von allem, was wir gewesen sind.
Wir stoßen mit bitterem Bodensatz auf unsere Leere an.

Und die Vögel, die aus unserem Himmel fallen.
Und die Worte, die aus unseren Köpfen fallen.
Und auf die Liebe zu all der Liebe, die aus unserem Leben verschwindet.
Hoffnungen und Träume sind weg. Das Ende von jedem Lied.

Und es hört alles auf. Wir waren uns immer sicher, dass wir uns nie ändern würden.
Und es hört alles auf. Wir waren uns immer sicher, dass wir dieselben bleiben würden.
Aber alles hört auf und wir schließen unsere Augen, um zu schlafen, um zu träumen.
Ein Junge und ein Mädchen, die träumen, dass die Welt nichts als ein Traum ist…

Wo ist er hin?
Wohin ist er gegangen?
Gebrochene Stimmen klagen, um uns nach Hause zu rufen.

Dies ist das Ende eines jeden Liedes, das wir allein singen.

Ungefähr so geht der Text von „Alone“ auf deutsch. Echt jetzt, damit kommen The Cure wieder unter ihrem Stein hervor gekrochen? Ja, genau mit sowas. Jeder andere hätte irgendwas eingängiges, optimistisches gemacht. Aber mal ehrlich: Niemand kann sich Robert Smith vorstellen, wie er „We built the City of Rock’n’Roll“ von Starship singt. Nein, The Cure waren immer genau so, wie sich „Alone“ liest und anhört. Gebt euch mal die sieben Minuten. Aber seid gewarnt: Es wird gewaltig.

The Cure - Alone (Official Lyric Video)
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