Das schlug gestern ein wie eine Bombe: Julian Nagelsmann wird der neue Trainer von RB Leipzig. Allerdings erst ab der Saison 2019 / 2020. Das kam gestern an. Damit ist nun raus, was die Führung von RB Leipzig neulich meinte, als es hieß, dass die Fans verstehen würden, wieso es gedauert hatte. Ich glaube schon, dass sie es verstehen. Denn Julian Nagelsmann ist schon eine spezielle Personalie.
Wer ist Julian Nagelsmann?
Ja, mir ist klar, dass der Name bei jedem Fußball-interessierten schon mal unterkam. Das ist ja auch kein Wunder. Er gilt als einer der deutschen Top-Trainer im Herrenbereich. Der noch 30-jährige Bayer aus Landsberg am Lech ist eine der spannendsten Personen in der Bundesliga. Dabei war seine Karriere alles andere als ebenerdig.
Er hatte einen formidablen Meniskus- und Knorpelschaden, als er als 18-jähriger Abwehrspieler bei der zweiten Mannschaft des TSV 1860 München anfing. Zuvor war er beim FC Issing, in der Jugend vom FC Augsburg und in der Jugend der „Löwen“. Er kehrte nach seiner Löwen-Zeit zurück nach Augsburg und musste mit nur 21 Jahren seine Karriere beenden. Der Schaden konnte trotz zweier Operationen nicht gänzlich behoben werden. Und es bestand die Gefahr einer Arthrose.
Im Jahr 2008 wurde er Co-Trainer unter dem damaligen Augsburger Jugendtrainer Thomas Tuchel und sichtete Gegner. Danach wurde U17-Co-Trainer bei den Löwen und ging dann 2010 nach Hoffenheim, wo er sich immer weiter nach oben arbeitete und seit 2016 schließlich Cheftrainer ist. Von dort muss er auch Ralf Rangnick kennen. Und der Rest ist Geschichte. Julian Nagelsmann ist ein einzige Erfolgsgeschichte als Trainer.
Die Bayern ziehen gegenüber RB Leipzig zweimal den Kürzeren
Was wurde nicht alles palavert! Der FC Bayern München wurde oft genug mit dem ehemaligen RB-Trainer Ralph Hasenhüttl in Verbindung gebracht, was eben zum Zerwürfnis mit Ralf Rangnick führte. Und die Bayern wollten angeblich auch Julian Nagelsmann verpflichten. Das schlossen die Zeitungen aus der Begebenheit, dass sie den Trainer mit seinem Sohn auf einem Münchner Spielplatz gesehen hätten.
Weder den einen noch den anderen Trainer konnten die Bayern verpflichten und haben sich stattdessen mit Nico Kovac zusammengetan. Was werden wohl Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nun denken, wenn der eine nun zu haben ist und der andere ihnen vor der Nase weggeschnappt wurde? Insofern – so las ich es übereinstimmend in vielen Quellen – können die Kovac-Brüder bestenfalls nur dritte Wahl sein. Und das ist ziemlich bitter.
Wann kommt nun Julian Nagelsmann?
Eigentlich wollte RB Leipzig den jungen Erfolgstrainer sofort verpflichten. Dagegen hat aber dessen aktueller Arbeitgeber, die TSG 1899 Hoffenheim, etwas. Julian Nagelsmann hat in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel zum Beginn der Saison 2019 / 2020. Und diese Klausel kommt zum Tragen. Nun hat RB Leipzig immernoch keinen Trainer für die bevorstehende Saison mit all ihren Mammut-Aufgaben.
Es ist ja nicht nur der Höllenritt Europa League nebst Qualifikation. Es steht auch ein Umbau der Mannschaft an. Und man will in Leipzig wieder näher an die Champions League rücken. Dafür braucht es eigentlich jemanden, der die Wogen nach dieser so entscheidenden Saison 2018 / 2019 glätten kann. Demzufolge wäre es die beste Idee gewesen, wenn Nagelsmann sofort hätte kommen können.
Da dem nun nicht so ist, braucht der Club eine Übergangslösung, die engagiert genug ist, dem Verein dann aber auch erhalten bleibt. Und ganz ehrlich, da kann ich mir tatsächlich nur Ralf Rangnick als Doppelfunktion Trainer / Sportdirektor vorstellen. Gemeinsam mit der neu gebauten Scouting-Abteilung, mit den Team Managern Per Nilsson, Babacar N’Diaye und Tim Sebastian sowie mit Nachwuchs-Coach Robert Klauß sollte das machbar sein, sodass Julian Nagelsmann ein Jahr drauf ein gesundes Gefüge vorfindet.
Nach Hasenhüttl ist vor Nagelsmann?
RB Leipzig hatte es ja abgelehnt, mit Ralph Hasenhüttl zum Saisonende über eine Vertragsverlängerung zu verhandeln. Es war nur die Rede davon, dass der Österreicher die Saison 2018 / 2019 noch machen sollte. Stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, dass der Hoffenheimer Coach kommt? Nagelsmann hatte bei Rangnick einen derbe bleibenden Eindruck hinterlassen, weshalb er ja auch die proklamierte „Wunschlösung“ ist.
Aber war es Hasenhüttl vielleicht klar, dass ihn Nagelsmann beerben würde? Hat er deshalb die Brocken hingeworfen? Man weiß es nicht. Aber wenn es so ist, dass die Trainerplanung bei RB Leipzig eh über kurz oder lang auf Julian Nagelsmann heraus gelaufen wären, ist es doch klar, dass da niemand dagegen hätte bestehen können. So beerbt vermutlich Rangnick Hasenhüttl und übergibt dann die Geschäfte an Nagelsmann.
So ein Ralf Rangnick als Interimslösung hatte ja schon mal bei RB Leipzig gut funktioniert. Und zwar in der Saison 2015 / 2016. Danach stand der Aufstieg in die Bundesliga an, und Ralph Hasenhüttl kam. Es hätte also was. Ob es so wirklich kommt, weiß man natürlich noch nicht. Denn der Trainer für die kommende Saison soll am 09. Juli vorstellt werden. Es bleibt also spannend.