Nein, ich komme nicht mit Jammerei zum Spiel der Leipziger gegen den SV Werder Bremen. Ich möchte gern etwas konkretes zur Sache in den Blog kippen. Denn ich habe mich zu einem Boykott entschlossen. Jetzt klingt das so ein wenig hart. Deshalb will ich das Ganze mal als Reduzierung meiner Schreiberei rund um RB Leipzig beschreiben. Ich werde mich nicht mehr zu jedem Spiel äußern. Unterm Strich hat das Ganze drei Gründe. Und die will ich im Folgenden mal beschreiben.
Fehlende Lust
Es ist immer schwierig, sich immer wieder aufs Neue aufzuraffen und sich die Informationen zu Spielen oder Gemurmel rund um den Leipziger Erstligisten zusammen zu sammeln. Als Sky-Nichtnutzer bleiben einem da nicht immer alle möglichen Freiheiten, sondern man muss da schon mit Brotkrumen zurecht kommen. Ich klage ja nicht. Ich hätte ja nur ein Abo abschließen müssen und eine Dauerkarte für die Heimspiele kaufen müssen. Aber ganz ehrlich: So wichtig ist mir dann das Theater doch nicht.
Denn eigentlich würde ich das Alles ja nur machen, um regelmäßig Spielberichte hier einzustellen. Ich meine, ich sammle jede Menge Informationen, schaue mir mehrere Zusammenfassungen an, verfolge Meinungen und Spielberichte, bevor ich dann hier etwas hinschreibe. Aber dafür muss ich kein Pay TV haben, denke ich mir. Mir wurde dann schon mal vorgeworfen, ich würde nicht fundiert genug schreiben. Tja, dann muss ich das halt lassen. Das geht auch einher damit, dass ich nicht mehr alles kommentieren muss, was zum Verein passiert. Zu Spielen gehen: OK. Aber nicht zu allem etwas sagen.
Fehlende Vielfalt
Mir hat es lange Zeit nichts ausgemacht, über das System 4-2-2-2 von Ralph Hasenhüttl zu schreiben. Mir hat es auch nichts ausgemacht, die ständig gleiche Aufstellung aufzuzählen und das ewig gleiche Spielsystem zu beschreiben. Diese drei Aspekte haben bestimmt 50, 60% eines Spielberichts mit rund 1000 Worten ausgemacht. Ich habe aber immer davor gewarnt, nicht flexibel genug zu sein. Das nutzt dann eben irgendwann ab.
Jetzt, da man endlich neue Wege geht oder gehen muss, bricht der Erfolg zusammen wie ein Kartenhaus bei Wind. Hier macht es sich bemerkbar, dass man bis hierher keinerlei Alternativen erarbeitet hat. Man fuhr gut mit dem 4-2-2-2, bis dann eben der dauerhafte Erfolg dauerhaft ausblieb. Wenn stoisch dann an einer Linie festgehalten wird, obwohl diese Linie durchschaut ist, macht man sich angreifbar. Hasenhüttl und Rangnick sind in meinen Augen angreifbar geworden. Von Experten, Kollegen, Spielern, Journalisten, Fans, Gegnern und Kritikern.
War das Spiel gegen den SV Werder Bremen der Ausschlag?
Nein, das ist nicht der dritte Grund. Das ist jetzt nur ein Einwurf. Das Spiel gegen Werder war mit hoher Sicherheit nicht der Grund für meine Entscheidung. Es war ja schon erstaunlich, dass man mit einem 3-4-3/5-2-2-1 auflief. Weniger erstaunlich ist, dass eine solche Formation defensiv aufgestellt ist. Und defensiv passt derzeit nicht so wirklich viel. Das war also für mich ein großes Problem des Spiels. Das Spiel war kein furioses Erdbeben, wie man es bei RB Leipzig so oft erleben durfte. Sondern es war ein Katz-uns-Maus-Spiel, bei dem zunächst nicht viel in Richtung Gulacsi passierte.
Aber auch in Richtung Bremer Tor passierte nicht viel, da man nicht konsequent genug angreifen wollte. Tat man es doch, spielte die Chancenverwertung wie immer verrückt. Junuzovic hämmerte dann zum 1:0 ins Tor, weil davor nicht sauber verteidigt wurde. Auch so ein Ding der letzten Wochen. Aber nach der Halbzeitpause war etwas neu: RB Leipzig war völlig hilf- und chancenlos. Werder nahm Emil Forsberg aus dem Spiel, und das Spiel der Leipziger flog hoffnungslos auseinander.
Und Hasenhüttl wechselte den ballsichersten Spieler Marvin Compper aus und brachte Davie Selke mit kaum Bundesliga-Erfahrung. Und die Ruhe in der Abwehr ging dann völlig in Rauch auf. Junuzovic bediente Grillitsch, der Gulacsi abermals überwandt. Eine viertel Stunde vor Schluss kam Forsberg wieder besser ins Spiel und RB Leipzig besser in Tritt. Wäre dann das Tor nicht aus einer Abseitsposition vorbereitet worden, das Davie Selke köpfte, wäre vielleicht noch etwas zu holen gewesen. Und so lief man in einen Konter, den Kainz dann vor heruntergelassener RB-Abwehrhose vollendete.
Nein, das war nicht der Grund für meinen Artikel. Das Spiel ist nur eine Konsequenz daraus, was viele, viele Leute seit Wochen predigen. RB Leipzig hat keinen Plan B. Das mag eine Weile gut funktionieren. Wenn aber Keita gesperrt, Poulsen verletzt und Forsberg blockiert ist, ist niemand da, der sich da ein Herz fasst. Noch dazu hat Hasenhüttl mal wieder ein neues System mit nahezu dem gleichen Personal spielen lassen. Das konnte nicht gut gehen. Das hätte ich alles wortreich kommentiert, das war es also nicht.
Artikel von RB Leipzig sind extrem kurzlebig
Das ist auch so ein Grund, nämlich der dritte im Bunde. Wenn ich Artikel zu Spielen mit RB Leipzig schreibe, sind die immer sehr wortreich. Ich glaube, die letzten 2, 3 Jahre waren die fast immer oberhalb der 1000 Worte. Wie ich oben skizziert habe, mache ich mir dafür richtig viel Arbeit. Am Tag der Veröffentlichung rennt man mir wegen dieser Artikel auch immer die Bude ein. Aber eben nur dann. Diese Artikel sind allesamt nichts für eine „Top 10“ des jeweiligen Jahres. Unterm Strich machen mir diese Artikel nur meine Statistiken kaputt.
Ich will das Alles nicht mehr. Irgendwie muss es schon reell sein. Ich mache ja keinen Hehl draus, dass ich nicht den Inbegriff eines guten Artikels zu RB Leipzig schreibe. Das machen andere mitunter um einiges besser, weil sie in Fanclubs organisiert sind, zu jedem Heim- und Auswärtsspiel fahren und in Redaktionsnetzwerken unterwegs sind. Das Alles kann ich nicht vorweisen. Dennoch habe ich eine Meinung. Die ist meistens nicht kurzlebig. Die Artikel zum Club schon. Und da passt etwas nicht.
Keine Artikel zu RB Leipzig mehr?
Das wäre ja die Konsequenz. Wenn mich das Alles so stört, sollte ich es unterlassen, Artikel zu RB Leipzig zu schreiben. Aber das ist ja gar nicht mein Ansinnen. Was ich machen werde: Ich werde andere Artikel schreiben. Es werden keine expliziten Spielberichte mehr sein. Ich werde mich mit anderen Dingen rund um den Club beschäftigen. Und ich möchte betonen, dass das nichts mit irgendwas in die Richtung „Das habt ihr nun davon. Warum spielt ihr auch so schlecht?“ zu tun hat. Denn es war ja nicht alles schlecht.
Ich will mal schauen, ob ich nicht noch andere Geschichten zu RB Leipzig auftun kann. Es gibt ja nicht nur Spieltage. Es gibt auch jede Menge anderer Dinge rund um Leipzigs Lieblingsverein. Wussten Sie zum Beispiel, dass außer den Profis alle, wirklich alle anderen Mannschaften des Clubs am Wochenende gewonnen haben? Auch die Frauen. Auch die jüngsten. Das sind Dinge, über die man gut und gern mal mehr erzählen kann. Und vielleicht gehe ich mit meinen Artikeln zum Club mehr in diese Richtung.