Über RB Leipzig zerreißen sich allerlei prominente und unprominente Stimmen die dazugehörigen Mäuler. Dabei ist das ja doch gar nichts richtig neues. Die Initialen „RB“ gibt es, so lang es Fußball gibt. Also so ungefähr. Mal ist es ein über hundert Jahre alter Verein, mal einer, der vor 7 Jahren gegründet wurde, mal einer, der erst neulich aus der Taufe gehoben wurde. Was soll also die Aufregung? Schauen wir mal.
Ja, natürlich steht das RB bei RB Leipzig für „Red Bull“, Damit soll die Mannschaft „eine Getränkedose performen“, wie der Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA neulich mal kund tat. RB steht in Leipzig für Rasenballsport. Ob das nun irgendwas mit Red Bull zu tun hat oder nicht, ist den Fans nahezu wurscht. Aber das RB ist nun einmal da. Und es lässt sich auch nicht wirklich wegdiskutieren. Aber RB Leipzig ist nicht mal der erste Verein, der so heißt.
Haben Sie schon mal von RB Linense gehört? Nein? Ich auch nicht. Real Balompédica Linense ist ein Fußballclub aus dem andalusischen La Línea de la Concepción in Südspanien. Der Club spielt im dortigen städtischen Stadion in der „Segunda Division B“, der dritten Liga dort. Gegründet wurde der Laden 1912. Geführt wird der Club vom Chef eines Minenkonzerns. Ansonsten ist der Club für nicht-Südspanier eher unbedeutend.
Und dann gibt es noch RB Lingen. Bzw. soll es den geben. Wie so viele Vereine mit Geldnöten zu kämpfen haben, so ging es auch dem ehemaligen TuS Lingen. Der spielte zuletzt in der 2. Kreisklasse Emsland Süd. Ein im Sommer eröffnetes Insolvenzverfahren führt dazu, dass der ehemalige Niedersachsen-Meister aufgelöst wird. Der dann neue RB Lingen soll ein Club „für ganz Lingen“ sein, aber für hohe Gefilde dürfte es dennoch nicht reichen. Trotzdem dürfte es interessant werden, wie sich der neue RB dann schlagen wird.
Es sieht so aus, als sollte der alte TuS einfach mal über die Klinge springen. Die Stadt beharrte im Insolvenzverfahren auf das Bedienen ihrer Forderung, was den Verein zusammenbrechen ließ. Und vorige Woche hieß es, dass bereits an einem neuen Club gearbeitet werde, der dann FC Lingen heißen soll. Am 21. November aber wurde wohl von 15 unerschrockenen Enthusiasten dann der Verein Rasenballsport Lingen – RB Lingen – gegründet.
Wo man spielen kann, ist noch nicht ganz raus, da das Emslandstadion als Heimspielstadion des TuS wohl der Stadt Lingen gehört. Aber klar ist, dass RB Lingen in der Tradition des TuS Lingen in Rot-Gelb auflaufen wird. So wird vielleicht doch noch alles gut beim Club, mit dem Ernst Middendorp, Michael Rensing, Jürgen Röber oder Claus-Dieter Wollitz zu tun hatten.
Was uns diese Geschichte lehrt? Geld regiert die Welt. Mit Geld musst du wirtschaften können. Auch im Fußball. Sonst geht ein ganzer Verein auch gern mal unter. Dann kannst du eigentlich nur die Flucht nach vorn antreten und vielleicht mit einem bekannten Namen auflaufen. Namen sind zwar Schall und Rauch, aber wenn diese Geschichte sogar bis nach Leipzig schallt, ist das das richtige Mittel, oder?
Nebenbei ist die Geschichte vom TuS Lingen zu RB Lingen eine ähnliche wie die vom VfB Leipzig zum 1. FC Lokomotive Leipzig. Der VfB wurde kaputt gewirtschaftet, bis es nicht mehr ging, und am 21. April 2004 wurde die Auflösung des Vereins beschlossen, der im Frühjahr 1946 als SG Probstheida gegründet wurde. Am 10. Dezember 2003 wurde parallel zum Insolvenzverfahren des VfB der 1. FC Lokomotive Leipzig neu gegründet. Und man wählte den bekannten Namen der DDR-Version vom VfB, um berühmt zu werden. Warum soll das beim RB Lingen anders werden?