Henning Uhle

Meine Güte, ist das eine Wärme! Es kühlt auch in der Nacht nicht sonderlich ab. Da bleibt manchem im Bett nichts anderes als die pure Nacktheit übrig. Ich höre schon die Dauerjammerer, wie sie nun wieder die Hitze für alles mögliche vors Loch schieben. Aber ehrlich: Seid doch einfach nackt, vielleicht geht es euch dann besser. Oder wie sehen wir das sonst?

Nicht nur Hitze

Jaja, es ist kolossal warm draußen. Aber man kann auch anderweitig nackt sein. Wie war das? Kleidung ist auch Schutz? Nicht umsonst gibt es Schutzkleidung. Und wenn man sprichwörtlich die Hosen herunterlässt, dann legt man den Schutz ab und bekennt Farbe. Nacktheit ist auch pure Ehrlichkeit. Also zumindest, wenn wir es genau nehmen wollen.

Wer nackt ist, zeigt auch das, was die Werbeindustrie gern mal als „kleine Schwächen“ verkaufen will. Aber eigentlich sind es die großen und kleinen Narben, die uns kennzeichnen. Es sind überall die Male, die einem ein gelebtes Leben zugefügt hat. Und wenn wir mal richtig hinschauen, dann sind es auch die Schrammen und Narben auf der Seele, die von einem gelebten Leben erzählen können.

Wir sind doch alle gleich

Irgendwie wollen wir alle einen Status quo beibehalten. Und so klammern wir uns an Grashalmen fest, nur damit die Designer-Klamotte nicht beschädigt wird. Wir geben einen ganzen Haufen Geld aus, nur um die Narben zu kaschieren. Dabei sind die sowas von normal. Ob sie gezeigt werden oder nicht, ist eigentlich nebensächlich. Wichtig ist doch am Ende nur, dass sie nicht wieder aufbrechen.

Wer nackt ist, der zeigt sich unverblümt (Ja, auch im übertragenen Sinn, wenn es um das „Hosen runter“ für die Seele geht). Dann nämlich akzeptiert man seine eigenen Zeichen des Lebens. Und man fordert gleiches von anderen ein. Und dann sind wir alle gleich, wenn man nicht mehr die Designer-Klamotte trägt, die man auf-Teufel-komm-raus bewahren müssen und für die wir uns am Grashalm festhalten. Das ist zu einfach, oder?