Egal, wohin man schaut, irgendwer wirft immer mit irgendwas um sich. So wie auch am Sonntagabend in Glauchau in den Büros der FREIEN PRESSE. Bevor man nun mutmaßt, welche Motivation die Täter getrieben hat, sollte erst einmal ermittelt werden, was da überhaupt los ist. Denn irgendwie scheint es so, als ob da noch niemand etwas weiß. Was wir aber wissen: Was da in Glauchau passierte, ist ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit und auf die Pressefreiheit.
Glauchau, 23000 Einwohner, irgendwie zwischen Chemnitz und Zwickau im Freistaat Sachsen gelegen, war am Sonntagabend Schauplatz einen Anschlags auf die Pressefreiheit. Wenn alle Welt auf die Anschläge auf Charlie Hebdo und Co. hinweist, gehört es der Vollständigkeit halber dazu, dass auch darüber geredet wird. Denn was immer passiert ist, es war feige. Aber so funktioniert wahrscheinlich Deutschland in diesen Tagen.
Plötzlich und unerwartet flogen am Sonntagabend gegen 18.40 Uhr 6 Ziegelsteine in Glauchauer Lokalredaktion der Zeitung. Dabei gingen Fenster zu Bruch. Zu dem Zeitpunkt war die Redaktion noch besetzt, und es kann von Glück geredet werden, dass außer Glasbruch nichts weiter passiert ist. Ein Anwohner hatte wohl jemanden um die 1,70 m Größe und bekleidet mit einer dunklen Bomberjacke beobachtet. Es wird von mehreren Tätern ausgegangen, die etwas mit den Steinen zu tun hatten.
Jetzt kann man viel behaupten, dass die Bomberjacke ein Indiz darauf wäre, dass es sich um irgendwen aus der Neonazi-Szene handelt. Aber ich denke, dass das keineswegs sicher ist. Ich stamme aus dem Leipziger Stadtteil Connewitz und weiß daher, dass auch Linksextreme Bomberjacken tragen. Also so ganz lasse ich das nicht gelten. Ich könnte jetzt noch viel weiter spekulieren. Aber das ist irgendwie nicht so meine Art. Ich möchte halt einfach nur davor warnen, dass es sich Medien, Sicherheitsbehörden und Öffentlichkeit zu einfach machen könnten.
Und womit könnte der Angriff in Verbindung stehen? Wer weiß, vielleicht kam es dazu, weil die Zeitung – wenn man sich auf deren Webseite umschaut – nicht ganz so verklausuliert schreibt, sondern auch gern mal das „Offene Wort“ sucht. Aber wie gesagt: Das ist Spekulation, und darin möchte ich mich nicht üben. Vielmehr möchte ich davor warnen, dass Medienkritik nicht mit Wurfgeschossen und Gewalt stattfinden sollte. Und mit diesem Anschlag sehe ich wieder ein Stückchen die Pressefreiheit sterben. Ich weiß nicht, ob wir das so wollen.