Ich habe schon viel über die Belgier gehört und gelesen. Irgendwie scheint mir so, als seien das alles wunderliche Wesen. Das sind sie nicht. Die Belgier – ja, dieses merkwürdige Volk, das sich nicht mal auf eine Sprache einigen kann – steht ja gerade im Ausnahmezustand… rum. Sie sind bedroht, heißt es. Terrorgefahr all überall, heißt es. Ich konnte das schon nicht endgültig glauben, als ich das erste Mal über den Ausnahmezustand von Brüssel schrieb. Nun hake ich nochmal nach.
Ein ganz entspannter Ausnahmezustand muss das sein. Denn bis auf erhöhte Polizeipräsenz und nicht fahrender Öffentlicher Nahverkehr und geschlossene öffentliche Einrichtungen ist da nicht viel zu bemerken, wenn man mal so liest, was Leute so von sich geben, die direkt dort waren oder sind. Also direkt an vorderster Front im Krisengebiet, die Buschzulage einsammelnd. So jedenfalls wirkt das, wenn deutsche Medien über das Terrorgebiet Brüssel faseln. Nein, wir kommen alle mal runter und entspannen uns.
Natürlich gab und gibt es eine Bedrohungslage für die belgische und gesamteuropäische Hauptstadt Brüssel. Denn schließlich ist der Drahtzieher der Anschläge von Paris, dieser Salah Abdeslam, in Brüssel untergetaucht oder so. Er kam ja auch aus dem „Brüsseler Stadtteil Molenbeek“, der sich als die „Gemeinde Molenbeek-Saint-Jean in der Region Brüssel mit knapp 92000 Winwohnern“ entpuppt. Jedenfalls schreien die deutschen Medien nach wie vor „Terrorgefahr“ und so etwas. Und sie vermelden, dass Chaos in Brüssel wäre. Ja, der Mannekin Piss hat sicher schon eine feuchte Schlüpfer.
Also die Sprüche von wegen „Das öffentliche Leben in Brüssel ist zum Erliegen gekommen“ oder „Brüssel: Ein Stadt in Angst“ können sie alle sein lassen, diese Papier-Bemal-Anstalten aus deutschen Landen. Das Militär zeigt sich gut gelaunt mit Kaffee und Kippe, Touristen lassen sich vor dem Hauptbahnhof gemeinsam mit Polizisten fotografieren, ankommende Reisende sind nervös wegen des angesagten Schneefalls für Brüssel. „Stadt in Angst“ sieht doch dann irgendwie anders aus, oder?
Woher ich das weiß? Ich hatte schon mal auf André Herrmann verwiesen. Ich habe Tweets von ihm eingeblendet in dem ganz oben verlinkten Artikel, die zeigen, wie sehr sich die Stadt ängstigt. Gut, ich hatte ihn „Leipziger Kabarettist und Poetry Slammer“ genannt, was nicht ganz stimmt. Er stammt aus Wittenberg. Aber jahrelang war sein Arbeits- und Lebensmittelpunkt Leipzig. Bis dann im Sommer der Hypezig-Erfinder nach Brüssel umzog und seitdem „Brussels be like“ schreibt.
Jedenfalls hat eben jener André Herrmann einmal aufgeschrieben, welches verängstigte Brüssel ihn erwartete, nachdem er aus Deutschland wieder in seiner Wahlheimat ankam. Das Chaos, die Angst, der Alarm sind gut skizziert in dem Artikel. Also liebe Medien, drescht nur weiterhin den „Stadt in Angst“-Dreschflegel. Ich höre einfach nicht mehr hin. Denn das Einzige, was unter „Ausnahme“ fällt, ist doch am Ende, dass keine Öffentlichen Verkehrsmittel die Touristen in die Museen der Stadt bringen werden.