Die Grenzmauer von Mexiko

Alle Welt redet über die Mauer, die Donald Trump zur Abschottung von Mexiko bauen will. Sie sei unmenschlich und ganz schlimm. Das arme, arme Mexiko. Natürlich kann man trefflich drüber streiten, was die Sinnhaftigkeit solcher Mauern betrifft. Aber ich glaube, ein bisschen Augenwischerei ist auch dabei. Denn ich will Ihnen mal etwas zeigen, was derzeit die Tagesschau, der Stern, der Spiegel und sonstwas gern außer Acht lassen. Passen Sie mal auf.

Screenshot aus der Google-Suche zum Thema "Mexiko Guatemala Mauer"
Screenshot aus der Google-Suche zum Thema „Mexiko Guatemala Mauer“

Mexiko hat bereits eine Mauer. Dies ist erst einmal Fakt. Die USA mögen sich gegen illegale Einwanderung durch so eine Mauer schützen wollen. Aber vielleicht haben sie sich das von den Mexikanern ja auch abgeschaut. An der Grenze zwischen Mexiko und Belize und Guatemala steht nämlich eine solche Mauer. Und zwar zum gleichen Zweck, nämlich zum Schutz vor illegaler Einwanderung. Hört man darüber derzeit etwas in den Nachrichten? Irgendwie nicht, wenn wir uns den „Qualitätsjournalismus“ anschauen. Schauen Sie mal nach nebenan auf das Bild.

Die eher als Verschwurbelungsmedien bekannten „Deutsche Wirtschafts Nachrichten“ oder Blogs wie „Opposition 24“ haben von der mexikanischen Mauer erzählt. Dabei hätte ich mir das eigentlich zur besseren Einordnung auch von den etablierten Medien erwartet. Und dann wundert man sich, wieso von „Lügenpresse“ und „Systemmedien“ die Rede ist. Ehrlich? Das haben sie dann auch nicht besser verdient. Es ist wirklich so, dass man die Zusammenhänge vielleicht besser verstehen würde, wenn solche Informationen vorhanden wären und ich sie mir nicht erst mühsam zusammensuchen muss.

Irgendwann dieser Tage machte ein Tweet die Runde, in welchem die Mauer nach Guatemala gezeigt wurde. Ich finde ihn nur nicht mehr. Es kann sein, dass der gelöscht wurde. Jedenfalls habe ich einen spanischsprachigen Artikel gefunden, in welchem von der Grenze die Rede ist. Der frühere Grenzzaun im Südosten Mexikos hatte nämlich so gar keinen Nutzen gebracht, weil Menschen aus ganz Mittelamerika diesen ganz einfach überwinden konnten und Mexiko als Transitland Richtung USA nutzten.

Ich stelle nicht in Frage, dass der von Präsident Trump geplante Mauerbau unsäglich ist. Aber im Prinzip würden die USA fast das Gleiche machen wie Mexiko. Mit einem Unterschied: Die Mauer an der Grenze zu Belize und Guatemala hat Mexiko als Auftraggeber bezahlt. Die USA wollen ja als Auftraggeber nicht mal selbst zahlen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen: Die genannte Mauer wurde auf Initiative der USA gebaut. Auch das gehört zur Ehrlichkeit dazu. Und nun wird es ganz verworren. Was soll man denn mit einer solchen Information anfangen? Haben wir wieder nur mit gekrümmten Informationen zu tun?

  1. Mexiko hat bereits eine Mauer, um illegale Einwanderung zu verhindern
  2. Diese Mauer wurde angeblich durch die USA initiiert und von Mexiko bezahlt
  3. Eine neue Mauer zwischen den USA und Mexiko soll kommen
  4. Diese neue Mauer wird ebenfalls durch die USA initiiert und soll von Mexiko bezahlt werden

Machen Sie etwas draus. Meine Meinung ist: Ja, die Mauer gibt es, Mexiko kennt sich also damit aus. Und das Land wurde angeblich schon mal durch die USA gezwungen, so eine Mauer zu bauen. Und jetzt soll sich die Geschichte wiederholen. Die Zeiten haben sich allerdings geändert. Es ist klar, dass da Mexiko nicht ganz so einfach mitspielt. Die Mauer nach Südosten hatte Mexiko im Jahr 2010 beschlossen, um sich vor den Migranten aus Belize, Guatemala, Honduras oder El Salvador zu schützen. Aber wurde Mexiko durch die USA förmlich dazu gezwungen, da dann auch der nördliche Nachbar weniger damit zu kämpfen hat?

2010? Wenn das so stimmt, dann würde das Alles in die Amtszeit von Barack Obama fallen. Der viel umjubelte Vorgänger von Donald Trump soll dann also den damaligen Präsidenten Felipe Calderón Hinojosa zum Bau der Mauer gezwungen haben? Das wäre eine seltsame Vorstellung, oder? Der Mexikaner hatte sich dem Kampf gegen Drogenkartelle verschrieben, was zu einer gewaltigen Eskalation führte und im „Drogenkrieg von Mexiko“ mündete. Was wäre denn, wenn Hinojosa der Meinung war, die Drogenlieferungen aus Mittel- und Südamerika durch den Bau der Mauer zu verhindern?

Wie dem auch sei, wir wissen doch alle nicht, was sich hinter solchen Mauerplänen verbirgt. Illegale Einwanderung soll damit verhindert werden. An der mexikanisch-guatemalischen Grenze funktioniert das nur eher so halbgut. Wer weiß, was dahinter steckt. Natürlich ist der geplante Mauerbau zwischen den USA und Mexiko unmenschlich. Aber Mexiko darf sich eben nicht so hinstellen, als könnte sich das Land das eben gar nicht vorstellen. Wenn alle Welt über die Mauerpläne von Donald Trump diskutiert, muss sie aber auch über die existierende Mauer Mexikos reden. Das gehört alles zur Ehrlichkeit dazu, oder?

Nachtrag

Und alles ist Schall und Rauch. Denn die Mauer zwischen Mexiko und Guatemala gibt es nicht. Die ist eine Erfindung. Die von einigen Behauptungen umher getragenen Grenzbilder stammen aus Israel. Das ist mir allerdings erst nach der Veröffentlichung des Artikels aufgefallen. Dokumentiert ist das Ganze hier.

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