Fallschirmjäger rücken ins Visier der Berichterstattung, wenn es um Rechtsradikale und die Gruppierungen Nord-, Ost-, Süd- und Westkreuz geht. Ich schreibe es immer wieder: Es geht da nicht darum, eine ganze Gemeinschaft zu diskreditieren. Es geht darum, über Auswüchse zu erzählen. Und wenn Prepper sich allmählich überall breit machen, machen die auch vor der Armee nicht Halt.
Fallschirmjäger: Infanterie aus der Luft
Ich war in der Zeit von Oktober 1994 bis September 1995 bei der Bundeswehr zum Grundwehrdienst. 12 Monate in der inzwischen aufgelösten Panzeraufklärungstruppe. Im Panzeraufklärungsbataillon 5 im hessischen Sontra – ich war mit meiner Frau vor einem Jahr dort – gab es auch eine Luftlandeeinheit, Fernspäher und Panzerjäger.
Fallschirmjäger hatten immer beeindruckt. Auch als zeitweise in Fritzlar zur Fahrschule von der Bundeswehr stationiert war. Wir haben diese Kameraden immer als unfassbar fit kennen gelernt. Klar, Infanterie ist ja auch das „Fußvolk“. Diese Truppenteile – so die Legende – mussten harte Hunde sein, weil sie „notfalls wochenlang auf einem Baum leben, essen und schei… mussten“.
Jedenfalls sind diese Luftlandetruppen, zu denen die Fallschirmjäger gehören, ein wichtiger Teil des Heeres, ohne den die Landstreitkräfte nicht funktionieren würden. Was ich da nun mitbekommen habe, passt eigentlich nicht zu den Truppenteilen. Harte Hunde waren alle, aber verschwörungstheoretische Prepper? Niemals.
Nordkreuz, Südkreuz, Westkreuz, Ostkreuz
In Banzkow wohnen reichlich zweieinhalbtausend Menschen. Einer davon wohnte in einem roten Backsteinhaus. In diesem fanden Ermittler reichlich 30000 Schuss Munition. Alter Verwalter! Das war ein gottverdammtes Munitionsdepot, um einen Krieg anzuzetteln. Der Eigentümer: Ein Polizist. Wo sind wir denn hier gelandet?
Eben jener Polizist hängt mit dem rechtsradikalen ehemaligen Bundeswehr-Offizier Franco A. zusammen, der sich als syrischer Flüchtling ausgab. Beide haben Verbindungen zum Nordkreuz, einer rechtsradikalen Prepper-Gruppe, die mit dem Ost-, West- und Südkreuz sowie Uniter, Polizisten, SEK-Beamten, Richtern, Verfassungsschützern etc. das Netzwerk „Hannibal“ bildete.
Es gab Feindeslisten, der Versuch einer Schattenarmee, Waffenlager, Schießübungen und geheime Chats. Man bereitete sich auf den „Tag X“ vor, an dem es zur „Muselrevolte“ käme und „Blut in Strömen“ fließen würde. Die Verbindungen reichen bis in die Reservistenverbände der Bundeswehr und in die Alternative für Deutschland.
Auch Andreas Kalbitz, der die AFD in Brandenburg anführt, hat seine Verbindungen zu Hannibal. Über das Südkreuz, dessen Zentrum im oberbayrischen Altenstadt vermutet wird. Dort nämlich war Kalbitz Fallschirmjäger. Vielleicht hat er dort seine Verbindung zu Franco A. aufgebaut, aber das wäre alles Spekulation.
Komplettversagen innerhalb der Truppe?
Bei den vier Gruppierungen Nord-, Ost-, Süd- und Westkreuz gibt es scheinbar auffallend viele ehemalige Fallschirmjäger. In Altenstadt ist der zentrale Ausbildungspunkt der Truppen. Und die Kleinstadt in der Nähe des Lechs gilt diesem Essay zufolge als zentraler Ort der rechten Szene. Über die Franz-Josef-Strauß-Kaserne hört man so allerlei.
Zum Beispiel soll der frühere Kommandeur Zwicknagl durch Bundesverteidigungsminister Volker Rühe 1997 abgesetzt worden sein, weil den Minister die Berichte über das rechtsextreme Treiben stören würden. Das „elitäre Gehabe“ und die Sonnenwend-Feiern gibt es nach wie vor. Und die Netzwerke gibt es auch nach wie vor.
Ist das nun ein Komplettversagen, das man innerhalb der Truppe feststellt? Ich meine, von etwaigen Tendenzen hört man immer wieder. Nicht umsonst ist in der Vergangenheit immer wieder die Rede davon gewesen, dass in Bundeswehr-Kompanien Wehrmacht-Utensilien gefunden wurden.
Ob es nun Franco A. betrifft oder Marko G. (jener Polizist aus Banzkow von weiter oben) betrifft, beide waren zur Ausbildung zum Fallschirmjäger in Altenstadt. Wie so viele andere der vier Kreuze auch. Kann man da nun Parallelen ziehen? Denn irgendwie sind das ziemlich viele Zufälle, oder?
Es ist nicht zu Ende
Wie war das, als der Nationalsozialistische Untergrund aufflog? Hat man sich da gefreut, dass das Elend ein Ende hat. Ich habe damals schon gemeint, dass nichts zu Ende ist. Dass das oben genannte Netzwerk „Hannibal“ Beziehungen zum NSU unterhielt, ist nahezu klar. Die engen Verflechtungen innerhalb von Behörden und Streitkräften war auch erwiesen.
Aber es geht immer so weiter. Der Chef des Netzwerks, „Hannibal“, war lange Zeit Teil des Kommandos Spezialkräfte. Das ist hier umfangreich dokumentiert. Die einzelnen Gruppen bereiten sich immernoch auf den „Tag X“ vor. Die Feindes- und Todeslisten gibt es nach wie vor, siehe den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke.
Man könnte meinen, dass der Staat entschiedener gegen solche Auswüchse vorgehen müsste. Aber wie denn? Die Streitkräfte und Sicherheits- und Rechtsorgane sind infiltriert. Wie soll es also gehen, dass diese Gefahr verschwindet? Vermutlich durch Blauhelmtruppen, wie man es schon für Sachsen angedacht hatte.
Nein, es ist nicht „der Osten“, der „Dunkeldeutschland“ darstellt. Es handelt sich um eine Parallel-Gesellschaft, die ähnlich Milizen und Terror-Organisationen agiert. Die ist nicht regional beschränkt. Und meiner Ansicht nach kann jeder ins Fadenkreuz geraten. Und das macht mir richtig Sorgen.